Doubs 2004 - Klassiker, Auspuff und eine Panne...

Zeitraum: 11. - 16.01.2004
Teilnehmer: Frank Schlöffel, Dirk

Ein Jahr ist nun vergangen, als wir Frankreich den Rücken kehrten.
Das sollte dieses Jahr genau so sein, aber dazu müssten wir erst einmal in Frankreich sein.

Die übrig gebliebenen Zwei, Frank und meine Wenigkeit, trafen sich am Sonntag den 11. Januar 2004 um 9 Uhr in Nürnberg, um eine gemeinsame Fahrt in den lang ersehnten und wohlverdienten Höhlenurlaub zu genießen. Nachdem die Rucksäcke, Ausrüstung, Verpflegung und massenhaft Seile verstaut waren, saßen wir auf und ritten gen Süd-Westen.

Für den Beifahrer war die Fahrt weniger aufregend und zugleich sehr einschläfernd. Ich bekam also nicht sehr viel davon mit. Lediglich in Frankreich musste ich meiner Navigations-Tätigkeit nachkommen und anhand einer Karte unser Gefährt über Land durch das ländliche Frankreich lotsen.

Es war 14:30 Uhr als wir in Montrond-le-Château aufschlugen.
Alles leer... Schön!Das Camp gehörte uns also allein.

Die zwei Mitglieder der Guano-Gilde und nun alleinigen Mieter des Camps, konnten aber die Einsamkeit in den Räumlichkeiten nicht ertragen und verließen fluchtartig, mit noch sauberer und frisch riechender Ausrüstung, das Revier.
Sie hatten natürlich auch ein Ziel im Auge. ...
... Und zwar die
Gouffre X! (Name aus Tour 2002 besagten Gründen abgeändert)

Wir parkten an einem Waldrand und wechselten bei Nieselregen unser Gesicht.

Es erwachten zwei gelbe Höhlenforscher, die ein halbes Jahr Alpenforschung hinter sich hatten und die Versinterungen auf dem Waldweg schon regelrecht riechen konnten.
Die Augen liefen rot an und der Schritt wurde schneller. Hastig knoteten zitternde Hände das Seil um einen Baum und nach einigen Augenblicken ragten nur noch 4 wackelnde, sich in einen Schacht quetschende Gummistiefel aus dem Boden, die dann ploppend verschwanden. Ruhe kehrte ein. ...

Leider nur über der Oberfläche, denn darunter seilten sich die zwei in einen Hohlraum ab und spazierten wenig später in einen riesigen Gang. Das Staunen über die versinterte Unterwelt, wurde gerade heraus gelassen. "Ohhh! .... Ahhhh!"

Unsere Strategie lautete: Durchlaufen, die Schönheit genießen und auf dem Rückweg das Schönste mitnehmen. Natürlich ohne sägendes oder abschlagendes Geräusch, sondern mit leisem klicken der Kamera und fauchen der Blitze.

Um nichts in der endlosen Versinterung zu zerstören, sahen sich unsere zwei Sinterkonsumenten sehr genau vor. Der Tropfsteindurchstieg im hinteren Teil erfolgte wieder ploppend, bevor das Ende des Hohlraumes erreicht wurde.
Dort angekommen leiteten sie den Rückweg ein. ... Sofort verwandelten sich die Augen einer der Guanos in scharfe Fotografenaugen und an den Händen des anderen wuchsen bizarre Gebilde, zwei immer größer werdende Warzen, die sich in Blitzgeräte verwandelten.
Die Guano-Paparazzies, verfolgten ein klares Ziel - sie wollten die Schönheit der Gouffre X mit nach Haus nehmen, um sich dort für immer daran zu ergötzen und um der ganzen Welt davon zu erzählen...

Nach einigen Stunden reichte es uns und das Höhlenforscher-Outfit wurde wieder abgelegt. Im Camp beendeten wir den Tag mit der Nahrungsaufnahme, wobei 13 Grad, Sturm und Regen den Abend schmückten.



Montag der 12. Januar.

Das Höfo-Gesicht wurde eingepackt und dein Klassiker aus der Tasche geholt. ...
Die
Grotte de la Malatiére.

Ohne Landkarte und nur mit einem Überbleibsel an verstaubten Erinnerungen ritten wir durch die Weiten Frankreichs, um vielleicht irgendwann einmal auf die Malatiére zu stoßen.
Nach nervenaufreibenden Unsicherheiten standen wir aber doch irgendwann davor. Auch der Regen ließ etwas nach. ...
Genau das war die Chance die Guanokluft heraus zuholen und das Höhlenforschergesicht überzustreifen.

Es war 11:45 Uhr, das Seil wurde wieder mit zitternden Händen um einen Baum geschlungen und kurz darauf spazierte das gelbe Höfo-Gespann ungeduldig und mit glühenden Abseilern in den Tiefen der Grotte de la Malatiére umher.
Die erste Hürde, eine fast 3m hohe Sinterwand, wurde mit einem Handstrick und vielen unsinnigen Ideen gelöst. Dem Weiterweg stand also nichts mehr im Weg.

