Slowenien 2003

Zeitraum: 01.-09.05.2003

Teilnehmer:
Michael Garri, Michael Fleischmann, Jutta Jurantis, Stefan Uhl, Steffi v. Schubert, Steffen, Frank Schlöffel


Nur wenige Tage nachdem unser Slowenienurlaub zu Ende gegangen war, wurden Steffi, Steffen und ich von "Höhle -TV- Spezial" zu einem Interview eingeladen, um ausführlich über unsere Höhlenerlebnisse in Slowenien zu berichten.
Die wesentlichen Auszüge aus diesem Interview haben wir im folgenden nochmals zusammengestellt.


"Ihr habt, nachdem ihr bereits im letzten Höhlenurlaub in Slowenien mehrmals die Martinska Jama vergeblich gesucht hattet, diesmal das Glück auf eurer Seite gehabt und soweit ich gehört habe, den Eingang bereits am ersten Tag gefunden. Wie fühlt man sich da, Frank?"

Frank: "Sehr gut! Die Martinska Jama ist genau so schwierig zu finden wie die berühmte Nadel im Heuhaufen. Doch zunächst schien unsere Suche auch diesmal wieder erfolglos zu sein. Steffen und ich waren bereits 1,5 Stunden, bei etwa 25 Grad im Gebüsch unterwegs, waren unzähligen Trampel - bzw. Tierpfaden gefolgt, doch alle verliefen sich irgendwann. Erst als wir völlig frustriert schon auf dem Rückweg zum Auto waren, erspähten wir plötzlich ein Steinmännchen, ein eindeutiges Indiz für die Nähe eines Höhleneinganges! Dem kaum erkennbaren Pfad folgten wir, nachdem wir unsere Höhlensachen vom Auto geholt hatten und tatsächlich erreichten wir nach etwa 15 Minuten den Eingang der Höhle."

"Hat sich diese Suche denn für euch gelohnt? Die Höhle soll doch früher einmal sehr schön gewesen sein?"

Frank: "Die Höhle ist auch noch sehr schön, der Sinter- und Tropfsteinschmuck ist reichhaltig und in den tagfernen Höhlenbereichen besonders sehenswert, wie man auf diesen Bildern erkennen kann.

Sinterformationen - Martinska Jama

Sinterformationen - Martinska Jama

Leider ist aber auch viel zerstört worden. Besonders schockiert haben uns die in den schönsten Höhlenteilen wahllos verteilten Altkarbidhaufen, zum Teil scheinbar absichtlich in Bereiche mit schönen Bodenformationen oder in Sinterbecken eingebracht.
Es liegt wohl auch daran, dass diese Höhle relativ einfach zu befahren ist. An die etwa 5 Meter tiefe Einstiegsdoline schliesst sich ein überwiegend grossräumiger Gang an, der sich teilweise noch zu grossen Hallen erweitert und von 2 Steilstufen unterbrochen wird bei denen Seilhilfe erforderlich ist.
Man kann nur hoffen, dass dieser mutwilligen Zerstörung der Höhle schnellstens ein Riegel vorgeschoben wird, sonst wird wohl in 10 Jahren nicht mehr viel übrig sein von der ursprünglichen Schönheit der Höhle."

"Besonders bekannt ist Slowenien auch für seine herrlichen und riesigen Wasserhöhlen, wie der Krizna Jama, der Zelske Jame und der . Ihr habt diese Höhlen besucht. Welche Eindrücke habt ihr aus der Planinska Jama mitgenommen, Steffi?"

