Doubs/Ht.Saone 2006 - Im Zeichen des Wassers

Zeitraum: 02. - 08.01.2006
Teilnehmer: Petra Strattner, Steffi v. Schubert, Mirjam Halmen, Alex und Timo Hess, Benjamin K., Dirk, Frank Schlöffel, Steffen Hoffmann, Steffen


Montag - Anreise

Ein Konvoi von 3 Autos wälzte sich am frühen Morgen des 2 Januars 2006 Richtung Montrond-le-Châtau. Eingezwängt zwischen Ausrüstungsgegenständen und Lebensmitteln verharrten einige der Passagiere mehr als 6 Stunden bis endlich das Ziel erreicht wurde. Nach einem kurzen schütteln der müden Knochen begann das Verstauen der Ausrüstung und die Planung für den restlichen Abend. Eine guten Abend Höhle musste her...

Die nahe gelegene Grotte de Chenecey wurde ins Auge gefasst. Schnell und voller Tatendrang wurde die Ausrüstung gepackt und zur Höhle gefahren. Aber was war das? In voller Montur standen wir, Alex, Petra, Mirjam, Beni, Frank und ich, vor einem 2 Meter hohen Zaun. Der Höhleneingang war hermetisch verschlossen. Unverrichteter Dinge machten wir uns wieder auf den Weg ins Camp.


Ordnung muss sein! (Foto: Steffen Hoffmann)

Dienstag - Suchen, Suchen und nochmals Suchen

Eigentlich sollte die Grotte Baudin relativ einfach zu finden sein, aber irgendwie bekamen wir es nicht auf die Reihe.
Hoch auf den Berg, runter zum Auto und nochmals hoch auf den Berg. Eine schweisstreibende Angelegenheit, speziell für die im Super-Schlaz. Der neu angelegte Klettersteig wurde ein guter alter Bekannter. Mirjam erreichte schliesslich als erste den kleinen Eingang hoch über der Source du Verneau.
Der Eingangsbereich besteht aus einem Schluf, der durch kleinere Kammern unterbrochen ist.
Nach ca. 120m erreichten alle den Salle Simon Chorvot. Ab hier wurde es bequemer. Gemeinsam besuchten wir die Galerie des Gours und einen Teil der Galerie de la Boue.


Galerie des Gours (Foto: Frank Schlöffel)

Im Salle Hoppe teilte sich die Gruppe. Alex, Petra, Steffen H. und Timo machten sich auf den Rückweg um Steffi, die nicht mit in die Höhle ging, noch vor der Dunkelheit aufzusammeln. Mirjam, Beni, Frank und ich begannen mit dem Abstieg zum Verneau. Ein Schluf führte vom Salle Hoppe zu einem feuchten 8m Schacht. Bereits im Schluf spürte man das Donnern des Verneau. Durch einen stark bewetterter Schluf, aus dem es mächtig heraus donnerte, ging es weiter. Mirjam schlufte voran. Leider hatte sie kein Seil dabei, deshalb musste ich mich an einer passenden Stelle an ihr vorbei zwängen. Immer weiter schlufend spürte man die Gewalt des Wassers. Das ganze Gestein um uns herum vibrierte unter den Wassermassen. Nach mehreren Metern schaute man in eine riesige Gumpe die von einem Wasserfall gespeist wurde. Das bereits eingebaute Seil führte in halber Höhe an die gegenüber liegende Wand. Den Stop eingehängt und schon ging es über die tosenden Wassermassen. Eine anschließende Querung zeigte den weiteren Weg.


Querung im Collecteur (Foto: Frank Schlöffel)

Im Collecteur (Foto: Frank Schlöffel)

In einigen Metern Höhe ging es an einem Stahlseil weiter in die Klamm hinein. Schließlich war das Ende der Querung erreicht. Leider toste noch immer der Verneau in seinem engen Bett. Nach einigen Kletter- und Spreizeinlagen standen wir vor einem wenig einladenden Becken. Keine Tritte und die unbekannte Tiefe ließ uns zurück schrecken. Nach kurzer Beratung beschlossen wir den Rückweg anzutreten.
Noch hatte keiner so rechte Lust auf ein kühles Bad im Verneau.


