Südfrankreich 2002 oder Zum Nudelnessen an die Ceze
Gebiet: Frankreich, Department Gard/Herault
Zeitraum: 06.-13.04.2002
Teilnehmer (Mitesser):
Steffi v. Schubert,
Steffen,
Michael Fleischmann,
Frank Schlöffel
Es ist Samstag, der 6.4.2002 um 10 Uhr, als wir nach 12 Stunden Nachtfahrt völlig übermüdet
unser Ziel den kleinen Ort St. Privat de Champclos, etwa 3 Km südwestlich von Barjac und
etwa 2 Km nördlich des Flusses Ceze erreichen.
Das kleine Haus, dass wir über ein franz. Reisebüro gemietet haben, liegt ca. 2 Km ausserhalb
des Ortes, wunderschön freistehend auf einem kleinen Hügel, mit weiten Blick nach Westen
Richtung Cevennen (und ausreichend Platz für unsere mitgebrachten Nudelvorräte).
Unser Feriendomizil
Bereits gegen 12 Uhr ist auch die letzte Nudel im Haus verstaut und wir machen einen
Kurzbesuch in Barjac, um uns über Einkaufsmöglichkeiten zu informieren.
Der erste Tag will genutzt sein, sonst hätte sich die Nachtfahrt wiklich nicht rentiert und so
geht es unmittelbar weiter zu den Schauhöhlen Aven de la Forestiere und Aven d`Orgnac.
An der Forestiere geht es erheblich ruhiger zu als an der Orgnac, alles ist kleiner,
gemütlicher und persönlicher einfach schöner!
Trotz unsere grossen Müdigkeit versuchten wir den Ausführungen der Höhlenführer
interessiert zu folgen und konnten zwischen unseren, sich immer mehr schliessenden
Augenlidern auch ansatzweise die Schönheit beider Höhlen erahnen.
Abends wird die erste Nudelschlacht geschlagen und alle gehen früh ins Bett.
Srömender Regen - die erste richtige Höhle steht an, der Aven des Pebres.
Der Eingang ist schnell gefunden, nicht jedoch mein Entwickler und mein rechter Handschuh
beides im Haus vergessen, das fängt ja gut an!
Die Kollegen kratzen ihre Ersatzakkus für mich zusammen, Steffen rennt zum Auto zurück
Fotoapparat vergessen!
Irgendwann sind wir dann doch startbereit und steigen ein.
Zunächst sind einige kleine Schachtstufen zu bewältigen, bis auf etwa 50 m, dann öffnet sich
eine grosse Halle.
Hier gibt es viel zu sehen und zu fotografieren, die Halle und deren Seitenteile sind wirklich
schön.
Wir wagen uns auch noch an den etwas schwierigen und nicht ganz einfach zu findenden
12 m- Aufstieg in der Halle der zu den hinteren Räumen leitet. An einer ausgesetzten
Querung brechen wir ab, einfach zu zeitaufwendig!
Weniger zeitaufwendig, da oft geübt, aber fast schon rituale Ausmasse annehmend - das
abendliche Nudelköcheln!
Aven des Pebres
Aven des Pebres
Kleiner Schreck zur Morgenstunde als ich um 7 Uhr 30 zum Baguettekaufen fahren will,
muss ich feststellen,dass mein Auto zwar, wie es sich gehört verschlossen ist, der Schlüssel
aber im Auto liegt!
Oh je, und der Ersatzschlüssel in Deutschland!
Die Kameraden sind entsetzt, Micha munkelt bereits seit knapp 2 Tagen, dass dieser Urlaub
unter einem schlechten Stern stehe, hier sowieso alles schiefgehe und .......?
Nachdem es auch den Leuten einer Autowerkstatt nicht gelingt das Schloss zu knacken, wird
eine Scheibe eingeschlagen. Dadurch gelange ich zwar wieder in den Besitz des Schlüssels,
muss aber für die neue Scheibe 150 Euro hinblättern ein schlechtes Geschäft!
Es ist fast schon Mittag als wir uns auf den Weg machen zur Grotte du Barry, einer
kleineren Höhle ganz in der Nähe unseres Hauses.
Diese Höhle besteht im wesentlichen aus einem grossräumigen, horizontalen Gang, der
oberen Etage und einer kleinen unteren Etage die über drei etwa 30 m tiefe Parallelschächte
erreichbar ist.
Vorallem der oberen Etage sieht man an, dass sie viel besucht ist, der Sinter ist fast
vollständig zerstört, die Wände wurden von regionalen Gruppen aufwendig gereinigt.
Die untere Etage ist etwas besser erhalten, die Luft jedoch furchtbar stickig und weist
wahrscheinlich erhöhte CO2- Werte auf.
Danach besichtigen wir noch den Eingang des ganz in der Nähe gelegenen Aven Bunis.
Abends noch eine kleine Belohnung: Wir besichtigen den Aven de Peyre Haute. Hierbei
handelt es sich um eine ca. 20 m tiefe Einsturzdoline, mit einem Durchmesser von ca. 15 bis
20 Metern.
Sehr sehenswert!
Aven de Peyre - Haute
Noch sehenswerter war nur der Nudelberg, der abends in so manchen Rachen verschwand!
Den Aven de la Lucarne, ebenfalls ganz in der Nähe unseres Hauses, haben wir uns für den
heutigen Tag vorgenommen.
Auch hier sind zunächst einige kleinere Schachtstufen bis auf ca. 70 m zu bewältigen.
Danach gibts eine Halle mit Seitengängen, die jedoch etwas schwieriger zu befahren sind.
