Forschungen 2008 – Karstgebiet A

Teil 2  


Zurück in die Fränkische - Teil 1

Zeitraum: An 27 Tagen zwischen Januar und März 2008
Teilnehmer: Steffi von Schubert, Ama Endlich, Beni Köstler, Frank Schlöffel, Michael Fleischmann, Steffen

Es begann wie immer harmlos: Michael hatte mich bereits im November 2007 darauf aufmerksam gemacht, das sich bei ihm über die Jahre wieder einige neue und möglicherweise auch interessante Objekte zur Bearbeitung angesammelt hätten, die dringend vermessen werden müßten um so ihren endgültigen Platz im Kataster einnehmen zu können.
Es handele sich dabei um Höhlen in den Karstgebieten A und D, Gebiete also in denen ich schon immer besonders gerne arbeitete, was mir die Zusage erleichterte. Außerdem deutete sich bei mir arbeitsmäßig eine sehr ruhige Phase an, so daß ich wohl auch unter der Woche ausreichend Zeit haben würde.
Geschickt hatte ich mich dann aber doch noch einige Wochen drücken können, nämlich bis Anfang Januar 2008, doch dann ereilte mich Michaels gefürchtete, erste Bearbeitungsliste und auch ein gemeinsamer Ortstermin ließ nicht lange auf sich warten.
Ortstermine sind für den Bearbeiter solcher Objekte nur scheinbar von Vorteil, denn es geht eben nicht darum einem die Höhlen zu zeigen um etwa Fehlzuordnungen von vorne herein auszuschließen, sondern der Hintergedanke ist der, das der Bearbeiter bloß keine Zeit mit der Höhlensuche verschwenden soll, damit die reine Vermessungszeit optimiert wird! Einfach genial...

Am 13.1.2008 konnte es dann losgehen und zunächst arbeitete ich etwas „querbeet“ durch beide Karstgebiete: Im D- Gebiet „wühlten“ Michael und ich uns besonders im Januar durch die Hohe Reut bei Spies, einem Berg der allen Kletterern bestens bekannt sein dürfte, während er dem ahnungslosen Passanten nur durch seinen alles überragenden Fernsehturm ins Auge sticht. Michael hatte hier einen regelrechten kleinen Höhlenpark, bestehend aus 9 Objekten, der D 282a- e und der D 675- D678 aufgestöbert, den es zu bearbeiten und vollständig zu vermessen galt. Immerhin bringt es das größte Objekt dort, die Hohe Reut- Klufthöhle (D 675) auf eine Gesamtlänge von 36m.

Michael an und in der D- 675

Parallel dazu gab es aber auch im A- Gebiet einiges zu tun: am Brändelberg wurde eine neue Durchgangshöhle (A 452) vermessen, am Kahlenberg bei Hartenstein wurden zwei neue Höhlen (A 453 und A 454) bearbeitet. Auch hier ist mit der Kahlenberg- Höhle (A 453) eine Höhle mit 21m Länge dabei.
Interessanter wurde es dann ab Ende Januar am Mannsberg bei Döttenreuth. Dieser Berg ist vielen von uns sicherlich durch das Mannsbergloch bei Döttenreuth (A 60) bekannt. Doch dieses sollte uns nicht interessieren, sondern es waren zwei seit Jahren verschollene, scheinbar unauffindbare Vorkatasterobjekte, die Michael als Lockvogel dienten.
Schnell wurde klar: der Mannsberg ist nicht nur ein „großer“ sondern auch ein recht interessanter Berg, denn den eher seichten und wenig felsigen Süd- und Westabfällen stehen auf der Nord- und Nordostseite, unübersichtliche und steile, bis zu 25m hohe Felswände gegenüber, die sogar mehrere Zwischenebenen aufweisen.

Schnitt durch den Mannsberg von SW nach NO


Der Mannsberg bei Döttenreuth


So wurden bis zum 7.2.2008, bei insgesamt 8 Mannsberg- Touren in unterschiedlicher Besetzung nicht nur die beiden verschollenen Vorkatasterobjekte (A 402 und A 456) wiedergefunden, sondern zahlreiche weitere Höhlen (A 457, A 459- 464) gesichtet und bearbeitet von denen sich der Großteil in den Felswänden auf der Nordseite findet. Die größten Objekte sind die Mannsberg- Klufthöhle (A 457) mit 14m Länge, die Mannsberg- Höhlenruine (A 459) mit 33m Länge und die Mannsberg- Doppelklufthöhle (A 461) mit 16m Länge.

Eingang der A 457 und Blick aus der A 463


Zu guter letzt wurde auch die A 234 mit in die Bearbeitung einbezogen und der fehlende Plan erstellt, so daß die Bearbeitung des Mannsberges als abgeschlossen betrachtet werden kann.
Bei unserer Bearbeitung des Mannsberges hatte mich besonders die systematische, wenn auch zeitaufwendige und anstrengende Forschung fasziniert, bei der wir großen Wert auf eine „lückenlose“ Begehung und Bearbeitung der Oberfläche gelegt hatten.
Unzählige male wurde an manchen Tagen in steilen Rinnen vergeblich hinauf- und wieder hinab gestiegen, auch die schwer zugänglichen Zwischenebenen in den steilen Felswänden wurden, wenn irgendwie erreichbar untersucht, so wenig wie möglich, besser „Nichts“ sollte übersehen werden.