Mittwoch - Klassiker standen im Vordergrund

Die Grotte du Folavene, ein Schachtklassiker, sollte diesmal fallen. Aber trotz sorgfältiger Vorbereitung scheiterten wir an einem kleinen Detail. Das ominöse Dreiecksprofil machte uns einen Strich durch die Rechnung.

Mirjam, Beni, Frank und ich machten sich bepackt mit Seilen auf den Weg. Schnell wurde der Einstieg gefunden.
Nach einem kurzen Schluf betraten wir eine nach unten ziehende Halle. Durch Blockwerk ging es weiter. Mehrere enge Durchstiege würzten den Weg bis schließlich der erste Schacht erreicht wurde. Kurz vor dem Schacht lauerte das Dreiecksprofil auf sein Opfer. Mit einiger Mühe gelang mir der Durchstieg. Mirjam und Beni folgte mir ohne Probleme. Am Schachtgrund wartend hörten wir plötzlich ein leises „Ich komm nicht durch!“ Das Dreiecksprofil hatte sein Opfer gefunden. Da waren wir noch drei. Der anschließende Meander vor den nächsten Schachtstufen machte nun mir Probleme. Da waren es noch zwei, was gleichzeitig den Abbruch bedeutete.
Wir verließen die Höhle und machten uns auf zum Auto. Dabei putzten wir noch schnell eine kleine Höhle am Wegesrand weg. Außer Lehm war leider nichts zu sehen.

Da wir schon in der Nähe der Gouffre de la Baume waren, sollte dies unser nächstes Ziel sein. Dort angekommen verspürte ich keine Lust mehr mich in dieser Kälte umzuziehen. Ich mutierte zur Lusche.


Lusche am Dolinenrand (Foto: Benjamin K.)

Während Mirjam, Beni und Frank im tiefen Schlund verschwanden machte ich es mir im Auto bequem. Wärme, Musik, Essen und Trinken standen mir im Sinn.
Nach ca. 3 Stunden sah ich die ersten Lichter am Dolinenrand auftauchen.

Während wir mehr oder weniger Erfolgreich den Tag verbrachten, besuchte der Rest der Gruppe die Grotte de Cavottes.

Spät am Abend trauten wir unseren Augen nicht. Dirk der Nachzügler stand plötzlich vor uns. Er hatte wohl gespürt, dass am nächsten Tag ein weiterer Vorstoß zum Verneau geplant war.


Donnerstag - Wassertag

Der Vorstoß fand über die Gouffre de la Baume des Cretes statt. Wie immer war es bitter kalt am Einstieg. Alleine stapfte ich durch den Schnee zum Einstiegsschacht. Eingebaut und schnell hinab ins warme. Gefolgt von Dirk, Mirjam, Beni und Frank bewegten wir uns zügig voran. Der Salle Carrefour war unser erstes Ziel. Hier in diesem bereits aktiven Bereich ging es nun weiter Richtung Collecteur.


Galerie Chinois (Foto: Dirk)

Abstieg zum Collecteur (Foto: Dirk)

Die Galerie des Chinois wurde durchquert und schließlich standen wir an der Stelle wo letztes Jahr für Frank und mich Schluss war. Aber diesmal hatten wir genug Seil dabei - vorerst. Gesichert ging es nun die kleine Stufe hinab ins anschließende Wasserbecken. Bereits hier hörte man das Wasser in den Collecteur stürzen. Durch einen kleinen Durchschlupf gelangten wir auf einen Balkon, ca. 12m über dem Verneau. Ein weiteres Seil wurde ausgepackt und hinab ging es in den Collecteur.

Flussaufwärts standen wir sofort vor einem Hüfttiefen Wasserbecken mit anschließender Kletterstufe. Wir entschlossen uns erst mal die Flussabwärts liegende Galerie de la boue zu besuchen. Dieser zu einem Sifon führende Gangabschnitt war stark verlehmt. Während die anderen bald zurück blieben drangen Dirk und ich weiter vor bis auch wir abbrachen. Das brackige Wasser stand Dirk schon fast bis zum Hals. Also zurück zur Wasserfallstufe.


Wasserfallstufe (Foto: Dirk)

Spreizend, immer den Wassermassen ausweichend, arbeitete ich mich hoch. Dirk, der nach kam, baute schnell eine Querung ein um den Anderen die völlige Durchnässung zu ersparen. Weiter ging es. Längere Laufpassagen wurden durch teilweise hüfttiefe Gumpen unterbrochen.


