Im andalusischen Karst Zeitraum: 28.12.2003 bis 10.01.2004 28.12.2003, 4 Uhr30 die weite Reise kann beginnen! Ca. 2100 km mit dem
Pkw liegen bis zu unserem ersten Ziel, Almeria vor uns. Unser Auto ist gut
gefüllt, denn wir haben nicht nur die Badehose, sondern auch einen
Grossteil unserer Höhlenausrüstung eingepackt. Der Gipskarst von Sorbas: Das etwa 12 Quadratkilometer grosse Gipskarstgebiet in dem bis heute über 1000 Höhlen registriert sind, liegt ca. 30 km nordöstlich von Almeria. Die zentralen Orte Sorbas und los Mollinos del Rio Aguas liegen in einer der trockensten und vegetationsärmsten Regionen unseres Kontinents, im Bereich der einzigen Wüste" Europas, El Desierto.
Zahlreiche, gut markierte Wanderwege leiten durch die einmalige Landschaft und vermitteln erste Eindrücke der Vielfalt dieses Karstgebietes: Dolinen, Schlucklöcher, Karrenfelder und Tumulis prägen das Bild der kristallinen Hochfläche entlang dem tief eingeschnittenen Tal des Rio Aguas.
In den etwa 120m tiefen Schluchten des Rio Aguas finden sich am Fuss der
markanten Gipsabbrüche zahlreiche Quellen, die die unteren Einstiege zu
komplexen Höhlensystemen darstellen. Bis zu 120 m tiefe Schachtzonen
durchziehen die mächtigen Gipsschichten die von dünnen Mergelschichten
durchsetzt sind, viele der Höhlen weisen mehrere Einstiege auf. Die Cueva del Agua ist mit über 8 km Gesamtganglänge nicht nur die längste Gipshöhle Spaniens sondern auch das grösste Karstsystem Andalusiens. Weitere grosse Höhlensysteme wie die Cueva del Tesoro, die Cueva del Yeso, die Covadura und die Cueva del Peral erreichen zwischen einem und über 4 km Gesamtlänge.
Die Galerien der Höhlen sind sehr abwechslungsreich: in den tiefen
Bereichen dominieren aktive Passagen, bis in die mittleren
Höhlenabschnitte haben phreatische Bedingungen das Erscheinungsbild
geprägt und in den höheren Bereichen sind die Galerien vadosen
Ursprungs, oft gekennzeichnet durch die Erosion der im Gips eingebetteten
Mergelschichten und den daraus resultierenden Verbrüchen aus riesigen
Gipsplatten und Blöcken. Über ein, dem Höhlenclub Almeria angeschlossenes Höhlen- und
Karstzentrum" in der Nähe von Sorbas können viele der Höhlentouren mit
Führer und Ausrüstungsstellung gebucht werden, dies ist aber leider sehr
teuer. Die Preise schwanken zwischen 10 Euro für den 2 Stunden Touri-
Trip und über 30 Euro für die 6 bis 8 Stunden Tour mit Schachtbefahrung
(pro Kopf). Wir verlassen den Gips und reisen an der Costa del Sol entlang Richtung
Malaga, von dort aus etwa 40 km nördlich ins Landesinnere in die Region
von Antequera. Unser Ziel ist der Parque Natural de el Torcal, ein
Naturschutzgebiet, dass mit seinen beeindruckenden Karstformationen zu
den reizvollsten Landschaften ganz Spaniens zählt. 50 km östlich von Malaga legen wir einen Zwischenstop ein um der
Schauhöhle Cueva de Nerja einen Besuch abzustatten. Parque Natural de el Torcal: Je weiter man um diese Jahreszeit in Andalusien nach Westen reist, desto
grüner" wird es, da die Regenwahrscheinlichkeit deutlich zunimmt. Doch
wir hatten während unserer 12 Tage in Andalusien das Glück, kaum ein
Wölkchen am Himmel zu sehen! Der Naturpark liegt etwa 15 km südlich von Antequera im Bereich der
Sierra Pelada in Höhenlagen zwischen 900 und 1300m.
Zahlreiche Wanderwege führen durch eine wilde, stark zerklüftete
Gebirgslandschaft, die ihr Erscheinungsbild vor allem der Erosion, den
ganzjährigen heftigen Winden in Verbindung mit Regenfällen verdankt. Es soll hier auch viele Höhlen geben. Jedoch lässt die sehr unübersichtliche
Gebirgslandschaft die Hoffnung etwas durch Zufall zu finden, schnell
schwinden. Unsere Reise geht weiter nach Westen. Etwa 30 km westlich von Ronda
erreichen wir die Sierra de Grazalema, das Karstgebiet Andalusiens! Die Sierra de Grazalema: Die kleinen Ortschaften Montejaque, Benaojan und Villaluenga del Rosario
sind die zentralen Anlaufstellen für jeden Höhlenforscher. Hier hat nicht
nur der andalusische Höhlenverband seinen Sitz, es gibt ein Höhlenmuseum
eine Höhlenschule, zahlreiche Vereine und natürlich Höhlen! Schon die Autofahrt durch die alpin wirkende Gebirgslandschaft vermittelt
einem den Eindruck, dass der Verband hier vorbildliche Arbeit leistet: viele
Schautafeln geben Auskunft zur Geologie und Höhlenentstehung oder
weisen auf Höhlen hin. Der Verband legt scheinbar grossen Wert auf
Aufklärung über den Umgang mit den Naturschätzen! Ein erster Blick auf die Höhleneingänge verrät, dass man hier mit anderen,
grösseren Dimensionen als wir sie bisher kannten, auch in der Höhle zu
rechnen hat.
Neben den riesigen Flusshöhlen, wie das Sima Hundidero-Gato, eine
mehrere km lange Durchgangshöhle gibt es gewaltige Ponore die oft Tiefen
von 300 bis 400m erreichen und in ihrer Raumausdehnung die grossen
Ponore Sloweniens etwa um den Faktor 3 übertreffen.
Das Sima de Villaluenga, das Sima de Republicano und die
Sima de Pozuelo 1-3, zählen zu dieser Kategorie von Ponorhöhlen, die wir
aufgrund der sehr günstigen Witterung vollkommen trocken vorfanden.
Die beeindruckenden Zulaufgräben, die die teilweise schwer erreichbaren
Poljen durchziehen sind jedoch eine deutliche Warnung: wenn der Regen
kommt, dann kommt er schnell und sündflutartig! Die Schauhöhle der Region, die Cueva de le Pileta ist auf jeden Fall einen
Besuch wert. Nichts deutet am Eingang auf eine Schauhöhle hin und nur
wenige verirren sich hierher. In der 1,5 Std.- Führung, die mit kleinen
Ölhandlampen erfolgt, bekommt man die Tierzeichnungen an den
Felswänden, die aus unterschiedlichsten Epochen der Besiedlung stammen
und bis etwa 20000 v. Chr. zurückreichen, ausführlich erklärt. Mal etwas
ganz anderes! Und damit war unser Urlaub auch schon zu Ende. Mit vielen positiven
Eindrücken ging es nun 2400km zurück. Doch das war sicher nicht unser
letzter Besuch, denn wo in Europa kann man im Januar bei solchem Wetter
solche einmaligen Höhlen befahren, und das bitte ohne Unterschlaz denn
bei 18 bis 20 Grad Höhlentemperatur wird beim Schachtaufstieg auch im
T-Shirt geschwitzt! Autor: Literatur: |