Steffi: "In erster Linie, entschuldige bitte, wie verdammt klein man sich mit einer Karbidlampe vorkommen kann...
Wir betraten die Höhle in Begleitung eines slowenischen Führers. Jeder von uns bekam eine lustig aussehende bunte Schwimmweste.
Erst einmal läuft man durch den 700 m langen Schauhöhlenteil, einen gewaltigen Tunnel dessen Decke an manchen Stellen 75 m hoch ist. Ein Abenteuer war es auch das große Schlauchboot von einem mehrere Meter hohen, alten Stutzen herunter zu Wasser zu lassen. Dann schipperten wir über die Pivka bis zum Siphon. Von der Umgebung haben wir nicht viel sehen können. Unsere Lampen sind einfach nicht für solche immensen Riesentunnel geeignet...
Viele Grottenolme tummelten sich im Wasser (kein gutes Zeichen, denn sie lieben Dreckwasser). Eine Stelle gibt es die aussah wie ein Schiffsbug. Kann einen ganz schön erschrecken. Man fühlt sich ein wenig wie auf hoher See, mitten in der Nacht. Beim Siphon sind wir ausgestiegen und folgten einem Seitenteil, dem "Paradiž" ein lehmiger Tropfsteingang voll mit rotgefärbten, funkelndem Sinterschmuck. Wir mussten schnell sein, denn unsere Führer hatte seinen zweiten Akku an der Bootsanlegestelle zusammen mit seinem Schnaps vergessen...
So kehrten wir bald wieder zurück und verliessen mit einer Mütze Schnaps und dem überwältigendem Riesentunneleindruck die Planinska Jama.
Ich denke man kann die Eindrücke dieser Höhle gar nicht alle auf einmal wahrnehmen.
Und fürs nächste mal: bessere Lampen, der einzige der was gesehen hat war Michael mit seiner FX5..."

"Kommen wir zur Zelske Jame, Steffen. Ihr hattet ein kleines Schlauchboot dabei und habt euch dem reissenden Strom ins Unbekannte anvertraut. Noch seekrank?"

Steffen: "Ein alter Seebär wie ich kennt keine Seekrankheit. Aber skeptisch blickten wir schon drein, da es für uns das erste Unternehmen in einer solchen Form war.
Leise glitten wir über das Wasser und es war einfach stiller als bei gewöhnlichen Höhlenbefahrungen. Anfangs war der Blick angestrengt auf die Wasseroberfläche gerichtet. Unterwasserriffe welche die dünne Haut unseres Bootes aufschlitzen könnten waren unsere grösste Sorge.
Bald vernahmen wir ein leises Rauschen das rasch an stärke zunahm. Die erste Felsbarriere kündigte sich an.

Stromschnellen - Zelske Jama

Hier verzweigte sich die Höhle. Der sogenannte trockene Teil entpuppte sich als eine stark lehmige Angelegenheit. Schlammige Wasserbecken, Kletterstufen, vereinzelter Sinterschmuck und Lehm markierten unseren Weg.

Sinterformationen - Zelske Jama

Nur Lehm - Zelske Jama

An einem Versturz war das Ende des trockenen Teils der Höhle erreicht.
Nun machten wir uns daran den Rest der Höhle zu erkunden. Wieder glitten wir über das Wasser nur fallende Wassertropfen durchdrangen die Stille. Zwei weitere Felsbarrieren mussten von uns überwunden werden bis wir am Endsiphon angelangt waren. Noch eine kleine Runde gedreht und dann ging es zurück.
Glücklich wieder festen Boden unter den Füssen zu haben erreichten wir den Ausgangspunkt unserer Höhlentour."

"Die Krizna Jama erfreut sich nach meinen Recherchen immer grösserer Beliebtheit. Es soll heute bereits etwa 7 Höhlenführer geben, die mehr oder weniger NON - STOP die Gruppen durch die Höhle führen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das spurlos an der Höhle vorbeigeht, Steffi?"

Steffi: "Das stimmt leider, die Höhle hat wohl nicht mehr die Ruhephasen wie früher einmal. Nonstop führen sie zwar nicht, aber öfter. Leider sieht man die Spuren der Menschen jetzt. Einige Sinterstufen sind leicht schwarz von den Füßen.
Enttäuscht war ich leider von der Führung, denn wir hatten Pech mit dem "Guide". Ein Geologiestudent der damit sein Geld fürs Studium verdient. Er hat uns meiner Meinung nach durchgepeitscht. Ich kenne die Höhle anders. Den anderen ist es nicht aufgefallen.
Wir waren nur drei Stunden drin statt vier bis viereinhalb. Unsere Tour ging wie üblich bis zum Kalvarien Berg. Wir waren zu dritt und fuhren mit dem Boot über den ersten See. Unser Führer konnte einfach nicht aufhören zu reden. Die ganze Zeit hat er geplappert bis auf wenige Momente.
Für mich hat die Höhle etwas meditatives, entspannendes. Ein faszinierender Ort indem man quasi versinken kann.
Jedenfalls sassen wir in unserem Schlauchboot und liessen uns durch den (für Slowenien) kleinen Tunnel mit seinem tiefgrünen Wasser, seinen Tropfsteinen und wunderschönen Profilen gleiten. Der schönste Ort ist der Kalvarien Berg. Hier stehen viele große Tropfsteinsäulen und das Wasser rauscht leise über niedrige Sinterstufen in den Bachlauf.
Ich für meinen Teil träumte meinen Traum von der Wasserwelt. Den anderen denke ich hat es auch gefallen, auch wenn sie die Höhle nicht so in ihren Bann zog wie mich (glaube ich)."