Kletterei über Gumpe (Foto: Dirk)

Spreizend und kletternd oder einfach mitten durch wurden die Hindernisse überwunden bis nach einer kurzen Abseilstrecke ein Halle erreicht wurde. Die Kletterstufen, kurz vor dem Salle du Sinai, türmten sich vor uns auf.


Kletterstuf vor Salle du Sinai (Foto: Dirk)

Hier war mal wieder Schluss für uns. Leider hatten wir für den Aufstieg kein weiteres Seil zur Verfügung. Zeit fürs Foto-Shooting. Dirk packte seine Kamera aus und begann mit seiner Arbeit. Der Rückweg unterbrochen von Fotopausen wurde angetreten. Nach ca. 9 Stunden hatte uns die Kälte wieder.

Alex und Timo waren von der Grotte de Chenecey, die der Rest der Truppe besuchten, noch nicht ganz ausgelastet und folgten uns in die Gouffre de la Baume des Cretes. Für die beiden war kurz nach dem Salle Carrefour Schluss.


Freitag - Putz und Flick Tag

Das hatten wir uns verdient. Während Alex, Mirjam, Beni, Dirk und Timo die Gouffre de la Belle Louise besuchten hatten Frank und ich unseren berühmten Putz- und Flicktag.


Gouffre de la Belle Louise (Foto: Dirk)

Der wie folgt aussah:
Nach einem ausgiebigen zweiten Frühstück wurde ein wenig aufgeräumt. Danach schnappten wir uns einige Landkarten und machten uns auf die Suche nach unbekannten Höhleneingängen.
Wir hatten Erfolg. Zwei neue Eingänge wurden gefunden. Nun ging es ans Einkaufen für das Abendessen. Abgekämpft kamen wir im Camp an. Nach einem Schluck Wein ging es ans Kochen. Schon bald köchelte das Chili auf dem Herd.

Auch Petra und Steffen H. hatten viel Spaß im Wasser. Sie besuchten die Grotte du Moulin des Isles.


Grotte du Moulin des Isles (Foto: Steffen Hoffmann)

Samstag - Abschlusstag

Nach langer Fahrt traf der Konvoi von 4 Autos in Cerre les Noroy ein. Während Alex, Petra, Mirjam, Beni, Dirk, Steffen H. und Timo, bereits die Ausrüstung anlegten, machten sich Frank und ich auf die Suche nach dem Eingangs. Schnell wurde der kleine Schachteinstieg der Grotte de Cerre les Noroy gefunden. Hastig ging es zurück zu den anderen, um ebenfalls die Ausrüstung anzuziehen. Der erste Teil der Gruppe machte sich auf den Weg um den Einstiegsschacht einzubauen und in die bedeutend wärmere Höhle einzufahren.
Einer nach dem anderen verschwand im 15m tiefen Einstiegsschacht der in eine kleine, nach unten ziehend, Halle mündete. Nach kurzem, lehmigem Abstieg trafen wir bereits auf einen kleinen Bachlauf der uns für die restliche Zeit begleitete. Die ersten Sinterformationen zeigten sich. Schnell trennte sich die Gruppe in zwei Teile. Während die Wassererprobten voran stürmten versuchte der Rest der Gruppe, die Füsse so lange wie möglich trocken zu halten. Nach ca. 400m und vielen Ohh´s und Ahh´s wurde der eigentliche Flusslauf erreicht.


Grotte de Cerre les Noroy (Foto: Dirk)

Ein Seitenarm brachte deutlich mehr Wasser in die Höhle. Zu diesem Zeitpunkt musste man zeitweise bis zur Hüfte ins Wasser um weiter voran zu kommen. Hier verloren wir Alex und Timo. Sie kapitulierten vor den Wassermassen und traten den Rückweg an. Munter ging es weiter durchs Wasser bis zur Schlüsselstelle. Schlagartig senkte sich die Decke bis auf 40cm über der Wasseroberfläche. Ein kleiner Durchbruch markierte den Weiterweg.


Grotte de Cerre les Noroy (Foto: Dirk)

Die glücklichen Besitzer von Neoprenanzügen machten den Anfang. Der Rest folgte mehr oder weniger nass durch die Engstelle. In angenehmen Gangdimensionen ging es weiter bis nach ca. weiteren 400m ein Sifon unser vordringen stoppte.


