Slowenien 2009

Zeitraum: 09.- 13.04.2009
Teilnehmer: Steffi von Schubert, Noreen, Dirk, Frank Schlöffel


Die grandiosen Eindrücke des letzten Höhlenurlaubs waren kaum verarbeitet, die Höhlenausrüstung nur notdürftig vom Lehm befreit, da sollte es fast im gleichem Team Schlag auf Schlag weiter gehen...
Diesmal, wie fast jedes Jahr um Ostern, rief der Slowenische Karst nach uns, ein Ruf, dem wir nur zu ferne Folge leisteten und erfreulicherweise sollte sich der positive Trend des Ardeche – Urlaubs fortsetzen: bestes Wetter, interessante Höhlen, eine gute und bekannte Unterkunft - mit Guano ist man in diesem Jahr scheinbar auf der „Sonnenseite“ der Höhlenforschung!
Kaum angekommen, ausgepackt und noch einige Einkäufe für die bevorstehenden Feiertage gemacht, ging es für Steffi und mich am späten Nachmittag auch schon hinaus, denn die unbekannte Vojaska Jama erforderte unsere Anwesenheit.

Vojaska Jama

Der scheinbar nur sehr selten besuchten, kleineren Höhle ist eine etwa 10m lange Durchgangshöhle vorgelagert, an die sich der eigentliche Einstieg anschließt und dabei gleich den ersten kleinen Schacht bereithält.



Vojaska Jama – Einstieg


Vojaska Jama – Hauptgang

Über einen geräumigen Gang, meist leicht fallend und unterbrochen von einer weiteren Stufe, geht es zunehmend lehmig in die tieferen Höhlenteile.
Unterhalb dieser Stufe, in einem kleinen Raum teilt sich die Höhle, wobei nur die Hauptfortsetzung, ein zunehmend großräumiger Kluftgang erwähnenswert ist, alle anderen Fortsetzungen enden nur zu schnell.
Hier, im Kluftgang ist eine weitere kleine Schachtstufe eingelagert, schöne Sinterbecken, Decken- und Wandsinter erfreuen das Auge. Schließlich weitet sich die Kluft zum sehenswerten Endraum, der einen großen See und viel Sinterschmuck zeigt.



Vojaska Jama – Endraum


Vojaska Jama – Endraum

Insgesamt, ein zwar kleiner aber doch gelungener Auftakt, so konnte und sollte es bitte weitergehen, nur eben etwas größer!
Am frühen Abend waren wir noch auf Höhlensuche, der 130m- Schacht der Jama p. G. konnte lokalisiert werden – wir stehen bereit!
„Je später der Abend, desto schöner die Gäste“ - Dirk und Noreen trafen im Camp ein, nun konnte es also richtig losgehen...

Golokratna Jama

Mit dieser Höhle, einem Schachtklassiker, hatte ich schon seit dem Jahr 2003 eine alte Rechnung zu begleichen.
Der eigentlich unübersehbare, gigantische Schachteinstieg konnte damals trotz 2 Stunden Höhlensuche nicht von uns gefunden werden!

Doch heute lief es rund – zielstrebig konnte zumindest der Schacht angesteuert werden, unklar blieb zunächst nur, wo man dort genau abzuseilen hatte.



Golokratna Jama – Falscher Einstieg 1


Golokratna Jama – Falscher Einstieg 2

Nach dem ersten Fehlversuch, an der augenscheinlich sinnvollsten Stelle, die noch dazu mit 4 alten Spits lockte, waren schnell 2 Stunden vergangen und wir, wenn auch braungebrannt noch immer 100m über Schachtgrund...
Eine anschließende große Suchaktion führte schließlich zum Auffinden der richtigen Route: dabei geht es zunächst knapp 30m über einen sehr steilen Grashang hinab, bevor ein etwas über 70m tiefer, vollkommen freier Direktabstieg Nerven aus Drahtseilen erfordert.
Eine grandiose Abseilaktion die, die Herzen aller Schachtfreaks höher schlagen läßt!
Am Schachgrund, in einer großen Halle kann man dann noch eine Runde drehen, dabei alte und neue Sinterbildungen bestaunen, um sich schließlich, immer im Visier des Fotografen, dem 100m- Aufstieg zu widmen...

Nach diesen unvergeßlichen Eindrücken stand am Abend, wie so oft die Höhlensuche auf dem Programm: die K. Jama hätte gefunden werden sollen, was vermutlich nicht gelang.


