Die Crnelsko Brezno (Slowenien) - Das Rombon-Plateau in Slowenien wartet mit einigen spektakulären Höhlen auf.
So befinden sich hier die Crnelsko Brezno (-1250m), Ceki 2 (-1370m) und die
Vandima (-1182m). Auf der italienischen Seite, des im ersten Weltkrieg übrigens
hart umkämpften Plateaus (Isonzo Front) liegt Led Zeppelin mit einer Tiefe von
960 Metern. Der Eingang der Crnelsko Brezno wurde im Winter 1989 von Triester Höhlenforschern
entdeckt. Ende des Sommers 1990 war man auf -1000 m angelangt, der Endpunkt wurde
schließlich auf -1198 m erreicht. Ein Tauchgang im Endsyphon brachte eine Tiefe von
-1250 Metern. In den folgenden Jahren wurde die Crnelsko Brezno zwar nicht tiefer,
aber länger und komplexer. Es wurden zwei weitere Eingänge und viele Kilometer Galerien
entdeckt. Somit stellt die Höhle mit einer Gesamtganglänge von fast 10 km das bedeutenste
Objekt auf dem Massiv dar. Die Forschungstätigkeiten sind noch nicht abgeschlossen. Vorgesehen war eine Tour in die Crnelsko Brezno auf eine Tiefe von ca. 1100 m, wo
sich eine interessante Kletterstelle befindet. Diese sollte bezwungen werden. Die Schächte bis auf -600 sind nicht gerade überwältigend. Für alpine Verhältnisse
ist die Höhle hier eher kleinräumig, aber nirgends wirklich eng. Alle 20 m kommt eine
Umsteigestelle. Auch der im tiefste Schacht mit 170 Metern ist bis auf eine 60 Meter
Strecke in 20 m Längen gestückelt. Etwas lästig beim Abseilen und wirklich kraftraubend
beim Aufstieg ist die Tatsache, daß sehr viele Pendelstellen vorhanden sind. Phil Audra im Salla cascada (Photo: Al Warild) Weiter geht es nun in einem fossilen Teil. Dieser ist nicht besonders großräumig und
etwas schmutzig. Nach etwa 50 Metern Aufstieg gelangen wir zum Schacht "Galactica", dessen
Name keine Übertreibung ist. Wir seilen 60 Meter ins "Nichts" ab. Ab dort geht es wieder
im aktiven Teil weiter. Über "Salla Kugy" in die "Kurve der Götter" zum "Freezer-Schacht",
der in den "Rio Kugy" mündet. Hier ist der Fels perfekt weiß gewaschen, das Wasser tobt
unter uns. Die Traversen müssen jährlich neu eingerichtet werden, da die Seile während
der Hochwasserperioden zerschlagen werden. Auch nach einem Gewitter dürfte dies hier
die "unangenehmste" Stelle in der Höhle sein. Wunderschöne Kaskaden führen in den
Canyon Aqualungo. Er ist weitgehend horizontal und der beste Teil der ganzen Höhle.
Der Canyon ist ca. 2 Meter breit, die Decke verschwindet im Dunkel. Das Fortkommen
ist allerdings etwas schwierig, denn das tiefe Wasser erfordert kompliziertes Gespreize
und einige Kletterei. Nach einem fossilen Schacht erreichen wir gegen 19:00 Uhr das
2. Biwak auf ironischerweise genau (!) 1000 Metern Tiefe. Aus Rettungsdecken und
Isomatten haben die Italiener hier ein Luxuscamp für 8 Personen gebaut. Kaum
hatten wir uns gesetzt und eine Tütensuppe verschlungen kamen die italienischen
Kameraden an, um uns aufgeregt zu berichten, daß der um 12:00 Uhr mittels Handy
eingeholte Wetterbericht außerordentlich schlecht ist, und wir uns am besten sofort
an den Aufstieg machen sollten. Es gibt in der Höhle mehrere Stellen, die bei
Hochwasser unpassierbar sind. Dennoch beratschlagen wir, ob wir unser Vorhaben
(Kletterstelle und Endpunktbesichtigung) durchziehen. Roberto meint, daß wir
höchstens 2 bis 3 Tage eingeschlossen wären und eine Nacht im Biwak hatten wir eh
vorgesehen. Karbid und Verpflegung wären, unter anderem von anderen Expeditionen,
noch genug vorhanden. Zudem ist das Camp sehr komfortabel. So richtig begeistern kann
sich außer Al aber keiner für diese Idee. Der Aufstieg ging recht zügig und gleichmäßig voran. Phil hat dazu in seinem Tagebuch
vermerkt "Bernhard, qui jusqu'alors nous avait annoncé que le retour risquait de
s'effectuer à petit rythme court devant. Peut-être que la crue imminente lui donne
des ailes?". 1) Daß nicht nur aufputschmittelhaltige Limonaden einer bestimmten Firma
Flügel verleihen, sei hiermit bewiesen. Kaum hatten wir uns umgezogen setzte der angekündigte Regen- und Hagelsturm ein. Wir
eilten ins Camp, wo Greg erst vier Stunden später wie ein Geist aus dem Nebel auftaucht.
Leichenblass, Ruß unter den roten Augen. Nachdem auch er wohlbehalten zurück war konnten
wir uns endlich richtig entspannen. Erschöpft und zerschunden - kurz: zufrieden -
schlüpften wir in unsere Schlafsäcke. Mein Essen bekam ich vor Müdigkeit kaum runter. 1) Bernhard, der ständig darauf hinwies, daß er beim Aufstieg wohl etwas langsamer sein wird, rennt voraus. Vielleicht verleiht ihm der drohende Hochwassereinbruch Flügel? Autor: Bernhard Köppen Literatur: "Veliko Sbrego: geologia e carsismo della zona", Progressione, n° 22, p. 23-24. Commissione Grotte E. Boegan, Trieste. Slovénie 99 - Massif du Rombon - Août 1999. Expédition spéléologique des Furets jaunes de Seyssins. 33 p. Les Furets jaunes, Seyssins. Slovénie: un nouveau "spot" souterrain..., Spéléo, n° 34, p. 6-9, Grenoble. "Grottes et spéléologie en Italie", Spelunca, n° 61, p. 31-50. Fédération française de spéléologie, Paris. "Veliko Sbrego: cronace esplorative 1989-1990", Progressione, n° 23, p. 34-37. Commissione Grotte E. Boegan, Trieste. "Cronaca di una scoperta. A meno mille nel Canin", Progressione, n° 22, p. 19-20. Commissione Grotte E. Boegan, Trieste. "Come, quando, perche' sull'altopiano sloveno del Canin", Progressione, n° 24, p. 36-42. Commissione Grotte E. Boegan, Trieste. Dieser Aufsatz wurde 1999 als Originalbeitrag in "DER HÖHLENFORSCHER - Mitteilungsblatt der Höhlenforschergruppe Dresden", Heft 3, S. 89 bis 93, veröffentlicht. (Bezugsadresse: Dipl.-Min. Roland H. Winkelhöfer, Bulgakowstr. 34, 01217 Dresden). |