Slowenien 2007 - Kurz aber effektiv!

Zeitraum: 05.04 - 09.04.2007

Teilnehmer:
Evi, Karin, Mirjam Halmen, Sabine Bittner, Steffi v. Schubert, Dirk, Frank Schlöffel, Philipp Zeilinger, Udo Falkenstetter, Steffen v.R., Gerhard Zehentner,

Nachdem unser üblicher Jahresauftakt im französischem Jura erstmals seit Jahren ausgefallen war (außer für Dirk) war der Höhlenhunger zu Ostern unermeßlich groß.


Donnerstag

Steffi, Miri, Dirk, Steffen und ich waren bereits am Donnerstag morgen gegen 6 Uhr in Nürnberg gestartet um schon den Nachmittag für die ersten Höhlentouren in Slowenien nutzen zu können. Kurz nach Mittag trafen wir im Camp ein, machten noch schnell einige Einkäufe für die bevorstehenden Feiertage und nach einer kurzen Ausrüstungsschlacht saßen Miri, Dirk, Steffen und ich erneut im Auto um dem nahegelegenen Kmetov Brezen einen Besuch abzustatten. Steffi richtete in der Zwischenzeit das Camp vollständig ein.

Der Kmetov Brezen sollte nach allen uns vorliegenden Informationen eine ca. 1km lange, knapp 50m tiefe und recht nasse Angelegenheit sein.
So waren wir auf dem Weg zur Höhle nicht erstaunt auf einen Bach zu treffen, dem wir über Wiesen eine Meter folgten, bis dieser letztlich in eine Schachtspalte stürzte.



Vorbereitungen Kmetov Brezen (Foto: Frank Schlöffel)



Im Kmetov Brezen (Foto: Dirk)

Ein trockener, einige Meter versetzter Parallelschacht ermöglichte uns den Zugang. Unten angekommen folgten wir dem Bach, fanden einen Rundweg durch trockene Parallelröhren und erreichten leider viel zu schnell einen fast vollständig wassererfüllten und engen Schluf. Sogar unsere hartgesottenen Wasserspezialisten kapitulierten an dieser Stelle und es ging schnell wieder hinaus.
Vorher bereits hatten wir im angrenzenden Hang und einige Meter erhöht, zwei großräumige Schachteinstiege untersucht, welche eine trockene Alternative zum Ponoreingang darstellen konnten. Doch dem war leider nicht so: die erste Höhle endete unmittelbar in einer kleinen Felshalle, die zweite ließ sich einige Meter bis zu einem unpassierbaren Schlammsiphon verfolgen.
Die Mission Kmetov Brezen entpuppte sich letztlich also als großer Flop!


Freitag

Am diesem Tag sollte der "Höhlenpark" Markov Spodmol/ Vodna Jama/ Bisernica erstmals näher untersucht werden. Zu fünft waren wir recht früh gestartet und standen schon bald am ersten Einstieg, dem großräumigen Schacht der Bisernica. Das sah schon sehr nach einer "richtigen" Höhle aus!



Einstieg Bisernica (Foto: Frank Schlöffel)

Rasch das Seil um den Baum geschlungen und wenig später fanden wir uns am etwa 15 m tieferen Schachtgrund ein. Schon die erste Halle hatte ansprechenden Sinterschmuck aufzuweisen. Während sich Steffen an einer Querung eines 5m tiefen und blinden Schachttopfs versuchte, krabbelte Dirk auf der anderen Hallenseite in einen Schluf um nach wenigen Metern mit seinem Kopf abrupt an ein Metallgitter anzuschlagen... Nanu, ein Verschluß? Tatsache!
Steffen hatte zwischenzeitlich die Querung untersucht und vermeldete auch hier das Ende!
So war auch diese Höhle viel zu schnell für uns zu Ende...

