Slowenien 2012

Zeitraum: 25.03. - 31.03.2012
Teilnehmer: Michael Fleischmann, Frank Schlöffel


Es war wieder einmal soweit! Nach 2 Jahren "Nichtstun" hatte Michael und mich das Höhlenfieber endlich wieder gepackt, so das wir uns kurz entschlossen aufmachten...
Auf ins Paradies, auf ins gelobte Land Slowenien, auf in das einzige Land dieser Welt, dessen Oberfläche nur ein Bruchteil seiner Gesamtfläche darstellt!

Traditionen sind dazu da, gebrochen zu werden: und so ging es diesmal eben nicht ins beschauliche Laze..."zu teuer, zu weit weg von den Höhlen im Süden" diese Argumente liegen mir seit Jahren in den Ohren. So hatten wir uns diesmal, den Anregungen einiger Höhlenfreunde folgend, für eine Unterkunft weit im Süden des Landes entschieden, nämlich in dem "ebenso ruhigen wie malerischen" Örtchen Kozina, unweit der italienischen Grenze.
Doch wer gehofft hatte, hier seinen Frieden zu finden, dem Stress und Lärm der hektischen Großstadt entkommen zu sein, morgens durch Vogelgezwitscher sanft geweckt zu werden, für den sollte diese Woche in diesem Ort, zu einer niemals endend wollenden Tortur werden. Man könnte auch sagen: einmal mehr zeigte sich wie verschieden die Geschmäcker sein können...
Es fällt mir schwer zu glauben, das es Höhlenfreunde gibt, die eine Unterkunft unmittelbar an der wohl meistbefahrenen Bundesstrasse Sloweniens, nämlich an der Hauptverkehrsstrasse nach Kroatien, auf welcher der Fernverkehr ohne Unterbrechung, Tag und Nacht in nur 10 Meter Entfernung am Schlafraum vorbei donnert zum sanften Einschlafen brauchen...
Muß man denn wirklich das monotone Geräusch, der genau auf der gegenüberliegenden Strassenseite vorbeirollenden, schwerbeladenen Güterzüge permanent im Ohr haben um sich nachts seinen allersüßesten Träumen hingeben zu können?
Scheinbar ja... viele Höhlenfreunde, meist eigentlich in der ruhigen Natur zu Hause, suchen eben gerade hier "den Ausgleich zur Natur" und sie finden ihn, hier wie nirgends anders auf dieser Welt!
Nein, ich übertreibe nicht: der Plärrer in Nürnberg ist eine Oase der Ruhe gegen Kozina!
Für mich wurde diese Unterkunft daher zum Alptraum, bin ich es doch gewohnt bei absoluter Stille zu schlafen. So wachte ich in der Regel gegen 4 Uhr morgens auf, fühlte mich tagsüber entsprechend müde und gerädert und das waren wahrlich keine guten Voraussetzungen für tägliche, teils anstrengende Höhlentouren...
Und doch... wir lassen uns bekanntlich nie unterkriegen und so sollte auch dieser Höhlenurlaub, abgesehen von den wirklich katastrophalen Übernachtungsbedingungen ein toller Auftakt in die neue Höhlensaison werden...


Erster Tag:

Kaum vor Ort angekommen und ausgepackt, ging es auch schon los: wir durften uns die verschlossene Schauhöhle Divaska Jama anschauen, die normalerweise nur an Wochenenden nach Vereinbarung geführt wird...



Einstieg Divaska Jam

Wenn man so wie wir die Höhle noch nicht kennt, nimmt man sie natürlich dankbar und gerne mit ohne allerdings dabei in Euphorie auszubrechen... denn mehr als ein sehr großräumiger Gang, von einigen hundert Metern Länge, der durch alten Tropfsteinschmuck führt ist hier einfach nicht vorhanden...
Doch damit war der Tag noch längst nicht gelaufen: bis in die Dunkelheit hinein hetzte uns unser Mann vor Ort anschließend zu 4 Schachtöffnungen im näheren Umkreis von Kozina... "wir mögen uns diese eher kleinen, aber teilweise tiefen Höhlen in den kommenden Tagen anschauen" meinte er... "es würde sich lohnen"...


Zweiter Tag:

Doch wir wollten den Höhlenurlaub mit etwas grösserem beginnen und so machten wir uns auf den Weg zur Grotta di Odolino, einer Ponorhöhle die ich eigentlich schon kannte, allerdings liegt meine Befahrung schon beinahe 10 Jahren zurück...
Nur zu zweit ist die Höhle schon eine ordentliche Herausforderung, denn man muß einiges an Seilen mitführen um den tiefsten Punkt auf etwa -120 m zu erreichen.



Frank beim Einbauen des Einstiegsschachts



Der Einstiegsschacht von unten

Auch der "Weg" hinab ist keinesfalls so eindeutig, wie man es von einer Ponorhöhle erwarten würde, so das wir uns mehrmals in falschen Gängen festliefen...
In einer Ponorhöhle darf man kaum Sinterschmuck erwarten, das war uns klar...Fließfacetten und Strudeltöpfe erfreuen hier das Auge!
In einigen Ecken hat sich aber auch eingeschwemmter Müll angesammelt, auch das kennt man aus Ponorhöhlen.
Erst nach einigen Stunden waren wir wieder draussen, die Höhle hatte uns tatsächlich den ganzen Tag in Anspruch genommen...


