Slowenien 2013 - Sibirien!

Zeitraum: 23.03 - 29.03.2013
Teilnehmer: Marion, Gunter, Steffen und Frank


Zeit meines Lebens habe ich von einem Höhlenurlaub östlich des Urals, in den endlosen, schneebedeckten Weiten Sibiriens geträumt! Ein Kindheitstraum eben, der sich nun endlich für mich erfüllen sollte...
Glücklicherweise brauchte ich dazu nicht bis nach Sibirien reisen denn das garnicht so weit entfernte Slowenien kann sogar im März durchaus mit Sibirien konkurrieren.
Was fehlt, sind die Eisbären, noch... Braunbären gibt es in Slowenien ja schon...

So früh im Jahr waren wir also noch nie Slowenien. Das hätte man schon beim Packen berücksichtigen können, in Form einer langen Unterhose, einer dicken Mütze oder einer warmen Jacke...
Aber wir wissen ja, mit dem Wetter hatten wir bisher immer Glück und in Slowenien ist sowieso immer Sommer, zumindest dann, wenn wir kommen!
So war es immer und so wird's immer bleiben, dachten wir zumindest und hatten neben unseren Höhlenklamotten daher vor allem kühlende, erfrischende Sommerkleidung im Gepäck:
T- Shirts, Badehosen... genau die Dinge also die der Urlauber dann einpackt, wenn er zu einem Pauschal- Badeurlaub aufbricht.

Doch dafür wurden wir bestraft, wie selten. Eiskalt sollte es uns diesmal erwischen! Schneestürme, Eisregen und strenger Frost, der Winter schlug auch hier, so viel näher am Äquator nochmals mit voller Härte zu, versuchte uns mit allen Mitteln das Höhlenleben zu versauern.
Doch wieder einmal trotzten wir allen Naturgewalten...während Väterchen Frost das Land zum Erstarren brachte, konnte uns letztlich nichts davon abhalten, einmal mehr in die Tiefen der slowenischen Unterwelt vorzudringen...


Erster Tag:

Gegen 14 Uhr bei Franc angekommen, staunten wir nicht schlecht über die noch vorhandenen Altschneemassen, die sich vor allem in Waldbereichen so auftürmten, das die Höhlen um Laze praktisch unerreichbar waren und das während der gesamten Slowenienwoche. Doch höhlenmässig sollte es diesmal sowieso bevorzugt in den Süden des Landes gehen und dort war wohl nie und nimmer mit Schnee zu rechnen.
Nach ein paar Einkäufen in Logatec besichtigten wir am späten Nachmittag noch die Eingangsbereiche der Zelske und Thkalka...
einmal mehr sehr sehenswert, besonders dann, wenn man so wie, fast 10 Jahre nicht dort war. Doch weit kamen wir nicht, denn alles stand hoch unter Wasser.





Wasser in der Zelske und Thkalka (Bilder: Frank Schlöffel)

Am Abend ging es Pizza essen und während wir uns den Karstschinken auf der Zunge zergehen ließen, rieselte draussen leise der Schnee...


Zweiter Tag:

Am nächsten Morgen war alles schön weiß, etwa 10 cm Schnee waren über Nacht gefallen und die Temperatur war auf beängstigende -5 Grad gefallen!
Laze eben, dieses verflixte Schnee- und Kälteloch, die Einheimischen nennen Laze nicht umsonst das Oimjakon Sloweniens!
Aber wen interessiert das eigentlich, denn wir, mit Badehosen bewaffnet, wollten ja in den Süden des Landes, dorthin also wo sich am Strand zwischen Kokospalmen tiefe Abgründe auftun sollen.
So richtig toll war das Wetter allerdings auch im Süden nicht. Zwar stieg die Temperatur während der Fahrt von -5 auf -1 Grad an, doch dafür fegte hier ein eisiger Sturm übers Land und peitschte uns beim Umziehen Eiskörner ins Gesicht!



Das Team am Einstieg (Bild: Frank Schlöffel)

So hatten wir uns das nicht vorgestellt, doch wenigstens sollte uns die erste Höhle, die Janicja Jama, für diese wirklich grausamen Bedingungen entschädigen.
Die wunderschöne Höhle, die ich bereits vor Jahren einmal befahren hatte, hat einen etwa 45m tiefen und großräumigen Einstiegsschacht. Die anschließenden Hallen und Gänge lassen sich etwa 600m verfolgen, wobei immer wieder schöne Sintergruppen das Auge erfreuen. Eine wirklich sehenswerte Höhle, die ich so schön garnicht in Erinnerung hatte.
Dank zahlreicher, zeitaufwendiger Fotos dauerte die Befahrung beinahe 9 Stunden, so das wir erst gegen 20 Uhr 30 wieder draussen waren.



