Frankreich - Doubs 2017: Klirrende Kälte und ein Rondodrama! Zeitraum: 02.-07.01.2017 Einmal mehr wurde das neue Höhlenjahr im Doubs begrüßt. Leider war es kurz vorher zu einigen
personellen Ausfällen gekommen, so das letztlich nur ein kleines Rumpfteam, bestehend aus Sabine, Tami, Klaus und
meiner Person übrig geblieben war. Tag 1, 02.01.2017: Gegen 10 Uhr in Nürnberg gestartet traf ich nach knapp 6 Stunden in Montrond– le– chateau ein. Die Putzfrau war noch im Camp zugange, was mich nach einem kleinen Schwätzchen, jedoch nicht davon abhalten konnte das Auto auszuräumen und mich häuslich einzurichten. Nach getaner Tat gönnte mich zur Belohnung ein Schlückchen Wein, studierte die Höhlenunterlagen und bereitete mein Abendessen vor.
Bald trafen auch Sabine, Tami und Klaus ein, die immerhin 9 Stunden Fahrt am Buckel hatten. Nach großem „Hallo“ und Auspacken stand ein gemütlicher Camp-Abend an, der gegen Mitternacht in den Schlafsäcken endete. Tag 2, 03.01.2017: Zu allem entschlossen wurde am nächsten Morgen gegen 8 Uhr aufgestanden. Schnell ein paar knusperfrische Baguettes geholt und nach ausgiebigen Frühstück ging es gegen 11 Uhr los. Das Ziel: die Gouffre du Petit Siblot. Nach ca. 40 Minuten Fahrt waren wir vor Ort. Flink die Ausrüstung angelegt, ein paar Meter zum Einstieg gelaufen und es konnte reingehen.
Zunächst sind 2 Seile mit einigen Umhängestellen einzubauen, dann ein kurzer, steil abfallender Gang der in einen kleinen abschüssigen Raum führt. Um von hier in die schönsten Höhlenteile zu gelangen ist ein kleiner Kletteraufstieg und ein anschließender Schlufgang zu bewältigen. Dieser mündet auf einer Plattform ein, von der ein paar Meter in die grosse Halle abgeseilt werden muß. Ziel erreicht! Nach einer kleinen Pause noch einige Fotos gemacht, dann ging es wieder Richtung Ausgang.
Doch am vorletzten Schacht gab’s das erste Rondoproblem. Klaus hatte seinen Rondo kurz öffnen müssen und beim
Versuch ihn anschließend wieder zuzuschrauben, war bei ca. halber Gewindelänge Schluß! Nach vielen Versuchen war
klar, das sich der Rondo ins Gewinde gefressen hatte, er ging weder auf noch weiter zu. Notgedrungen mußte ein
normaler Schraubkarabiner herhalten um Klaus wieder glücklich an die Oberfläche zu bringen.
Doch beim Einschlazen geschah etwas unglaubliches. Als ich meinen Rondo festziehen wollte, blockierte auch dieser
plötzlich. Er ließ sich kaum mehr vorwärts oder rückwärts drehen. Nur gemeinsam und mit unglaublicher
Kraftanstrengung brachten wir ihn nochmals auf. Damit war auch der zweite Rondo futsch! Diesmal verwendete ich
notgedrungen einen Schraubkarabiner. Tag 3, 04.01.2017: Die Mädels wollten heute ihren berühmten shopping – Tag machen, d.h. von Schaufenster zu Schaufenster bummeln, Klamotten anprobieren und evtl. kaufen und alle möglichen Leckereien mitbringen. Das war natürlich nichts für Klaus und mich. Wir entschieden uns für die Gouffre de la Belle Louise, deren letzte Befahrung auch mehr als 10 Jahre zurückliegt. Durch den Ausfall der Mädels konnten wir uns Tamis Rondo schnappen und verfügten damit über 2 voll funktionstüchtige Schachtausrüstungen. Schlotterkalt war’s beim Umziehen, denn ein eisiger Wind pfiff uns um die Nase. Schnell ging es daher zum Eingang in der Doline, wo es etwas windgeschützter war. Wir waren mit dem Einbauen des Einstiegs gerade fertig, da kamen 2 Höfos vom GCPM des Weges. Sie waren in einer Höhle „um die Ecke“ am Forschen, wo sie nun schon in ca. 100 m Tiefe wären und wir dürften uns diese Höhle gerne auch mal ansehen. Vermerkt! Doch heute ging es erstmal in die Belle Louise. Dank vieler neuer Haken ist der Einbau deutlich vorgeben. Der knapp 50 m tiefe Schacht wird dadurch in ca. 15 m tiefe Abseilstrecken zerlegt. Ein großer Vorteil beim Wiederaufstieg! Nach kurzer Schlufpassage folgen die nächsten Schächte, die alle mit neuen Haken ausgestattet sind.
