Slowenien 2008 - Eine Woche Höhle total

Zeitraum: 24.05 - 31.05.2008

Teilnehmer: Steffi, Miri, Petra, Gunter, Frank und für 2 Tage Alex und Dirk


1. Tag - Skratovka

Nachdem die müden Knochen ausgeschüttelt und die notwendigen Einkäufe erledigt waren, war es Zeit die Speleowoche mit einem kleinen Aperitif zu eröffnen. Eine kleine Starter- Höhle eben, die nicht zu anstrengend sein sollte, am besten noch ohne Schacht und schnell zu erreichen - da blieb nicht viel und unsere Wahl fiel auf eine unbekannte Höhle namens Skratovka, nahe Planina.
Trotz vorhandener Koordinaten und GPS, zogen wir es vor die Höhle nach alter Tradition und damit stur nach Karte zu suchen. Ein Fehler wie sich herausstellen sollte, denn sogar zu viert hatten wir uns schnell eine Stunde im Hang verbissen und letztlich nichts gefunden. Frustriert ging es schließlich zum Auto zurück und wir wollten unseren Augen nicht trauen, als wir an einer Weggabelung nur wenige Meter neben dem Auto einen Wegweiser Skratovka 50m zu Gesicht bekamen. Auch in Slowenien liegt das Gute oft viel näher als man denkt...



Eingangshalle Skratovka (Foto:Gunter Schrödel)



In der Skratovka (Foto:Gunter Schrödel)

Die Skratovka ist eine eher unspektakuläre, kleine Quellhöhle auf der Südseite der Planinsko Polje die man zwar nicht unbedingt gesehen muß, aber auch nicht zwanghaft meiden sollte.
Wer einsteigt wird mit einem horizontalen und eher kleinräumigen Gang belohnt, der sich etwa 80m in den Berg schlängelt um hier an einem Siphon zu enden. Die etwas größere Eingangshalle und einige Wasserbecken könnte man mit viel guten Willen als die Sahnehäubchen bezeichnen, die der Höhlenfotograf dankbar auf Bild verbannt.
Nach 2 Stunden hatten wir uns mehr als sattgesehen und am späten Abend blickten wir voller Optimismus dem 2. Tag entgegen.


2. Tag - Krempljak, Toncetova Jama

Mit einem klaren Ziel vor Augen, der Krempljak ging es in den Süden des Landes. Nur wenig war über diese Höhle bekannt: Länge 290m, Tiefe 47m.
Aus Erfahrung wird man klug - so nutzten wir heute das GPS und fanden schon bald einen 20m tiefen Einstiegsschacht. Trotzdem hielt sich besonders mein Jubel in Grenzen: irgend etwas fehlt bekanntlich immer und so waren es zur Abwechslung meine Gummistiefel welche ich scheinbar im Haus vergessen hatte, das fing ja wieder gut an!
So mußten meine eigentlich nur Schauhöhlen tauglichen Turnschuhe herhalten und ich stand da wie der allergrößte Höhlentourist!
Hat man den Einstiegsschacht, mit welchem Schuhwerk auch immer bezwungen, so steht man in einer größeren Halle, von wo aus über einen kurzen Kletteraufstieg und anschließenden 7m- Schacht ein schöner und reich versinterter Hauptgang erreicht wird. Gunter, unser Fotospezialist legte sich mächtig ins Zeug, Miri und ich unterstützten ihn nach besten Kräften.



In der Krempljak (Foto: Gunter Schrödel)



In der Krempljak (Foto: Gunter Schrödel)

Nach einigen Stunden war alles erkundet, alles Sehenswerte auf Bild verbannt - genug! Eine kleine Stärkung in der Sonne und es ging weiter zur nächsten, nahegelegenen Höhle, der Toncetova Jama.
300m lang und dabei 133m tief, das waren die vorhandenen Eckdaten, die eine grosse Schachtzone erwarten ließen. Miri, die die Vorerkundung übernahm, hatte unser legendäres 115m- Seil im Sack, welches sie direkt ab Einstieg einbaute. Wie sich herausstellte, sollte dieses aber nicht bis unten reichen. Keine Frage, wir kommen wieder...