Die Höhle ist im oberen Bereich praktisch schmucklos, und auch in den tiefen Teilen nicht
grossflächig, sondern punktuell versintert.
Jedoch war auch in dieser Höhle ab ca.-50 m die Luft extrem schlecht und hatte wahrscheinlich erhöhte
CO2-Konzentration.
Am Abend ging es noch zum Aven des Trois Trous.
Die Höhlenruine mit ihren drei hintereinander liegenden Deckeneinbrüchen ist vorallem
aufgrund der ungewöhnlichen Vegetationsvielfalt in der grossen Doline, den sich an den
Seitenwänden herabziehenden armdicken Wurzelsträngen und dem endlosen Gezwitscher der
in den Nischen der Schachtwände nistenden Vögel ein Ort, den man sich mit etwas
Phantasie im subtrop. Regenwald vorstellen könnte.
Wir waren davon alle sehr begeistert!
Und noch ein Highlight stand am Abend an, die Besichtigung der Eingangsbereiche der
Grotte de la Fee bzw. des Trou de la Lune, unmittelbar am Cezeufer.
Beide Eingänge gehören zu einem komplexen, teilweise aktiven Höhlensystem und lassen sich bereits kurz
nach den Eingängen nur mit Neopren weiter verfolgen.
Insgesamt ein superschöner Tag, mit dem grössten Highlight ganz am Schluss wie könnte
es anders sein - Nudeln!
Aven des Trois Trous
Trou de la Lune
Seit gestern Mittag hat es nicht mehr geregnet und am Mittwoch morgen schaut es auch noch
nach einem schönen Tag aus ideale Verhältnisse also für die Befahrung des Aven de la
Cocaliere.
Diese Höhle besteht im Prinzip aus einem riesigen Tunnel der bei unserer Befahrung bis zum
ersten grossen See, also auf einer Länge von etwa 1,5 km vollkommen trocken war. Es lässt
sich aber an vielen Stellen erahnen, dass bei schlechten Wetter ein gewaltiger Höhlenbach
durch diesen Tunnel rauschen kann und sicher auch zu bedrohlichen Situationen für den
Höhlenforscher führen kann.
Aven de la Cocaliere
Aven de la Cocaliere
Danach besichtigten wir den Eingangsbereich der ganz in der Nähe gelegenen Goule de
Sauvas, eine Ponorhöhle die mit der Cocaliere in Verbindung steht. Man kann jedoch nur
etwa 50 m problemlos hineingehen, dann kommt bereits der erste tiefe See.
Mitlerweilen hatte es wieder angefangen zu regnen, so beschlossen wir uns noch die
Schauhöhle Grotte de la Cocaliere anzusehen.
Die Schauhöhle hat mir persönlich von den drei gesehenen Schauhöhlen am besten gefallen,
wenn auch der Trubel an, in und um die Höhle gross ist. Da Eingang und Ausgang mehrere
hundert Meter von einander entfernt sind wird man mit einem kleinen Zug zurückbefördert.
Und dann wurde es Abend, und mit dem Abend kamen ihr habt es sicher schon erraten
natürlich wieder - Nudeln!
Heute teilt sich die Gruppe. Während Steffen und Michael die hinteren Teile der Grotte de la Barbette
besichtigen wollen unternehmen Steffi und ich einen Ausflug.
Ausfug bedeutet bei uns in der Regel - man hat die komplette Höhlenausrüstung im Auto und
fährt mit dem von keinem Teilnehmer ausgesprochenen Wunsch los, irgendeine grosse oder
tiefe Höhle zu befahren.
Doch diesmal sollte es wiklich ein Ausflug werden: zunächst besichtigten wir die Eingänge
des Goule de la Foussoubie und dem Aven de la Vache.
Weiter gings ins Ardechetal: ein schneller Abstecher in die Grotte de Cayre-Creyt,
Pflichttermin am Pont d`Arc, kleine Wanderung zum Eingang der Grotte de Chauvet und
Besichtigung der grossen Halle der Grotte de la Chaire.
Als wir gegen 16 Uhr am Haus zurück waren, trafen auch Michael und Steffen gerade dort
ein. Ihren patschnassen und triefenden Gesichtern entsprangen glucksende Töne der Freude
das muss wohl sehr schön aber auch nass in der Barbette gewesen sein!
Erst als der erste Teller heisser Nudeln verschlungen war, trockneten die Freunde langsam
wieder aus.
Wieder teilen wir uns: Steffi und Michael touren heute durch das Ardechetal um verschiedene
Eingänge zu besichtigen, Steffen und ich nehmen uns den Aven de l`Agas vor. Die Höhle ist
äusserst vertikal angelegt, sie zählt zu den Schacht Klassikern der Region. Es
werden insgesamt ca. 200 m Seil benötigt, bis zum tiefsten Punkt auf -160 m. Die Schächte
sind überwiegend grossräumig, freihängend mit drei längeren Abseilstrecken von je ca.
35 Metern.
Auf -110 m ist eine engräumige Horizontaletage eingelagert. Abgesehen von der ersten Halle
auf -40 m, ist die Höhle praktisch sinterfrei. Eine willkommene Abwechslung, nachdem so
manchen von uns die Exzentriques schon im Gesicht wuchsen!
Abends wurde gepackt, bevor das letzte Abendmahl serviert wurde es ging den letzten
Nudeln an den Kragen!
Gegen 10 Uhr morgens fahren wir nach Hause, im strömenden Regen (und den Bauch noch immer
voller Nudeln) der uns bis Nürnberg nicht verlassen sollte.
Autor: Frank Schlöffel
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