Felsige N- / NO- Seite des Mannsberges


Oft waren wir nach 4 Stunden Höhlensuche richtig platt, hinzu kamen die für die Jahreszeit typischen witterungsbedingten Probleme (Schnee, angefrorener Boden, rutschige Äste unter dem Laub) die besonders im steileren Gelände viel Vorsicht erforderten.
Trotzdem: irgendwie fing die Sache an richtig Spass zu machen, wir hatten Blut geleckt und es drängte sich nach den vielen überraschenden Neuentdeckungen am Mannsberg die Frage auf, ob es vielleicht im AGebiet noch weitere Berge mit ähnlichen Potential geben könnte.

Um das überprüfen, wurde mit der folgenden Bearbeitung des benachbarten Brentenfels eine nicht minder große Herausforderung angenommen, denn der Brentenfels hat nicht nur beinahe die doppelte Grundfläche wie der Mannsberg, sondern er ist auch einer der Berge, dessen Baumbestand durch die wiederholten Stürme und Unwetter in den letzten 20 Jahren stark geschädigt wurde. Der Brentenfels ist somit in weiten Bereichen schwer, teilweise sogar sehr schwer zugänglich. So liegen dort noch immer, wie übrigens auf vielen der abgelegenen Berge um Sackdilling, Baumriesen kreuz und quer verkeilt was eine systematische Bearbeitung zusätzlich erschwert.

Der Brentenfels hat mehrere Gipfel und erstreckt sich nach Osten bis zur Bundesstraße B 85


Schnitt durch den Brentenfels von SW nach NO


Zu Beginn unserer Arbeiten waren immerhin bereits 9 Brentenfels – Höhlen bekannt, von denen allerdings 2 Höhlen noch keinen Plan vorzuweisen hatten.

Wilde Felslandschaften am Brentenfels


Um so erstaunlicher war es, das trotz des schon vorhandenen Höhlenreichtums bei unseren 10 Brentenfels- Touren, die sich etwa bis Ende Februar erstreckten 12 weitere, neue Höhlen (A 465 – A 476) entdeckt und bearbeiten werden konnten.

Durchgangshöhle A 465


Dabei handelt es sich allerdings durchwegs um kleine Objekte, mit Längen zwischen 6 und 11m, die sich sehr unregelmäßig über den Berg verteilen.

Ama an der A 392 und Sinter in der A 472


Außerdem wurden bei der Gelegenheit die fehlenden Pläne der zwei altbekannten Objekte Brentenfels- Klufthöhle (A 228) und Brentenfels- Höhlenruine (A 237) erstellt.
Die längste Höhle am Brentenfels bleibt also die östl. Brentenfelshöhle (A190), die im Huber mit einer Gesamtlänge von 22m ausgewiesen ist.

Schön: An der A 190


Im März hatten wir nicht ganz so viel Zeit und wenn überhaupt dann nur ich alleine. So machte ich mich auf die westlich des Mannsberges gelegenen Gebiete des Hollederberges und des Felsbrunnens systematisch zu erkunden.

Hollederberg und Felsbrunn


Trotz der Größe des Gebietes, welche die des Brentenfels sogar noch übertrifft und nach Norden durch den Fahrweg Maximiliansgrotte – B85 begrenzt wird, waren dort mit der Durchgangshöhle im Felsbrunn, der A 422 bisher gerade einmal eine Höhle bekannt und ein V- Objekt zur Bearbeitung vorgemerkt.

Nur die felsige NO- Seite des Hollederberges verbirgt sich hinter dichten Gestrüpp


Das schien mir angesichts unserer Erfahrungen am Mannsberg und Brentenfels „bedenklich“ wenig zu sein, besonders wenn man berücksichtigt daß z.B. die NO- Seite des Hollederberges, markante und höhere Felswände aufweist, welche man mit denen des Mannberges vergleichen kann.

Felslandschaft am Hollederberg – meist übersichtlich und gut zugänglich


Die insgesamt überraschend gute Zugänglichkeit des Gebietes erlaubte es mir an 5 Tagen, bis Ende März 2008 die komplette Oberfläche abgegrast zu haben. Dabei hatte ich letztlich, etwas enttäuschend nur 5 Höhlen einschließlich des V- Objektes finden und vermessen können. Es handelt sich dabei um die A 477–A 479 und A 481, A 482.
Das größte Objekt ist hier nun die Etagen- Klufthöhle bei Krottensee (A 477) mit 22m Länge, gefolgt von der Felsbrunn- Klufthöhle bei Döttenreuth (A 481) mit 13m Länge, alle anderen neuen Höhlen sind kleine Objekte mit unter 10m Länge.

Zusammenfassung:
Von Anfang Januar bis Ende März 2008, wurden die Bereiche Mannsberg, Brentenfels, Felsbrunn und Hollerderberg systematisch auf Höhlen untersucht.
Während am Mannsberg und Brentenfels überraschend viele Neuentdeckungen gelangen und beide Berge, besonders auf den stark felsigen N- und NO- Seiten eine große Höhlendichte zeigen, setzt sich dieser Trend am westlich anschließenden Hollederberg und Felsbrunn leider nicht fort.
Trotzdem sind die vielen Entdeckungen sicher eine positive Überraschung, die im A- Gebiet so nur die wenigsten erwartet hätten. Und das dies nicht die Ausnahme bleiben sollte, darüber werden wir zu gegebener Zeit im 2. Teil berichten.

Autor: Frank Schlöffel
Fotos: Frank Schlöffel


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