"Neben diesen sehenswerten Wasserhöhlen gibt es in Slowenien natürlich auch tiefe Schachthöhlen, die oft mit gewaltigen, über 50 m tiefen Einstiegsschächten aufwarten. Ihr habt die Gradisnica, die und die Janicja Jama besichtigt. Die Janicja Jama soll darüber hinaus nur sehr schwer zu finden sein. Wie war das Frank?"

Frank: "Spannend! Diesmal hatten wir wirklich das Glück auf unserer Seite und fanden eigentlich alles was wir finden wollten. Wir hatten sogar einen Plan von der Janicja Jama der allerdings sehr ungenau war und eine Tiefe des Einstiegsschachtes von um die 70 Meter erwarten lies.
Doch die Realität sah anders aus - der Schacht entpuppte sich als etwa 40 bis 45 Meter tief, leicht stufig und schräg angelegt. Die wenigen uralten Spits im Bereich des Schachtes deuteten schon darauf hin, dass diese Höhle nur sehr selten besucht wird und das ist auch gut so.

Sinterformationen - Janicja Jama

Sinterformationen - Janicja Jama

Auch diese Höhle kennzeichnen überwiegend grossräumige Gangabschnitte und Hallen, zahlreiche Fixseile helfen in schwierigen Passagen.
Abgesehen von den Seileinbauten gibt es in dieser Höhle praktisch keine Befahrungsspuren, keine Russflecken, keine Wandschmierereien, keine Karbidrückstände und keine Zerstörungen am Sinterschmuck.
Mir hat diese Höhle ausserordentlich gut gefallen."

"Auch die Skamprlova Jama hat einen tiefen Einstiegsschacht von etwa 50 Meter. Besteht bei euch die Gefahr, dass diese 'dicken Dinger' langsam Routine werden, dadurch die Konzentration nachlässt und sich das Unfallrisiko erhöht, Steffen ?"

Steffen: "Definitiv Nein! Wenn man am Schachtmund steht und vorsichtig in die Tiefe schaut wird einem immer wieder bewusst um was es geht. Die Vorbereitungen kann man eigentlich schon als Ritual ansehen. Hoch konzentriert geht man beim Anlegen der Ausrüstung vor. Dies trägt auch zum Abbau der Anspannung bei. Bevor es dann wirklich ins Seil geht, kommt nochmals die Kontrolle der Schachtausrüstung. Sobald man dann im Seil hängt ist die ganze Anspannung verflogen.
Genau so war es auch bei der Skamprlova. Wie viele slowenische Höhlen ist auch die Skamprlova wie ein auf den Kopf gestelltes T aufgebaut. Tiefer Einstiegsschacht und zwei Seitenteile.

Einstiegsschacht - Skamprlova Jama

Nach dem Einstiegschacht von ca. 50m fällt die Entscheidung in welchen Teil man zuerst geht. Wir entschieden uns für den wesentlich anspruchsvolleren Teil.
Obwohl anstrengender gibt es mir persönlich eine grössere Befriedigung technisch schwierige Teile zu befahren und von einzelnen schönen Sinterformationen überrascht zu werden als jede mit Unmengen von Sinter bepacke Schauhöhle.

Sinterformationen - Skamprlova Jama

Die Skamprlova hat mit ihren reich versinterten Gängen, Seilauf und -abstiege, Kletterpassagen, Querungen und engen Tropfsteindurchstiege für jeden etwas zu bieten. Aber man sollte schon alles mögen um diese Höhle geniessen zu können."

"Am letzten Tag habt ihr es dann noch einmal richtig krachen lassen und die Gradisnica befahren. Wie ich erfahren habe waren Steffen und du, Frank, schon vor 2 Jahren schlotternd am Schlund gestanden. Hattet ihr euch diesmal mental besser vorbereitet?"

