Doubs/Jura 2000 - Im Zeichen des Balles

Zeitraum: 10.-17.06.2000
Teilnehmer: Dang Duc Dzoanh, Frank Schlöffel, Michael Garri, Steffen


Vorspiel - Planung

Da unsere Reise während der Fußball-Weltmeisterschaft stattfand sollte nichts dem Zufall überlassen werden. Demzufolge wurden die Reisvorbereitungen mit äußerster Präzision durchgeführt.
An alles wurde gedacht: Fernseher, kulinarische Köstlichkeiten, Getränke, mehrere 100m Seil usw.


Akt 1 - Anreise

Früh am Morgen ging es am 10. Juni 2000 los. Herrliches Wetter war unser ständiger Wegbegleiteter. Nach ca. 6 Stunden im Auto erreichten wir unser Ziel.



Unsere Unterkunft

Schnell wurde das Quartier bezogen und die Ausrüstung verstaut. Und dann startete die Operation Fußball-Weltmeisterschaft. Sie sollte in einem Drama enden. Die Suche nach einer Antennensteckdose begann, wurde nach kurzer Zeit erfolglos abgebrochen. Es war einfach keine zu finden. Mit allen Tricks wurde nun versucht ein brauchbares Bild auf den Bildschirm zu zaubern aber es stellte sich kein Erfolg ein.
Schemenhaft konnte man ein Netz erkennen aber leider das eines Tennisplatzes. Für einige brach die Welt zusammen. Keine Fußballspiele am Abend um sich von den Strapazen des Tages zu erholen. Lustlos machten wir uns ans Grillen, aber mit einigen Flaschen Bier und Franks Trockenübungen besserte sich unsere Laune schnell.



Am Rande des Wahnsinns


Trockenübungen

Akt 2 - Gouffre de la Legarde

Die Wahl viel auf den Gouffre de la Legarde.
Nach einem ausgiebigen Frühstück, das zu einem Ritual werden sollte, machten wie uns auf den Weg.
Schnell war der Einstieg gefunden. Leichtes Gruseln erfasste uns beim Lesen einer Plakette, die von einem tragischen Unglücksfall berichtete. Mit äußerster Sorgfalt wurde das Seil eingebaut und zum Grund des Einstiegsschachtes (P28) abgeseilt. Durch einen schmalen Kluftspalt ging es weiter. Er führte nach kurzer Zeit in den Riesenschacht (P70), der über etliche Stufen in die Tiefe führte.



Gouffre de la Legarde - Schachtstufen

Nachdem wir die letzte Schachtstufe überwunden hatten begann die Suche nach dem Durchstieg zur Horizontalteil. Wir schauten in etliche Fortsetzungen, mussten aber nach kurzer Zeit wieder aufgeben. Einfach zu eng. Der einzige Lohn war eine dicke Schlammpackung die uns nun überzog. Wir beschlossen erst mal eine Stärkung zu uns zu nehmen. Baguette, Wurst, Käse und Schokolade leistete wertvolle Aufbauarbeit. Nochmals machten wir uns auf die Suche und wurden fündig. Eine unscheinbare Öffnung, die wir bei der ersten Suchaktion anscheinend nicht sahen, markierte die Fortsetzung. Sie führte in eine kleine Kammer. Ab hier wurde es wirklich gemein: Eng, feucht und glatt.



Gouffre de la Legarde - Micha im Tropfsteinschluf

Frank lies sich durch ein kleines Loch in die nächste Kammer gleiten. Schlufend entfernte er sich von uns. Nach einigen Minuten kam er zurück und berichtete von einem engen Tropfsteinschluf der nach einer kleinen Stufe mit Wasser gefüllt ist. Einer nach dem anderen besichtigte die Stelle. Zurück in der Schachthalle beschlossen wir, in Anbetracht unserer Ausrüstung (Leichtschlaz), nicht weiter zu gehen. Einfach zu hart für den ersten Tag. Wir machten uns wieder an den Aufstieg.

Wir kommen wieder!


Akt 3 - Gouffre du Petit Siblot

Eine kleine aber feine Tropfsteinhöhle erwartete uns. Da Frank und ich die Höhle bereits im Frühjahr besucht hatten machte das Auffinden des Eingans, im Gegensatz zu damals, kein Problem. Ein mit einem Gitter abgedecktes Loch markiert den Eingang der Höhle. Glatt, feucht und so klein das man kaum den Stop bedienen konnte.