Außer eine Stelle, die uns als Sackgasse erschien.
Wir wurden bleich. - "Hatten wir etwas übersehen?" ... schnell noch mal die Ariane geschüttelt, die 1.6 Ampere durch die Glühbirne gejagt und wie hungernde Hunde jede Ecke beschnüffelt.
Oh je! ... im Urlaub bücken! ... Schlufen war angesagt, und das über mit Pfützen durchzogenen Lehmlandschaften.

Und so verschwanden die Bleichgesichter im Sumpf und gewannen wieder an Farbe.

Rauchende Körper, schmerzende Knie, gut eingeschlammt und schwitzend. So erreichten wir die "Métro".

Nach diesen aufwendigen Foto-Sessions, begab sich die Guano-Foto-Crew dann doch auf den Rückweg.
So schön die Malatière auch sein mag. Irgendwann war Schluss.
Mit verstauter Fotoausrüstung ging es wieder in Richtung Ausgang, wo auch irgendwann tatsächlich Schluss war.
... Irgendwie hatten sich unsere Alpen-Höfos verlaufen. Oder besser gesagt ... verschluft.

Im Schluf liegend, die Deckenwand auf den Rücken drückend und ein kleiner Tropfstein in den Bauch stechend, ging es nicht mehr vor und nicht mehr zurück. Sehr, sehr angenehm!
Nach energischen Rüttel-, Ruck- und Quetschaktionen endlich die Befreiung. Phuuu, das kostete Kraft.
Zum Glück sind wir ja eh bald draußen. Kaum die richtige Abzweigung gefunden, war der Ausgang auch schon greifbar.

Draußen regnete es, es war Stockdunkel und ca. 20 Uhr als ich das Einstiegsseil aufstieg.
Oben angekommen hörte es natürlich auf zu regnen.
Toll!
Ich rief sarkastisch nach unten: "Frank es hat aufgehört zu regnen, Du kannst hochkommen."
Frank hatte Glück, er konnte im trockenen aufsteigen.

Abgesehen von der nervigen Suche der Malatière, fing jetzt der Pechtag so richtig an. ...

Die verschlammte Höfo-Gilde stampfte schmatzend über die aufgeweichte Wiese. 9° war für Januar schön warm und sehr angenehm. Sogar der Regen hatte aufgehört.
... DENKSTE!
Gerade als die Heckklappe geöffnet war, ergoss sich ein wahrer Jahrhundertregen über ihnen. In dieser Situation war Umziehen unmöglich und die Heckklappe wurde wieder geschlossen. Zum Glück hatten sie noch ihre PVC-Schlaze an und konnten vor dem Auto auf Besserung warten.
... Wartend, auf dem dunkeln Parkplatz stehend, leuchtete so langsam wieder das Gelb der Schlaze auf. ...

Nach 15 Minuten war es soweit. Der Regen stoppte abrupt, was wir sofort zum Umziehen ausnutzten. Endlich im Trockenen sitzend, ging es für uns schleunigst nach Hause, wobei die Höfo-Gesichter im Fahrtwind trockneten. ...

Nun der Horror!

Unsere zwei abgekämpften, verschwitzten, im Gesicht mit Schlamm beschmierten und ausgehungerten Heimfahrer fuhren eilig, um möglichst bald der Dusche ins Auge zu sehen!
Doch die sollte leider noch lange auf sich warten lassen, da nach einer Bergkuppe ein Auspuff irgendeines Autos quer auf der Strasse lag. Bremsen war nicht mehr möglich, Ausweichen auch nicht. ... Macht doch nix! Ist doch nur ein Auspuff! Da kommen die doch locker drüber.
... DENKSTE!
Kurz vor dem Aufprall dann die Verwandlung. ... Der Auspuff wuchs bis auf eine Größe, dass er von einem LKW stammen könnte. RUMS! ... Und die Guano-Gilde ritt mit großen Augen und offen stehendem Mund unweigerlich über dieses h ässliche Hindernis. Phuuu! Glück gehabt, nichts passiert und die Fahrt ging weiter ...

Vom Schreck erholt, gab es gleich die nächste Keule.

Ausgerechnet mitten in der französischen Pampa musste das Resultat unseres Zusammenstosses ans Tages- bzw. Nachtlicht kommen. Es schrillte die Öldruckwarnanzeige und zwang uns die Rückfahrt ins Camp sofort zu beenden.

Es wurde eine lange Nacht. So gegen Mitternacht waren wir mit tatkräftiger Hilfe eines Automobilclubs wieder im Camp. Die Dusche und das Essen genehmigten wir uns also etwas später als geplant.



Dienstag der 13. Januar.

An diesem Tag war ausschlafen angesagt.
Das Höfo-Gesicht blieb verstaut. Wir mussten auf eine Nachricht von der Werkstatt warten.
Ohne Auto keine Baguette. Somit teilten wir uns das vom Vortag übrig gebliebene 20cm-Buagette und warteten.

Sturm, Regen und Temperaturen um die 0° stellten sich ein.