Dritter Tag:

Unser Mann vor Ort führte uns heute durch die Dimnice, auch eine Höhle die ich bereits von früher kenne.
Allerdings waren nicht die klassischen Schauhöhlenteile unser Ziel, sondern er wollte diesmal den Fluß mit uns begehen, was normalerweise unmöglich wäre und nur aufgrund der extremen Trockenheit der letzten Monate machbar sei...
Und er hatte Recht! Dort wo wir vor Jahren keine Chance weiter im Fluß vorzudringen, konnten wir diesmal im seichten Wasser viele hundert Meter weit flußaufwärts vordringen. Es war ein toller Spaziergang, der letztlich erst an einem Siphon endete... interessant!



Flußwanderung in der Dimnice



Flußwanderung in der Dimnice

Am Nachmittag nahm uns "unser Mann aus Slowenien" mit ins Gelände, dorthin wo er vor einigen Wochen begonnen hatte, mögliche neue Höhleneingänge freizulegen und unsere Hilfe gut gebrauchen konnte.
Wir schufteten zu dritt bis gegen 20 Uhr an 2 Eingängen, leider beide am Abend noch nicht ganz passierbar.
Ein bisher unbekannter 28m- Blindschacht wurde ebenfalls befahren.


Vierter Tag:

Neuer Tag, neue Höhle, neues Glück...mit der Vodna Jama stand eine weitere klasse Höhle auf dem Programm!
Auch hier war ich bereits vor einigen Jahren, doch man kann sie sich ruhig zweimal anschauen.
Nach dem knapp 40m tiefen Einstiegsschacht erwartet einen der berühmte T- Gang. In die eine Richtung geht es großräumig und weit Richtung Markov Spodmol, teils am/im Bach entlang und immer wieder reich versintert.
Die andere Richtung des T- Ganges kannte ich bisher nicht, da mir ein niedriger, fast vollständig wassererfüllter Schluf damals den Zugang versperrte. Diesmal war er frei oder zumindest gut passierbar! Und auch hier ließ sich ein großräumiger Tunnel mit Bächlein, ca. 300m bis zu einem Siphon begehen. Nach wie vor eine tolle Höhle!



Am Einstieg



In der Vodna Jama

Am späten Nachmittag waren wir noch auf Höhlensuche und fanden den Eingang der Jama pri Slavenski poti v Lozo. Eine eher kleine Höhle, an deren 7m- Einstiegsschacht sich ein großer, schön versinterter Gang von ca. 100m Länge anschließt



Jama pri Slavenski poti v Lozo



Jama pri Slavenski poti v Lozo

Fünfter Tag:

Die Beine waren von den ersten Tagen schwer, die Arme lang, so ließen wir diesen Tag etwas ruhiger angehen.
Zunächst besichtigten wir die Höhlenburg Predjamski Grad. Da war ich zwar schon in meinem ersten Slowenienurlaub gewesen, doch die Erinnerungen waren nur noch spärlich. Da kam mir eine Auffrischung gerade recht! Fazit, damals wie heute: sehenswert und schön!

Dann packte uns aber doch wieder das Höhlenfieber. Als wir den Eingang einer neuen Höhle, der Beloglavka gefunden hatten, konnte uns praktisch nichts mehr aufhalten...
Insgesamt eine verzweigte, fast fränkisch anmutende Kluft- und Spaltenhöhle von ca. 350m Länge, deren Befahrung aufgrund einiger enger Passagen mehrere Stunden in Anspruch nimmt.



In der Beloglavka



In der Beloglavka

Da am Abend noch etwas Zeit war, beschlossen wir einen der Schächte bei Kozina zu befahren, die uns "unser Mann" am ersten Abend gesteckt hatte. Besser ich sage nichts dazu!!


Sechster Tag:

Heute, am letzten Tag, sollte nochmals eine größere neue Höhle her! Dazu hatten wir die Höhle NU 12 auserkoren, Länge 350m, Tiefe 70m.
Wir erwarteten Schächte, große Gänge bzw. Hallen und natürlich Sinter...
Und genau so sollte es kommen!



NU 12



NU 12

Ohne Zweifel, das war eine wirklich schöne Höhle, deren Entdeckung auch erst etwa 10 Jahre zurückliegt.
Endlich kamen unsere Fotoapparate und Blitze voll auf ihre Kosten und wir verbrachten ca. 7 Stunden in der Höhle. Ein sehr gelungener Abschluß...



NU 12



NU 12

Siebter Tag:

Bereits gegen 6 Uhr 30 morgens machten wir uns auf die Rückreise. Warum so früh? Weil ich einmal mehr gegen 4 Uhr vom Lärm aufwachte...

Autor: Frank Schlöffel
Bilder: Michael Fleischmann, Frank Schlöffel