Doch das Gesetz der Wahrscheinlich nach zwei "Nieten" endlich wieder einen "Treffer" zu landen trieb uns weiter zur nächsten Höhle, der Vodna Jama. Der beeindruckende Einstiegsschacht, welcher durch eine kleine Felsbrücke in zwei Einstiege gegliedert wird, war schnell gefunden. Mit unserem 40m- Seil erreichten wir am Grund des ca. 30m tiefen Schachts eine wirklich große Halle, deren Wände sich kaum ausleuchten ließen...
Wir folgten einem mindestens 10m breiten Tunnel, beinahe horizontal über viele hundert Meter und durch teilweise schön versinterte Bereiche. Diese Höhle war auf jeden Fall ein Volltreffer! Während der Hauptgang letztlich an einem Siphon endete, konnte kurz vorher in einer Abzweigung nach rechts ein weiterer großräumiger Gangabschnitt befahren werden.



Vodna Jama (Foto: Dirk)



Vodna Jama (Foto: Dirk)

Zahlreiche Sinterbecken prägten diesen Abschnitt, bis wir letztlich einen sehr tiefen See erreichten, der nur mit Neoprem oder Boot passierbar gewesen wäre. Allerdings hätte es sich sicherlich nur um wenige Meter gehandelt, denn lt. Plan hätte kurz danach bereits die mehrere hundert Meter lange Siphonverbindung zum Markov Spodmol begonnen. Schnell noch einige Fotos gemacht und weiter zur nächsten Höhle, dem Markov Spodmol.

Für den Markov Spodmol hatten wir unser Boot dabei, denn mit Michael Fleischmann war ich bereits vor zwei Jahren bis zum ersten tiefen See gegangen, den man nach ca. 200m erreicht. Am See angekommen war unser Boot schon bald einsatzbereit und wenig später stach die erste Mannschaft in See! Rasch das Boot zurückgezogen und die nächste Gruppe konnte die Überfahrt wagen.



Markov Spodmol (Foto: Dirk)


Markov Spodmol (Foto: Dirk)

Wer gedacht hatte, dass nach Passieren dieses Sees nun Schluß sei mit dem Fährbetrieb wurde bald eines besseren belehrt. See auf See folgte in kurzen Abständen. Schrecklicher weise wurden die Seen auch noch immer tiefer und länger. Dirk, der einzige von uns der Neoprem an hatte und die Seen ohne Boot meisterte, schwamm mittlerweile schon mehr in den Seen herum...

"Und dann kam er, dieser heimtückische See, mit seinen gefürchteten Untiefen und Wirbeln, den plötzlich aufziehenden Nebelbänken welche einem jede Orientierung rauben können und den heftigen ablandigen Winden.
Was für den Seemann das Kap Horn, ist für den Höhlenforscher der große See des Markov Spodmol... So manchen tapferen Höhlenforscher wurde dieser See zum Verhängnis.
Dirk hatte ihn todesmutig überquert und danach Steffi im Boot über den See gezogen. Nun waren Steffen und ich an der Reihe. Steffen, der erfahrenste Seemann unter uns saß bereits im Boot, als ich zusteigen wollte. Doch genau in diesem Augenblick geschah das Unglück: das Boot wurde jäh von einer heftigen Böe erfaßt und während ich noch damit beschäftigt war, mein zweites Bein ins Boot zu bringen, trieb es uns hinaus auf die stürmische See...
Unter dem Versuch mein zweites Bein mit ins Boot zu nehmen drohte das Boot zu kentern. Steuermann Steffen mußte hilflos mit ansehen wie Leichtmatrose Frank in den Fluten verschwand...
"Mann über Bord" ertönte es vom gegenüberliegenden Ufer, doch die Helfer waren viel zu weit entfernt um eingreifen zu können. Während der Sog mich vollständig nach unten zu ziehen drohte, konnte ich mich mit letzter Kraft an einer kleinen Felsnase an der rechten Wand festklammern. Zentimeter um Zentimeter kämpfte ich mich zurück zum rettenden Eiland, das ich letztlich wie durch ein Wunder, auch erreichte".

