Südfrankreich 2012
Ardeche/Gard

Zeitraum: 28.04 - 05.05.2012

Teilnehmer:
Sabine, Tami, Klaus und Klaus, Dirk, Frank

3 schreckliche Jahre ohne die Höhlen Südfrankreichs liegen hinter uns. Eigentlich hätten wir, nach den beeindruckenden Erlebnissen im Jahr 2009 schon viel früher wiederkommen wollen, doch irgendwie ging es wieder mal nie zusammen.
Früher hätte ich die Leute noch zu ihrem Glück gezwungen, doch der Kreis lichtet sich auch bei uns und wo niemand ist, kann man auch niemanden zwingen.
Immerhin, der bereits Wochen vorher gebuchte Urlaub, mußte diesmal nicht mangels Teilnehmern abgeblasen werden, auch wenn es nur 2 Wochen vorher, massive Umbesetzungen gab. Wie das eben so ist, die einen können auf einmal nicht mehr, wollen doch nicht, sind alt, krank und gebrechlich. Sind wir nur froh, das der Kreis unserer Höhlenfreunde beinahe unerschöpflich ist...
So ging es am 28 April endlich wieder auf grosse Reise, wieder einmal hieß es 1000 km Anreise bis auf die Nordseite der Ardeche, nach Saint Remeze. Die Unterkunft war die gleiche, wie schon vor 3 Jahren und das war Absicht, denn das wunderschöne, freistehende Haus, hatte Platz für 6 Personen und kostete pro Kopf nur um die 50 Euro pro Woche. Ein Schnäppchen eben, wo man gerne wieder kommt!

Aven A.

Am nächsten Tag ging es auch schon los, mit dem Aven A. stand die erste Höhle auf dem Programm. Noch dazu handelte es sich gleich um einen Geheimtip, um eine Geheimhöhle...ein Kontaktmann hatte uns diesen unter allerhöchsten Sicherheitsvorkehrungen zukommen lassen.
Wir sagen "danke", lieber Kontaktmann und versprechen: auch wenn sie uns in Alcatraz foltern und quälen, wir werden schweigen bis ins Grab!
So war der kleine, unscheinbare Einstieg nach etwas Sucherei schnell gefunden und nach den etwas engen Eingangsbereichen führte ein etwa 40m tiefer Schacht in 2 größere Hallen...unser Kontaktmann hatte nicht zuviel versprochen, denn schneeweißer Sinter und skurillste Exzentriques von atemberaubender Schönheit erfreuten unsere Augen.



Da strahlen die Augen (Foto: Dirk)



Da strahlen die Augen (Foto: Dirk)

Wir kamen aus dem Staunen kaum mehr heraus und wären nicht irgendwann sogar die Ersatzakkus der Ersatzakkus leer gewesen so würden wir vermutlich heute noch dastehen und staunen.



Einfach unfassbar (Foto: Dirk)



Einfach unfassbar (Foto: Dirk)

Tief bereindruckt verließen wir die Höhle am späten Abend und das war wichtig, denn auch für den nächsten Tag war großes geplant!


Grotte de Saint Marcel d' Ardeche

Und wieder einmal sollte es in die Grotte de Saint Marcel d' Ardeche gehen...
Wer erinnert sich nicht, an das Reseau 1 das wir 2009 befahren hatten, an die anstrengende aber unvergessene 14 Stunden Tour durch kilometerlange Riesentunnel...
Aber: bitte keine Wiederholungen! Diese Parole hatte ich ausgegeben, denn schließlich gab es noch so viele Reseaus, die keiner von uns kannte...
So hatte ich mich für das Reseau 4 stark gemacht, das dem Reseau 1, nach Bildern und Beschreibung in Nichts nachstehen sollte. Im Gegenteil, denn neben großräumigen Tunneln waren hier auch einige Seilstrecken zu erwarten, es würde technisch also etwas anspruchsvoller werden.
Nur der Terminplan von Hans war etwas durcheinander geraten und so fanden sich um 10 Uhr nicht nur wir bei ihm ein, sondern auch noch einige holländische Höhlenfreunde.
Doch sind wir ehrlich...auch zu acht steht man sich in dieser Höhle nicht wirklich auf den Füßen, so drückte Hans beide Augen zu und ließ das deutsch- österreichisch- holländische Team um 11 Uhr gemeinsam einfahren.



Internationales Team vor dem Einstieg (Bild: Klaus G.)