3. Tag - Stota Jama, K. Jama

Auch heute standen mehrere unbekannte Höhlen auf dem Programm, doch zunächst deutete sich eine Pechsträhne an: die erste Höhle mit unpassierbaren Siphon direkt am Eingang, die zweite verschlossen, die dritte mit extrem engen, unpassierbaren Einstieg. Während Steffi, Petra und Gunter am Nachmittag, etwas frustriert zu einer Fototour in die Stota Jama aufbrachen, wollten Miri und ich keinesfalls aufgeben und machten uns auf die Suche nach der K. Jama, die mit 322m Länge und 45m Tiefe ausgewiesen war.



Klassiker am Karstweg: Stota Jama (Foto: Gunter Schrödel)

Wieder war der imposante Schachteinstieg schnell gefunden. Die Tiefe von 45m wird bereits vollständig im großräumigen und sehr schönen Einstiegsschacht erreicht. Der anschließende, geräumige Gang mit Seitenteilen ist stark versintert und in weiten Bereichen praktisch unberührt. Schnell wird klar, das diese Höhle scheinbar nur selten besucht wird. Dementsprechend vorsichtig bewegt man sich durch die Außerst sehenswerte Höhle.
Für uns, ein gelungener Abschluß des dritten Tages.



K. Jama (Foto: Mirjam Halmen)



K. Jama (Foto: Mirjam Halmen)

4. Tag - J. Jama

Vom Erfolg des Vortages beflügelt, waren Miri und ich auch am vierten Tag zu zweit unterwegs und hatten für heute einige Höhlen im Großraum Sezana vorgesehen.
Wieder war die erste Höhle verschlossen, doch die zweite die wir anfuhren, die J. Jama, ca. 500m lang und über 80m tief, sollte uns für alle bisherigen Mühen entschädigen und sich als eines der Highlights dieses Slowenien- Urlaubs entpuppen.
Dabei deutet am unscheinbaren Einstieg, einer etwas engen Kluftspalte und den anschließenden beinahe fränkisch anmutenden, da flachen Kluftpassagen nichts auf die zu erwartenden Schönheiten hin. Ständig geht es in einer Kluft mässig steil nach unten, wobei mehrere größere Hallen an der Kluft angelegt sind. Je weiter man kommt, desto häufiger ist die Decke mit bis zu 30cm langen und schneeweißen Sinterröhrchen geschmückt, auf dem Blockboden finden sich teilweise schöne Stalagmiten.



J. Jama – Kluftpassagen (Foto: Mirjam Halmen)



J. Jama – Kluftpassagen (Foto: Mirjam Halmen)

Wiederholt gibt es aber auch enge, ausgeräumte Durchstiege und Schlufpassagen - hier hat man scheinbar viel gearbeitet bis man in der Kluft endlich da war, wo es anfängt sehr sehenswert zu werden. Urplötzlich verläßt man die stark verbrochene Kluftspalte und erreicht die Kluft überlagernde, reich versinterte Gänge und Räume. Besonders sehenswert sind dabei die einzigartig versinterten Deckenbereiche.



J. Jama – Sinterräume (Foto: Mirjam Halmen)



J. Jama – Sinterräume (Foto: Frank Schlöffel)

Zunehmend großräumig kann am Ende dieses Höhlenteils, mit der Befahrung eines 25m- Schrägschachtes doch noch das Schachtzeug zum Einsatz kommen. Hierbei ist allerdings größte Vorsicht erforderlich, denn der unberührte Sinter ist allgegenwärtig... und sehr zerbrechlich.
Es ist sicherlich schade, daß wir ausgerechnet an diesem Tag nur eine mangelhafte Fotoausrüstung mit uns führten und daher kaum brauchbares Bildmaterial bieten können. Allerdings waren wir uns beide nach der Tour auch einig, diese Höhle nicht noch einmal zu befahren, denn Zerstörungen am Sinter sind hier, auch bei einer noch so vorsichtigen Befahrung, unvermeidbar.


5. Tag - Kotnica

Am 5. Tag hatte Gunter eine Höhle in petto, welche er bereits bei seinem letzten Slowenienurlaub kennen und schätzen gelernt hatte, allerdings damals kaum ordentliche Bilder machen konnte. Das war also nachzuholen und gleichzeitig eine ideale Gelegenheit für uns die Höhle kennenzulernen und die sagenumwobene Weiße Galerie zu bewundern. Ein satter, 45m tiefer Einstiegsschacht ist zuerst zu bewältigen, dann eine große Halle und etwas erhöht, auf einem riesigen Sinterfall sieht man strahlend weiße und große Säulen stehen - kein Zweifel, das ist sie, die Weiße Galerie!