Nach diesen "herrlichen" Eindrücken endete das Unternehmen Seefahrt für mich hier. Steffi begleitete mich hinaus, während die drei Verbliebenen weiter ins Unbekannte vordrangen, bis auch sie an einem etwa 5m tiefen Strudeltopf gestoppt wurden.

Am Abend füllte sich das Camp, denn unsere 5 Salzburger Freunde waren angekommen. Es wurde ein lange Nacht, in der viel Seemannsgarn gesponnen wurde und dabei so manches Faß Rum geleert wurde. Irgendwann verschwand jeder in seiner Koje...


Samstag

Man nenne mir eine Höhle, die von 11 Leuten gleichzeitig befahren werden kann, ohne das der erste Mann den Endpunkt der Höhle erreicht hat während der letzte noch am Einstieg steht... Najdena Jama!



Vorbereitungen vor der Befahrung einer 11-Mann- Höhle
(Foto: Frank Schlöffel)

Zwar hatte ich einen Großteil diese Höhle erst letztes Jahr, zusammen mit Michael Fleischmann befahren, trotzdem schien eine Wiederholung reizvoll...
Im Prinzip haben wir erneut die großräumigen, lehmigen Hauptgänge befahren. Ein etwas trostloses Bild gab der von mir im Bericht des letzten Jahres hochgelobte Höhlenfluß ab, den man diesmal weder aus großer Entfernung hören konnten, noch als Fluß sondern eher als dezentes Bächlein wahrnehmen konnte. Einfach zu trocken dieses Jahr...



Najdena Jama (Foto: Frank Schlöffel)


Najdena Jama (Foto: Frank Schlöffel)



In der Najdena Jama (Foto: Frank Schlöffel)

Ein "strahlendes" Bild hingegen gab Evi's "brennender Helm" ab, der nach wiederholten Karbidlampen- Explosionen in Flammen aufging. Dank der gut geschulten freiwilligen Höhlen- Feuerwehr konnten die Brände jedoch rasch unter Kontrolle gebracht werden...
Nach 7- 8 Stunden hatte alle genug gesehen. Eine kleine Gruppe "Verwegener" befuhr als "Guten- Abend- Höhle" noch den schönen 45m- Schacht der Jama na Meji.


Sonntag

Eigentlich war für heute erneut eine Bootshöhle vorgesehen, doch der Schock des Markov Spodmol saß noch viel zu tief! Garantiert wasserfrei, mit Ausnahme einiger flacher Sinterbecken war sicherlich die Martinska Jama, eine schwierig zu findende Höhle "im Süden" Sloweniens, die ich letztmals vor einigen Jahren befahren hatte. Dazu ebenfalls 11- Mann- tauglich!
Dank Dirk's GPS war der eigentlich "unauffindbare" Einstieg überraschend schnell gefunden.



Martinska Jama (Foto: Dirk)


Martinska Jama (Foto: Dirk)

Wir marschierten durch die reich versinterten, riesigen Gänge und Hallen, an zwei Tropfsteinabstiegen war Seilhilfe nötig. Schließlich erreichten wir die herrlichen Bereiche der Sinterbecken. Vor vielen Jahren hatte ich hier absichtliche Zerstörungen durch Karbidabfälle feststellen können. Die Slowenen haben sich die Mühe gemacht die Rückstände zu beseitigen, so dass davon heute nichts mehr zusehen ist, erfreulich!
Doch es soll nicht darüber hinweg täuschen, dass die wirklich starken Zerstörungen am Sinterschmuck den positiven Eindruck einer Befahrung deutlich trüben.
Auch hier hatten wir nach etwa 7 Stunden alle genug gesehen und fotografiert, so dass es schnell wieder hinaus ging.


Montag

Nach Aufräumen und Packen fuhren Steffi und ich direkt nach Hause, während die anderen noch am Rakov Skocjan herum wanderten, um sich spät am Abend ebenfalls auf die Heimreise zu begeben...



Wandertag (Foto: Dirk)

Autor:
Frank Schlöffel