18 Uhr dann die Gewissheit. Ölpumpe und Ölwanne defekt, die Reparatur dauert bis Donnerstag Abend.
Ein Leihwagen brachte uns durch den nächsten Tag.

Yeah! Mit dem fahrbaren Untersatz waren wir wieder am Drücker!
Am nächsten Morgen ging es in die Gouffre de Pourpevelle.



Mittwoch der 14. Januar.

Früh aufstehen war angesagt.
Im Leihwagen ging es erneut über die Horror-Strasse der Pourpevelle entgegen. Der Auspuff lag natürlich nicht mehr da. Wer weiß wer sich den unter den Nagel bzw. unter die Bodenplatte gerissen hat?

In Höfos verwandelt und schon unter Entzugserscheinungen leidend betraten die gelben Gummimännchen die Pourpevelle.

Unser Motto: Schauen wir mal wie weit wir im PVC und einem einfachen Unterschlaz kommen.
In Staunen versetzte uns gleich der Hauptschacht. Eine ca. 40m freihängende Seilstrecke, garniert von leichtem Tropfwasser.

Da fühlten sich die gelben Gummimännchen wie zu Haus in den Alpen.

Und die Pourpevelle ließ sie noch mehr staunen...

Bald bestanden die Gänge nur noch aus mindestens knietiefen Wasserbecken.

Und dann gaben sie auf, die Wasserratten!

Aus Sicherheitsgründen wurde der Rückweg eingeschlagen. Die Gangdimension zwang uns bis zur Brust ins Wasser, wobei man mit dem Helm trotzdem an der Decke anstieß.

17:45 Uhr erreichten sie den Parkplatz, schütteten Ihre Gummistiefel aus und trockneten ihre Wassergesichter, bevor sie gen Süden ritten.



Donnerstag der 15. Januar.

Die Abgabe des Leihwagens und Übernahme des eigenen Autos zwang uns an diesem Morgen wieder sehr früh aufzustehen. Natürlich besuchten wir vor diesen Pflichtterminen noch eine Höhle.
Und wieder wurde ein Klassiker aus dem Ärmel geschüttelt.
Die Gouffre de la Baume Sainte Anne.

Das Wetter sah für die Guano-Crew brauchbar aus aber es war mittlerweile unverschämt kalt geworden. Aber das störte Sie nicht, denn sie spielten ja kein Minigolf.
Sie stellten das Auto zwischen Wiese und Straßenrand ab und streiften hochtechnische Befahrungsmittel über.

Mitten in dieser Aktion schweifte mein Blick die Strasse entlang, zu dem nicht weit entfernten Dorf.
Sehr verschlafen! Weiden, Scheunen und Bauernhöfe mit rauchenden Schornsteinen prägten das friedliche Bild.
Doch was war das!
Etwas großes, schwarzes kam schnell die Strasse herauf gesprintet.
Auf halber Strecke erkannten wir ein fletschendes, vom Wind verzogenes Hundegesicht.
Schluck! Natürlich in der Bewegung gehemmt, verursacht durch den Schlaz der noch nicht ganz über beide Beine gezogen war, hasteten wir hüpfend umher.
Zu langsam! Im nächsten Augenblick wurden wir von einem riesigen schwarzen Hund, von oben bis unten beschnüffelt.
Phuuu! Zum Glück war er friedlich. Aber so lieb er auch aussah, gestreichelt hatte ihn trotzdem keiner.

Wieder wurde mit zitternden Händen das Seil um einen Baum geknotet. Der Grund dafür waren die Dimensionen der Doline und dem was uns an ihrem tiefsten Punkt erwartete.

Unsere zwei Höhlenfreunde drangen bis an den tiefsten Punkt der Doline vor und sahen einen Schacht von 15-20m Felswand hinunter. Der Schachtmund betrug ca. 20 x 8m.

An der letzten Umhängestelle öffneten sich die Felswände und gaben einen riesigen Raum frei. Frank seilte sich ca. 50m freihängend ab. Ich konnte ca. 65m hinunter schauen. Gewaltig! Frank war nur noch als kleiner gelber Punkt zu erkennen.
Nun war ich an der Reihe und seilte mich bis zur letzten Umhängestelle ab. Dann ging es frei hängend weiter bis zum Grund der Sainte Anne. Ich musste öfters anhalten um mich umzusehen. Leider war nur Dunst und keine Wandbegrenzung auszumachen. An meiner linken und rechten Seite stürzten zwei kleine Wasserfälle herab.

Die Traverse über den See im unteren Teil, bestand aus 3 straff gespannten Seilen. Einem Doppelseil und einem Sicherungsseil das im hinteren Drittel auf 3 Meter beschädigt war. (Nur noch der Seil-Kern vorhanden)



Freitag der 16. Januar.

An diesem Tag kehrten wir Frankreich für das Jahr 2004 (oder auch nicht) den Rücken, den der Jura-Urlaub war für uns beendet.

Auf der Heimfahrt entspannten sich die Höhlengesichter im Kofferraum und begutachteten die Fotos der letzten 5 Tage ...
... sie staunten leise ...
... bevor Sie einschliefen und von den Höhlen Frankreichs träumten.



Autor: Dirk