Gouffre du Petit Siblot - Am Einstiegsschacht

Aber die Probleme sollten erst beim verlassen der Höhle auftauchen. Schnell das Seil an einem Baum befestigt und schon ging es hinab. Die Öffnung weitete sich schon nach ca. 1,5 m zu einem kleinen Balkon. Er öffnete sich nach wenigen Metern zu einer großen, schräg abfallenden Halle. Große Sinterfahnen und vereinzelte Tropfsteine schmückten bereits hier die Höhle. Zwischen Blöcken versteckt liegt der engen Durchstieg zur Tropfsteinhalle. Geschickt zwängten wir uns durch den engen Durchstieg zur Tropfsteinhalle. Schon standen wir am letzten Schachtfenster. Im diffusen Licht unserer Lampen konnten wir schon die prächtigen Tropfsteinsäulen in der sich vor uns öffnenden Halle erkennen. Mit Ehrfurcht durchwanderten wir die Halle und waren begeistert. Säulen von mehreren Metern Höhe füllten die Halle.



Gouffre du Petit Siblot - Tropfsteinhalle


Gouffre du Petit Siblot - Tropfsteinhalle

Nach einer kleinen Stärkung verließen wir diesen beeindruckenden Ort. Alles lief reibungslos. Aber dann kam die Einstiegsöffnung und machte so einigen Leuten Probleme. Wo ist der entscheidende Tritt? Es gab nur einen der aber schwer zu finden war. Mit vereinten Kräften schafften wir den letzten Meter auch noch.

Petit mais fin!


Akt 4 - Ruhetag!

Nach drei Tagen Höhle sollte ein Ruhetag folgen. Micha erkundete die Umgebung mit dem Fahrrad und für den Rest unserer Gruppe standen die Grotte des Faux-Monnayeurs und die Besichtigung einige Quellen auf dem Plan.
Die Grotte des Faux-Monnayeurs sollte laut Frank eine leicht begehbare Durchgangshöhle. Mit leichter Ausrüstung machten wir uns auf den Weg.



Grotte des Faux-Monnayeurs

Übermannshoch bohrte sich ein Tunnel in den Fels den man bequem folgen konnte. Zu bequem, den wir verpassten anscheinend die entscheidende Abzweigung. Keiner hatte sich den Plan angesehen. Also ging es weiter gerade aus. Es wurde flacher aber immer noch leicht begehbar. Plötzlich ein Wasserbecken. Frank, der die Höhle schon alleine befahren hatte, hegte schon leichte Zweifel. Nach kurzer Begutachtung querten wir auf einem schmalen Band das Wasserbecken. Danach leider wieder ein Wasserbecken. Diesmal kamen wir nicht so ohne weiteres durch. Teilweise standen wir bis zur Hüfte im Wasser aber egal wir mussten ja nicht mehr zurück. Die Logik einer Durchgangshöhle. Nun stieg der Gang leicht an und endete abrupt in einem Versturz. Schlufend bewegten wir uns vorsichtig weiter aber es wurde zu gefährlich. Überall lose Blöcke. Also zurück. Freudig erwarteten uns die Wasserbecken. Nur wenige hundert Meter vom Eingang sahen wir dann die Abzweigung zum zweiten Eingang, den wir dann auch nach wenigen Minuten erreichten.
So viel zur Durchgangshöhle aber es sollte noch besser kommen.

Nach einem Abstecher zu einer weiteren Quelle machten wir uns auf den Weg zum Auto. Umziehen, etwas Essen und weiter. Weiter?
Nanu unser Auto machte Probleme. Es sprang nicht an. Frank setzte sich ans Steuer während Dang und ich es mit anschieben versuchten. Gott sei Dank ging es bergab. Frank rollte und war schnell aus unserem Blickfeld. Wir liefen und liefen bis wir ihn in der nächsten Ortschaft am Straßenrand stehen sahen. Nun saßen wir fest. Mit Franks französisch Kenntnissen und tatkräftiger Unterstützung eines deutsch sprechenden Franzosen organisierten wir einen Abschleppwagen. Mit ihm ging es dann in die nächste Werkstatt. Wir landeten schließlich an einer Tankstelle irgendwo im Niemandsland. Kein Kontakt zu Micha. Die Monteure taten ihr bestes aber machten uns nicht sehr viel Hoffnung. Wir hatten das Gefühl das sie den gesamten Motor auseinander nahmen. Als wir uns schon so langsam heimisch fühlten fanden die Mechaniker den Fehler. Endlich waren wir wieder mobil und auf dem Weg nach Hause.
Micha, in der Sonne sitzend und sichtlich erholt, erwartete uns bereits.
Wir nutzten sie Sonnenstrahle um unsere durchnässte Ausrüstung zu trocknen.