Socerbska Jama za vrhom

Neuer Tag – neue Höhlen!
Weit im Süden des Landes wurde zunächst, das anstehende Osterfest vor Augen, das Eingangsportal der Schauhöhle Sveta Jama begutachtet, welche übrigens die einzige Höhlenkirche Sloweniens beinhaltet. Leider war sie an diesem Tag verschlossen, so sollte es alsbald weiter gehen, zur nahe gelegenen Socerbska Jama za vrhom.
Schon die Eingangssuche war an Dramatik kaum zu überbieten: Stahlzäune welche unter Hochspannung standen, rote Absperrbänder mit Starkstromwarnungen, unheimliche und für uns unverständliche Schriftzüge und Zeichen auf Bäumen in blutroter Schrift geschrieben – mit teils mulmigen Gefühl kämpften wir uns durch alle Hindernisse, nichts sollte und konnte uns aufhalten!
Als der wohl über 40m tiefe Schacht endlich gefunden war, verbreiteten unheimliche Geräusche, welche aus der Tiefe der Höhle bis zu uns herauf drangen, Angst und Schrecken unter den anwesenden Höfos. Was würde uns dort unten erwarten? Ein riesiges Tier im Todeskampf, weltweit gesuchte Terroristen die hier eine geheime Zuflucht gefunden hatten, eine durch die Höhle verlegte Starkstromleitung, die Spekulationen nahmen kein Ende, bis sich Dirk schließlich mit zittrigen Knien abzuseilen begann.



Socerbska Jama - Einstiegsschacht

Schon während des Abseilens, mit dem Erreichen einer seitlich versetzten Zwischenstufe, etwa 30m unter Einstieg offenbarte sich das Grauen: dieser Schacht war und ist eine einzige Müllkippe! Bereits im Bereich der Stufe hängen überall Abfälle verteilt, der etwa 15m tiefere Schachtgrund selbst, soviel ist schon von der Stufe aus zu erkennen, ist meterhoch mit stinkigen Müllbergen übersät.
Der Versuch sich bis ganz unten abzuseilen, mußte aus Sicherheitsgründen unterbleiben, denn der bestialische Gestank war unerträglich und ohne Atemschutz schien die Sache auch zu gefährlich zu sein.
Ohne Zweifel ist diese Höhle das „schlimmste Loch“, das ich bisher zu sehen bekommen habe...

Da wir schon in der Nähe waren, ging es am späten Nachmittag zum Höhlenpark am Blazev Spodmol, welcher Steffi und mir schon aus dem Jahr 2003 bestens bekannt war. Wir schnupperten ein wenig in den eingangsnahen Bereichen herum, das ein ober andere Foto entstand, dann ging’s zurück zum Camp.


Loska Jama

Der Müll -Schock des Vortages saß tief, so das es am folgenden Tag relativ schleppend anlief.
Schließlich wurde die Loska Jama, nördlich von Logatec angesteuert.
Der Eingangsbereich, ein großes Portal am Wandfuß ist wirklich schön, ebenso wie der in unmittelbarer Nähe gelegene Einstieg des Severno Brezno. In diesem verschwindet ein kräftiger Bach, der Einstieg scheint aufgrund der Wassermassen unbefahrbar zu sein.



Severno Brezno – Eingang


Loska Jama – Eingang

Die Loska Jama hingegen dürfte nur seltener, nämlich nur bei starken Wasserrückstau des Severno Brezno anspringen.
Nachdem man die ersten Meter abgeklettert ist, folgt auch schon der erste Schacht, der geschätzt etwas über 15m tief ist und mehrere Seilabhängungen erfordert. Unübersehbar ist, das hier bei entsprechender Witterung Gefahr droht, denn Höfo und Wasser teilen sich den Schacht!
Eine sehr große Halle wird erreicht, ein kleiner Schachtabstieg von etwa 7m folgt, dann geht es zunehmend lehmig und enger werdend, dem durch eingeschwemmte Stämme und Äste blockierten Endpunkt entgegen.
Bald schon hatten wir alles erkundet, das ein oder andere Foto war im Sack, so ging es alsbald weiter zur Katedrala Nadrt.


Katedrala Nadrt

Dem Osterfest angemessen, sollte dem Höhlenurlaub mit dem Besuch der berühmten Katedrala Nadrt das i- Tüpfelchen aufgesetzt werden.
Der Einstieg öffnet sich im leicht alpinen Gelände, auf über 1000m Höhe und verlangt eine mehrere Kilometer lange Anfahrt über steile Forststrassen, was für mich und meinen Golf bekanntlich immer eine besondere Herausforderung darstellt! Doch erfreulich, ganz im Gegensatz zu Andalusien 2009 sollte diesmal alles gut gehen.
Im unübersichtlichen Gelände in welchem sich eine tiefe Doline an die andere reiht, erfordert es auch mit GPS das Glück des Tüchtigen den Schachteinstieg, trotz seiner Größe zu finden.
Domartig weitet sich der 30m tiefe Schacht zu einer riesigen Halle mit Schneekegel und sogar noch einigen Eissäulen.



Katedrala Nadrt - Einstieg


Katedrala Nadrt - Einstieg

Es gibt einige Seitengänge, so daß sich insgesamt etwa 250m Gänge bis in eine Tiefe von 59m verfolgen lassen, der Sinterschmuck ist allerdings sehr spärlich, eine alpine Höhle eben, die ihren ganz eigenen Charme versprüht...

Damit war der Slowenien – Kurztrip leider auch schon beendet und am nächsten Tag ging es wieder Richtung Heimat.

Autor: Frank Schlöffel
Bilder: Steffi von Schubert, Dirk, Frank Schlöffel