Kotnice - Einstiegsschacht (Foto: Gunter Schrödel)



Kotnice - Weisse Halle (Foto: Gunter Schrödel)

Hier kann man sich fototechnisch wirklich austoben und dabei noch einige versteckte "Juwele" entdecken.
Am tiefsten Punkt der Halle führt ein weiterer 50m- Schacht in unbekannte Tiefen, leider reichte uns mitgeführtes Seilmaterial nicht aus, diesen komplett zu erkunden. Wir werden also wiederkommen (müssen)!



Kotnice - Sinter (Foto: Gunter Schrödel)



Kotnice - Sinter (Foto: Frank Schlöffel)

Spät in der Nacht, trafen die beiden Nachzügler Dirk und Alex im Camp ein, nun waren wir also zu siebt.


6. Tag - M. Jama, Besta

Bei 7 Leuten ist es sinnvoll sich in zwei Gruppen aufzuteilen.
Während Steffi und ich in den Süden des Landes fuhren um dem slowenischen Karst weitere Geheimnisse zu entreißen, unternahm der Rest der Gruppe unter Dirks Führung eine Foto- Sightseeing- Tour in die uns bestens bekannte Besta.



Eine der Besten: Besta (Foto: Dirk)



Eine der Besten: Besta (Foto: Gunter Schrödel)

Heute war es furchtbar heiß, so kamen Steffi und ich bei der Höhlensuche ordentlich ins Schwitzen und zu allem überfluß konnten wir die zuerst gesuchten Höhlen trotz vorhandener Koordinaten nicht finden.
Doch mit der dritten Höhle, der M. Jama hatten wir schon wieder Glück.
Eine wild bewachsene Doline mit einem 15m- Einstiegsschacht führte uns in einen grossen, steil abfallenden Gang. Von diesem wiederum gelangten wir über einen engen, ausgegrabenen Spalt im Randbereich dieses Ganges in reich versinterte Gangpassagen. Ein wirklich wunderschöner Gang, der jedoch nach etwa 200m an einem großen Sinterfall sein Ende fand.
Steffi und ich versuchten im Rahmen unserer Möglichkeiten einige brauchbare Bilder zu machen, aber natürlich fehlte uns hierzu die jahrelange Erfahrung der Profis.



M. Jama (Foto: Steffi von Schubert)



M. Jama (Foto: Steffi von Schubert)

7. Tag - Gaspinova Jama, Old Schussi

Auch heute teilten wir uns: Dirk führte mal wieder 4 Freiwillige in Old Schussi, eine Tour also für die Freunde des gepflegten Sinters, des perfekten Bildes - nichts für den hektischen Stresser der von einer Höhle zur nächsten hetzt...



Old Schussi (Foto: Gunter Schrödel)



Old Schussi (Foto: Gunter Schrödel)

Klar, das ich also nicht dabei war, sondern mit Miri bereits frühmorgens zu unserer seit 3 Jahren überfälligen Befahrung der Gaspinova Jama aufgebrochen war. Endlich war es soweit, die größte und interessanteste Neuentdeckung der letzten Jahre im Großraum Logatec sollte von uns erstmals besichtigt werden. Die etwa 80m tiefe Einstiegsschachtzone gliedert sich in mehrere kurze Abstiege. Im oberen Bereich eher eng, nach unten zu aber deutlich größer werdend erreicht man so die nun schon über 3,5 km lange Horizontaletage die aus mehreren großräumigen Gängen besteht.
Wir entschieden uns bei dieser ersten Tour für den augenscheinlich größten Tunnel, welcher in NW-Richtung zieht und durch alte, trockene Lehmablagerungen gekennzeichnet ist. Viele 100 Meter läßt sich dieser Gang mal ansteigend, dann wieder etwas abfallend verfolgen, wobei es zunehmend feuchter wird und vermehrt Sinter auftritt.
Irgendwann hatten wir einfach genug gesehen und traten den Rückweg an. Viele große und interessante Gänge und ein etwa 400m langer See bleiben für die nächsten Touren offen.



Gaspinova Jama (Foto: Frank Schlöffel)



Gaspinova Jama (Foto: Frank Schlöffel)

8. Tag - Abreise

Am 8. Tag hieß es Abschied nehmen von einer Woche besten Höhlen, besten Wetter und natürlich auch von Franc. Da kullerte so manche Träne... und ich sage an dieser Stelle nur: bis zum nächsten Jahr!

Autor:
Frank Schlöffel