In der Janicja Jama (Bild: Frank Schlöffel)



In der Janicja Jama (Bild: Frank Schlöffel)



In der Janicja Jama (Bild: Frank Schlöffel)

Die Rückfahrt gestaltete sich abenteuerlich. Über das ganze Land peitschte nun ein nicht endend wollender Schneesturm, mit heftigen Schneeverwehungen auch auf der Autobahn. Wir waren heilfroh als wir unser Oimjakon endlich wieder erreicht hatten...


Dritter Tag:

Schneefrei!
Da es ohne Unterbrechnung weiter schneite, ging auf den slowenischen Strassen eigentlich nichts mehr. Selbst das kurze Steilstück zu Franc hinauf, war beinahe nicht mehr passierbar. Wir machten Einkäufe, besichtigen zu Fuß die Polje und schaufelten Schnee.



Schnee! (Bild: Gunter Schrödel)

Vierter Tag:

Es hatte tatsächlich aufgehört zu schneien und so sollte heute mit der Medvedjak, die zweite Höhle auf dem Programm stehen.
Eine dramatische Fahrt in den Süden stand uns noch bevor: bis zu 1,5m hohe Schneewehen blockierten Teile der Autobahnen... ganz Slowenien schien auf den Beinen zu sein um das Land aus dem Würgegriff des Winters zu befreien...
Und man mag es kaum glauben: weit im Süden des Landes, kam tatsächlich etwas die Sonne heraus!



Sonne im Süden! (Bild: Frank Schlöffel)

Auch die Medvedjak kenne ich bereits von früher. Ähnlich wie die Janica Jama hat auch diese Höhle einen etwa 50m tiefen Einstiegsschacht und unten, den für viele slowenische Höhlen typischen T- Gang.
Grossräumige, riesige Gänge von über 1000m Gesamtlänge und noch dazu reich versintert... die Medvedjak läßt das Herz jedes Höhlenfreundes höher schlagen!




Medvedjak (Bild: Frank Schlöffel)



Medvedjak (Bild: Gunter Schrödel)

Fünfter Tag:

Nach den ersten harten Tagen und Touren, ließen wir es heute etwas gemütlicher angehen.
Steffen und ich wollten ein wenig Eingangssuche betreiben und dabei das ein oder andere, eher kleine Objekt besichtigen. Marion und Gunter nahmen sich gleich komplett höhlenfrei und tourten unter anderem nochmals zur Zelske und Thkalka um die Fotoausbeute zu vervollständigen.



Eisimpressionen (Bild: Gunter Schrödel)

Steffen und ich nahmen uns als erstes die Siroka Jama vor.
Viel wußten wir nicht, über das was uns dort erwarten könnte, nur die Eckdaten waren bekannt: Länge 193m, Tiefe 52m.
Wir stießen auf eine Doline in die wir etwa 15m abzuseilen hatten. Unten 2 Gänge, wobei einer bereits nach wenigen Metern endete, der andere Gang unmittelbar in eine wirklich riesige Hallen, von fast 100m Durchmesser einmündete. Beeindruckend, aber eben leider auch schon zu Ende! Die angegebene Tiefe von -52m wird direkt in der Halle erreicht.

Weiter ging's zur nächsten Höhle, wieder einmal einer Jama X!
Der kleine, unscheinbare Einstieg, der erst vor einigen Jahren ausgegraben wurde, fällt direkt zu einem etwa 20m tiefen Schach ab. Weitere Schachtstufen folgen, zunehmend großräumig. Doch leider reichte unser mitgeführtes Seilmaterial nicht aus, die Horizontaletage zu erreichen. Keine Frage: hier heißt es wiederkommen!


Sechster Tag:

Gestärkt von diesem "Pausentag" ging es bei heute sonnigen, aber nach wie vor kalten Wetter ein weiteres mal in den Süden. Schusserschacht... ein Klassiker!



Umziehen in der Sonne (Bild: Frank Schlöffel)

Der Seileinbau in die knapp 100m tiefe Doline dauert seine Zeit, denn es gibt zahlreiche Seilabhängungen.
Doch schließlich waren alle unten, wanderten durch die gewaltigen, aber bitterkalten Riesengänge, vorbei an phantastischen Tropfsteingebilden, wunderschönen Sinterbecken und den unzähligen Sinterperlen bis zum Endpunkt. Ein wirklich krönender Abschluß eines harten, aber trotzdem schönen Höhlenurlaubs.



Im Schusserschacht (Frank Schlöffel)



Im Schusserschacht (Frank Schlöffel)



Im Schusserschacht (Frank Schlöffel)

Siebter Tag:

Heute regnete es in Strömen und für die nächsten Tage war keine Besserung gemeldet.
Kurz entschlossen wurde daher gepackt und gegen Mittag traten wir die Heimreise an.

Slowenien ist zwar immer wieder schön, aber den nächsten Höhlenurlaub würde ich gerne am Strand verbringen, unter Kokospalmen...

Autor: Frank Schlöffel
Bilder: Gunter Schrödel, Frank Schlöffel