Frank: "Gott sei Dank, ja! Natürlich herrschte am Schachtrand Totenstille, während ich mit unserem 115 Meter - Seil im Sack über die Schachtkante rutschte und zum ersten Mal die ganze Wahrheit erkennen konnte!
Mein Vorteil - ich war der erste, hatte daher keinen Höfo am Schachtgrund als Grössenvergleich und schätzte die freie Abseilstrecke daher spontan auf knapp über 20 Meter. Sofort wurden die Kollegen am Schachtrand erheblich lockerer. Nachdem ich dann etwa 15 Meter abgeseilt hatte und schön frei im Raum hing, stellte ich fest, dass sich nur die obere Schachtkante ein Stück von mir entfernt hatte, der Abstand nach unten aber scheinbar unverändert geblieben war. Ich seilte also weiter, immer etwa 3 Meter von der nächsten Wand entfernt und erreichte schliesslich nach knapp 65 Meter freier Abseilstrecke eine kleine Stufe mit Umhängestelle. Weiter ging es in die Tiefe nun wieder an der Felswand entlang, nach weiteren 20 Metern Abseilstrecke erreichte ich den Schachtgrund. Dieser Schachtgrund stellt gleichzeitig den obersten Bereich eines gigantischen und sehr steil abwärts führenden Tunnels dar. Dieser zieht über eine weitere Schachtstufe von etwa 30 Meter Tiefe stets steil hinab, das Tageslicht des Einstiegsschachtes begleitet einen noch weit hinab und erst auf etwa -180 Meter, unterhalb der 30 Meter - Stufe wird es vollkommen dunkel. Die, jedes Licht schluckende, riesige Lehmhalle wird von 2 kleinen Wasserläufen durchzogen.

Einstiegsschacht - Gradisnica

Einstiegsschacht - Gradisnica

Alle waren wir von dieser Höhle zutiefst beeindruckt!"

"Kommen wir nochmals kurz auf die aktiven Wasserhöhlen zu sprechen. Wir finden in Slowenien ja auch wunderschöne Ponorhöhlen, wie zum Beispiel die ‚Odolino', die ihr schon vor 2 Jahren befahren habt. Diese Ponorhöhlen sollen unsere Vorstellungen von Ponoren, wie wir sie aus der Fränkischen kennen, um ein Vielfaches übertreffen. Ihr habt diesmal die Eingänge des Slivarske Ponikve und des besichtigt und habt Teile des Blazev Spodmol befahren. Deine Eindrücke, Steffen? Fährt die Angst vor dem Wetterumschwung mit, bei der Befahrung dieser Höhlen?"

Steffen: "Eigentlich nicht. Solange die Dimensionen grossräumig und die Seileinbauten aus den gefährlichen Wasserfallstrecken heraus führen fülle ich mich auch in einer Ponorhöhle sicher. Viel bedrohlicher finde ich kleinräumige Ponore wie man sie in der Fränkischen Schweiz findet. Trotz allen sollte man die Wettervorhersage genau beachten.
Der Blazev Spodmol beeindruckt wie viele seiner Art mit seinem überwiegend grossräumigen Gangsystem, schönen Sinterbeckenbereichen und Sinterfällen.

Abseilstrecke - Blazev Spodmol

Einbauarbeiten - Blazev Spodmol

An den kurzen, horizontalen Eingangsbereich, schliesst sich die erste ca. 50 m tiefe Schachtzone an. Sie besteht aus kleinen unmittelbar aufeinander folgenden Stufen. Im Anschluss daran kommt eine leicht lehmige Zone mit mehrere kleinen Seen, die mittels Fixseil gequert werden müssen. Nach einigen Wasserbecken gelangt man in eine weiter Schachtzone. Leider mussten wir hier unsere Befahrung abbrechen da uns die Seile aus gingen. Beim nächsten mal geht es weiter in die Tiefe."

"Leider sind wir damit schon am Ende unseres "Höhlen-TV- Spezial" angelangt, unsere Sendezeit wurde bereits weit überzogen. Ich hoffe es ist uns gelungen Ihnen einen kleinen Einblick in die phantastische Höhlenwelt des klassischen Karstes zu geben. Ich bedanke mich bei unseren drei Gästen im Studio. Seien Sie auch das nächste Mal wieder dabei!"

Autoren diese fiktiven Interviews:
Steffi v. Schubert
Steffen
Frank Schlöffel