Grotte de Cerre les Noroy (Foto: Dirk)

Dirk und ich versuchten noch etwas weiter vorzudingen aber der Luftgefüllte Raum wurde immer niedriger.
Nach kurzer Rast und einigen Fotos ging es zurück bis zum Seitenarm wo uns Petra und Steffen H. verließen. Der Rest erkundete den Zubringer. Ein weitere wassergefüllte Engstelle wurde überwunder. Die Ohh´s und Ahh´s wurden in anbetracht des Sinterschmucks immer lauter und länger. Schon längst wurde nicht mehr auf die total durchnässte Ausrüstung geachtet und sich mehr oder weniger freiwillig in das kühle Nass geworfen. Manche stürzten sich sogar vor lauter Übermut Kopf über in die Fluten. Nach ca. 450m zwang uns der Bachlauf zum schlufen. Körperenge, lehmige Schlufpassagen, unterbrochen von kleinen sintergeschmücken Räumen, prägen hier das Bild. Dirk zischte als Kundschafter davon und berichtete nach seiner Rückkehr von weiteren sehr engen Schlufen. Man beschloss den Rückzug anzutreten.
Nach fast 7 Stunden standen wir wieder im trockenen.

Im Camp angekommen machte sich Alex, Dirk und Timo nach einer Stärkung nochmals auf die Socken. Die Gouffre X war ihr Ziel.


Gouffre X (Foto: Dirk)

Spät in der Nacht, als alle schon schliefen und von der Grotte de Cerre les Noroy träumten kamen die Drei wieder zurück.


Sonntag - Abreise

Die Wasserspiele haben ein Ende. Leider oder endlich den es bildeten sich bei einigen Kandidaten bereits leichte Ansätze von Schwimmhäuten aus.
Packen, durchkehren und ab ging es Richtung Heimat.


Gruppenfoto (Foto: Mirjam Halmen)




So was!

Mit Beni machte ich während des Frühstücks noch einen kurzen Ausflug in den Source du Calcium. Hier ein kurzer Bericht:

Kurz nach dem Frühstück machten Beni eine Entdeckung. Mit vollem Bauch und Milchbart folgten wir dem Milky-Way und stießen tatsächlich auf den Eingang zur Source du Calcium. Zwischen saftig blauen Wiesen öffnete sich der patentierte Eingang.


Eingang Source du Calcium (Foto: Tetra Pack)

Dahinter fanden wir eine weiße Zauberwelt. Milchseen, Rahmfälle, Butterberge, Fettaugen und mit Milchpulver bestäubte Gänge erwarten den Forscher.

Um den erhalt der Höhle zu gewährleisten mussten einige Befahrungsregel beachtet werden.

Befahrungsregel „Source du Calcium"
  • So genannte „Schluf-Tücher" sind zu verwenden


  • Um Verschmutzungen zu vermeiden müssen die am Eingang bereit gestellten „Schluf-Tücher" verwendet werden.

  • Achtung Gefahr des Rundläufers ist gegeben


  • So manche Forscher haben sich durch Unachtsamkeit im Gangsystem festgelaufen. Tagelang waren sie unterwegs bis man sie fand. Verharrend, auf ihren bereits bis zum Boden reichenden Milchbärte stehend entdeckte man sie.

  • Mindestbefahrungsdatum ist zu beachten


  • Um Verrahmung oder Verbutterung zu vermeiden ist der Aufenthalt in der Höhle auf eine Mindestbefahrungszeit beschränkt. Es besteht auch die Gefahr des unkontrollierten Milchbart-Wachstums.

  • Milchgefahr


  • Nicht ohne sichere Milchvorhersage in diese Höhle steigen. Bei Überproduktion von Milch besteht Hochmilchgefahr.

  • Vorsicht vor dem freundlichen Höhlenbewohner „Tetra receptaculum"*


  • Man muss auf den leider nicht immer so freundlichen Höhlenbewohner „Tetra receptaculum"* achten. Im schlafenden Zustand sollte man ihn nicht wecken. Sollte dies nicht zu vermeiden sein, ist ein schnelles Entfernen ratsam. Grausame Rituale stehen in solch einem Fall den Forschern bevor.

    * receptaculum = Behälter


  • Milchschnitt-Gefahr

  • In manchen Bereichen der Höhle sind die messerscharfen „K. Milchschnitte" zu erwarten.


Autor: Steffen