Der Ruhetag!


Akt 5 - Lesine du Champs-Guillobot

Heute hatten wir uns etwas Einfaches ausgesucht. Die Lesine du Champs-Guillobot, laut Beschreibung ein tiefer Einstiegsschacht mit anschließender Tropfsteingang. Zu erwähnen sei noch eine 5m Kletterstufe!



Lesine du Champs-Guillobot

Irgendwie füllten wir uns durch den Einstiegsschacht nicht ausgelastet. Aber da war ja noch die Kletterstufe. Micha erklärte sich bereit die Stufe in Angriff zu nehmen. Schnell arbeitete er sich die ersten Meter hoch. Nur noch ca. 2 m trennten ihn von der Kante aber nun wurde es überhängend. Jeder Spit wurde genutzt aber es fehlte immer noch ein halber Meter.

Micha sah keine Chance die letzten Zentimeter zu überwinden. Er hing nun schon fast 1,5 Stunden in der Wand. Frierend beobachteten wir seinen langen Abstieg der nur mit Hilfe eines Messers gelang. Die restliche 40m des Einstiegschachtes waren für Micha die Hölle.

Cliffhanger!


Akt 6 - Grotte de la Malatiére

Micha hatte nach der Cliffhanger-Tour eigentlich keine Lust mehr irgendeine Höhle zu befahren. Aber nun war der doch mit gekommen. Die Grotte de la Malatiére wollte er sich nicht entgehen lassen. Laut Beschreibung nur ein 5m Einstiegsschacht und dann kann die Höhle leicht begangen werden. Lediglich einige Tropfstein-Durchstieg musste etwas enger sein.
Zum größten Teil stimmte es auch. Der Hauptgang war nur vereinzelt von etwas engeren Tropfsteindurchstiegen unterbrochen.



Grotte de la Malatiére


Grotte de la Malatiére

Nach einer kurzen Rast machten wir uns auf die Suche nach dem aktiven Teil. Wir fanden eine flache, lehmige, nach unten ziehende Spalte und vermuteten, dass dies die Verbindung war. Micha rutschte hinein kehrte jedoch nach wenigen Meter um. Nach kurzer Beratung beschlossen Dang und Micha, in anbetracht ihrer Ausrüstung (kein Superschlaz) zum Ausgang zu gehen. Frank und ich versuchten nochmals unser Glück. Nach etlichen Versuchen die zumeist im tiefen Schlamm endeten landeten wir einen Treffer. Eigentlich ganz einfach wenn man den Weg kennt. Ca. 5m unter uns rauschte das Bächlein vor sich hin. Da die Zeit schon weit fortgeschritten war brachen wir schweren Herzens die Befahrung ab und machten uns auf den Rückweg.


Akt 7 - Grotte des Cavottes

Müdigkeit machte sich unter einzelnen Teilnehmern breit. Nur noch Frank und ich waren für eine Höhlenbefahrung bereit. Ein Vorstoß in den aktiven Teil der Grotte des Cavottes wurde unternommen. Sonnenschein begleitete auf der Fahrt zur Doline.

Ausgerüstet mit Superschlaz machten wir uns ans Werk. Schnell überwunden wir die Schlufzone und erreichten den Faux Pas, einen zu querenden Schacht.
Nach einer 7m Stufe ging es durch die großräumige Galerie Sud zum nächsten Schacht.
Am Schachtgrund des P20 erwartete uns ein feuchter, enger Schluf. Muss ich mir das wirklich antun? Ja! Weiter geht's. Der Schluf bricht unmittelbar in den nächsten Schacht ab. Liegend, immer die Decke im Rücken, musste der nächste P20 eingebaut werden.



Grotte des Cavottes - Letzter P20

Einbauen und hinab. Zuerst eng wird er plötzlich Kreisrund und weit. Wasser fließt an seinen Wänden herab. Die aktive Zone ist erreicht. Meanderförmig zogen sich die wasserführenden Gänge dahin.



Grotte des Cavottes - Aktive Zone

Vorsichtig bewegen wir uns weiter um nicht den Überblick zu verlieren. Vergebens, zu viele Abzweigungen und keinen Hinweis auf den Hauptweg. Wir beschlossen diesen feuchten Ort wieder zu verlassen. In Rekordzeit standen wir wieder am Ausgang.

Ein schöner aber harter Abschluss.


Letzter Akt - Abreise

Keine besonderen Vorkommnisse!

Autor: Steffen