Schon der Weg bis zur Abzweigung des Reseau 4, bis kurz vor die Grand Barriere ist lang und weit.
Dann geht es zunächst etwa 150 m durch einen großräumigen Gang, schön versintert bis zum Salle du Cypres. In dieser, etwa 30m durchmessenden Halle, heißt es zunächst bis zum tiefsten Punkt absteigen. Unübersichtlich und über 2 Seilabstiege geht es durch das Chaos aus Blöcken hinab, um genau am gegenüberliegenden Ende der Halle wieder an Fixseilen aufzusteigen.
Nun wird es sportlich: munter wechseln sich kurze Gangpassagen mit zahlreichen Seilauf- und Abstiegen ab. Diese Passagen, ab dem Salle du Cypres sind sehr zeitintensiv und bringen einen bei Betrachtung des Planes scheinbar kaum voran.
Doch schließlich ist es geschafft: durch einen geräumigen Tunnel erreicht man eine der wohl schönsten Stellen dieser Höhle, den berühmten Pont d'Arc!



Am Pont d' Arc (Bild: Dirk)

Hier gibt es zwei Fortsetzungen:
genau auf der gegenüberliegenden Seite des Pont d'Arc kann man über eine ausgesetzte Querung die kleinräumige Galerie du Pont d'Arc erreichen. Diese Galerie ist nur anfangs wunderschön versintert, nach wenigen Metern wird sie vollkommen schmucklos...
Interessanter ist es am Pont d'Arc abzuseilen um einen etwa 7m tiefer liegenden, großen Gang zu erreichen. Nun kann theoretisch, wie schon im Reseau 1, gerannt werden. Der Sinterschmuck ist allerdings so beeindruckend das es wohl eher langsam, staunend und fotografierend dahingeht.



Riesengang (Bild: Dirk)

Nach etwa 500m folgt eine weitere Stufe R6, für die wir leider kein Seil mehr dabei hatten. Und unten setzt sich der Riesengang weiter fort...



Beeindruckender Sinterschmuck (Bild: Frank Schlöffel)

Der Rückweg war lang und beschwerlich und so erreichten wir erst um 2 Uhr 15 den Eingang.
Was für eine Tour...in der Grotte de Saint Marcel sind 15 Stunden einfach nichts!


Aven du Marteau

Nachdem man sich von diesen Strapazen beim Kajakfahren, Gleitschirmfliegen und Ardechewandern erholt hatte, mußte zum Abschluß nochmals eine ordentliche Höhle her. Lange wurde diskutiert und schließlich der Aven du Marteau (Aven de la Faucille) anvisiert.
Bei brütender Hitze ging es mit schweren und randvollen Schleifsäcken den langen Weg zum Einstieg hinauf. Etwas suchen mußten wir schon, bis wir den kleinen Einstiegsschacht, der sich direkt unter einer Naturbrücke verbirgt, wiedergefunden hatten.



Am Einstieg (Foto: Dirk)

Uns stand eine anspruchsvolle Tour bevor, denn es waren etwa 180 m Seil einzubauen um die untere Horizontaletage zu erreichen.
Etwa in halber Tiefe ist eine erste großräumige Horizontaletage eingelagert, mit mehreren schönen Hallen. Eine willkommene Abwechslung nach den ersten Schachtmetern!
Hier suchten wir relativ lange nach der Fortsetzung zu dem folgenden 55m- Schacht. Diese liegt sehr versteckt und hätten wir nicht ein oder zwei alte Spits gesehen, so wären wir vermutlich nie auf den Gedanken gekommen, das dies die Hauptfortsetzung sein könnte.
Der Zustieg zu diesem 55m tiefen Schacht ist eng, ausgesetzt und schwierig und erfordert insgesamt ein 100m Seil (mit Schacht), das sagt wohl alles...
Unten angekommen erwarten einen großräumige Gänge und Hallen, garniert mit einigen Sinter- und Wasserbecken, einem größeren See am tiefsten Punkt und punktuell ansprechenden Sinterschmuck.
Solche Höhlen liebe ich, die eben nicht mit ihrer Sinterpracht protzen, sondern sie dort zeigen, wo es angebracht ist!



Impressionen aus dem Aven du Marteau (Bild: Dirk)



Impressionen aus dem Aven du Marteau (Bild: Dirk)



Impressionen aus dem Aven du Marteau (Bild: Dirk)

Und mit diesen positiven Eindrücken ging Ardeche 2012 dann auch Ende. Drei wunderschöne Höhlen hatten wir gesehen...
Höhlenfreund was willst du mehr...


Autor: Frank Schlöffel