Zügig geht es für uns hinab und dann, durch einen schmalen Kuftgang mit kleinem Rinnsal in der Sohle bis zum
sog. See, unmittelbar vor den großen Teilen. „Gummistiefeltief“ stand in meinen alten Unterlagen, aber das
hier sah deutlich tiefer aus und das abgestandene Wasser stank geradezu bestialisch. Langsam tastete ich mich
rein und auf einmal war ich schon bis zur Unterhose drin. Doch es war scheinbar noch tiefer und der nicht
sichtbare Untergrund war sehr abschüssig. Klaus hielt mich an der Fußschlinge fest, als ich versuchte mich
weiter vorzutasten. Doch es half alles nichts, das Wasser war zu tief. Wie wir später erfahren haben,
wäre es bis zu den Achseln gegangen... Tag 4, 05.01.2017:
Der Puits de la Becherie gehört zu den Höhlen, deren Eingänge Steffen und ich schon vor
Jahren abgeklappert hatten. Die übereinstimmende Meinung damals: das schaut ganz interessant aus und auch der
Plan verspricht eine schöne Schachthöhle bis ca. –110 m.
Schon am Grund des ca. 20 m tiefen Schrägschachts der in einen Raum mit vielen Knochen führt, wird‘s gemein. Ein erster flacher und feuchter Lehmschluf mit engen 90 Gradknick am Ende bricht unmittelbar in einen kleinen Schacht ab. Danach wird es nie wirklich besser. Kleine Schachtstufen von 4 – 7 m Tiefe wechseln sich munter mit engen, ausgegrabenen bzw. erweiterten Mäanderpassagen ab. Überall finden sich Abstützungen und verkeilte Holzkonstruktionen um die große Steinschlaggefahr etwas zu dämpfen. Eine typische Baustellenhöhle mit nur sehr wenigen Spits, die noch dazu oft unbrauchbar, da verlehmt sind. Der Einbau ist, wie auch die Schachteinstiege entsprechend schwierig. Irgendwann erreicht man einen gut 2m durchmessenden 30 m Schacht, wo man etwas Luft zum Durchatmen hat und glauben könnte, man hätte das schlimmste überstanden. Weit gefehlt, denn der unmittelbar anschließende Weberknechtmäander ist so eng, das man auf ca. 4m Länge nur ohne Schachtzeug hindurchkommt und danach im Schluf liegend wieder anziehen muß, weil’s direkt in den nächsten 20 m tiefen Schacht abbricht. Hier haben wir abgebrochen, denn dieser Schachteinstieg könnte beim Ausstieg, aufgrund des schlecht positionierten Spits große Probleme bereiten. Einfach zu gruselig und da bis hierhin, in ca. 80 m Tiefe nichts außer Lehm und Weberknechte zu sehen war, mag man nicht daran glauben, das sich dieser trostlose Charakter auf den letzten 30 m noch ändern könnte. Schnell wieder raus, aus diesem Drecksloch! Tag 5, 06.01.2017:
Da war er wieder, der berühmte Oberflächentag, der einfach dazu gehört! Dabei hatten wir am Vorabend eigentlich
eine große Höhle, die Gouffre du Paradis, intensiv geplant gehabt. Doch am nächsten Morgen, bei knackigen –14,5 Grad,
aber extrem sonnigen Wetter wurde kurzfristig umgeplant.
Weiter ging es in den schattigen Kessel des Creux Billard, wo alles zu Eis erstarrt war. Dank des niedrigen Wasserstands konnte ich mir erstmals die kleine Grotte auf der rechten Seite richtig ansehen. Am tiefsten Punkt steht hier ein kleines Kreuz und der See dahinter schließt scheinbar ab.
Dann ging es auf der anderen Hangseite hinauf zur Grotte Sarrasine, mit ihrem gewaltigen, überhängenden Portal. Auch hier von Wasser anfangs keine Spur, so das wir ein gutes Stück, nämlich bis zu einem grossen See, hineinlaufen konnten. Nach Höhlenbeschreibung und Plan müßte man nur mit Boot oder Neo bis zum deutlich sichtbaren Sinterfall auf der linken Seite des Sees kommen. Ist man hier hochgestiegen, locken kilometerlange Gänge. Vermerkt!
Dann stand der Source du Verneau auf dem Programm. Das Steiglein zum Portal wird s
cheinbar nur noch selten begangen, denn es ist überraschend verfallen. Der Graben der normalerweise einen
tosenden Wildbach aufnimmt, war fast völlig trocken. Auch hier konnten wir ein ganzes Stück trockenen Fußes
in die Höhle vordringen.
Außen war es nun so kalt, das sogar die Nasenschleimhäute anfingen zu vereisen. Nichts desto trotz, ein krönender Abschluß unseres Höhlenurlaubs! Am späten Abend ging es den letzten Vorräten an den Kragen, dann wurde schon mal vorgepackt. Tag 6, 07.01.2017: Das übliche Programm stand an: frühes Aufstehen, Packen, Aufräumen, Sauber machen und nach einem kurzen Zwischenstop bei den Besitzern ging es wieder Richtung Heimat. Autor: Frank
|