2006 Brillenschacht - Schnee und Eis
Datum: 16. und 17.6.2006
Teilnehmer:
Amadeus E.,
Dirk,
Steffen,
Frank Schlöffel
Schon die erste Forschungstour 2006 sollte uns wieder in den Brillenschacht
führen. Mit Mitte Juni waren wir sehr früh dran, noch früher als in den
Vorjahren und so hatten wir noch mit reichlich alten Schneefeldern zu kämpfen.
Das 3-er Team (Ama, Steffen, Frank), dass am 16.6 gegen 9 Uhr 30 einsteigt,
beginnt unmittelbar mit der Vermessung ab Einstieg. Schon am Grund des 17m
tiefen Einstiegsschachts zeigt sich, dass der lange Winter die Höhle noch fest im
Griff hat: alles ist mit einer, mehr oder weniger starken, Eisschicht überzogen.
Das starke Wasser tröpfeln nervt gewaltig, beim Zeichnen, beim
Schachteinbau, aber auch an den bereits vom letzten Jahr vorhandenen
Umsteigstellen. So steht uns eine eher unangenehme Tour bevor - jeder fröstelt
und friert vor sich hin.
Am Einstieg
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Brüchiger Schrägschacht zum Tagschlot
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Zunächst kann unterhalb des Einstiegsschachts in die Hauptfortsetzung
vermessen werden: über eine 5m -Stufe hinab, dann den gut mannshohen Gang
entlang bis zum unerforschten Schacht, dessen Tiefe wir letztes Jahr auf
mindestens 20m geschätzt hatten. Während Steffen und Ama den Schacht im
Wechsel einbauen (wozu 5 Spits zu plazieren waren um dem starken
Tropfwasserfall wenigstens halbwegs zu entgehen), hilft mir jeweils der andere bei der
Vermessung einer Abzweigung unterhalb des Einstiegsschachts. Dort konnte
bereits im letzten Jahr über einen kurzen niedrigen Gang und anschließendem
stark verbrochenen Schacht bis zu einem Tagschlot vorgedrungen werden.
Der Schachtgrund ist mehrere Meter dick schneebedeckt, ca. 20m über unseren
Köpfen sehen wir den heute tiefblauen Himmel. In einer Seitennische können
wir einen weiteren Schacht entdecken, der sich aber sofort als weitere
Verbindung zum Hauptschacht entpuppt. Hier hören wir Ama, wie er soeben am
Schachtgrund angekommen, uns von größeren und horizontalen Fortsetzungen
berichtet.
Steffen und ich sind natürlich neugierig, so folgen wir Ama hinunter. Der
Schacht ist exakt 25m tief, wegen der Geröllrampe am Einstieg sehr
steinschlaggefährdet, so dass man ihn nur nacheinander befahren kann. Und
tropfen tut er vor allem oben recht unangenehm...
Der großräumige horizontale Gang wird von uns erkundet, erst mal ohne
Vermessung, denn wir sind sehr durchgefroren und brauchen Bewegung. Auch
hier ist alles vereist, mögliche Abzweigungen nach oben sind unter diesen
Verhältnissen überhaupt nicht erreichbar. So konzentrieren wir uns auf den
Hauptgang, der deutlich an einer SO- fallenden Kluft angelegt ist. An einem
engen, kräftig blasenden Schluf kehren wir um.
Am 17.7 wird das Team durch Dirk verstärkt, der am Vorabend aufgestiegen
war. Während Steffen und ich zunächst zum Tagschlot gehen, diesen einbauen
und aufmessen, steigen Ama und Dirk direkt wieder in den Brillenschacht ein
um weiter zu forschen.
Tagschlot
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Seitenteile im Tagschlotbereich
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Nach Abschluß der Tagschlotaktion und einem anschließenden, kurzen und
erwärmenden Sonnenbad folgen Steffen und ich den beiden anderen.
Am Grund des Hauptschachts angekommen, setzen wir die Vermessung fort,
wieder eine bitterkalte Aktion! Als wir fast wieder den Schluf erreicht haben,
kommen uns Ama und Dirk entgegen und berichten, dass die Verbindung zum
Schneeloch steht. Bravo!
Es handelt sich von Seiten des Schneelochs um eine Stelle oberhalb des
Gigantentunnels, die bereits vor einem Jahr, also bei der ersten Forschungstour
2005 von Dirk aufgrund der kräftigen Bewetterung untersucht worden war.
Damals haben Dirk und Mitstreiter also einige Bereiche des Brillenschachts
bereits vom Schneeloch her untersuchen können...
Steffen und ich vermessen bis zu Schluf, während Ama und Dirk nochmals in
der anschließenden engen Kluft, dem Frankenland verschwinden um dort eine
Abzweigung zu untersuchen. Diese bringt sie weiter in die Tiefe...
Bei der ersten Forschungstour wurden unter ungünstigen Bedingungen etwa
180m vermessen und eine Tiefe von 67m erreicht. Schon bald geht's weiter!
Autor: Frank Schlöffel
Fotos: Markus Findeiß
2006 Brillenschacht - Zum tiefsten Punkt
Zeitraum: 25.06.2006
Teilnehmer:
Dirk,
Frank Schlöffel
Schon eine Woche später steht die erste Sondertour an, Dirk und ich haben uns
dazu entschieden. An Sondertouren teil zunehmen ist bekanntlich nicht
jedermanns Sache: diese sind in der Regel recht anstrengend, da An- und
Abfahrt, Auf- und Abstieg und Forschung sich auf 2 Tage konzentrieren.
Spontanität und unbedingter Forschungswille sind Grundvoraussetzungen um
die für solche Touren vergebenen Bonuspunkte auf dem eigene
Forschungskonto verbuchen zu können. Ein Forschungsbericht von Dirk:
„Am nächsten Tag geht es gegen 10 Uhr in den Brillenschacht. Vorsorglich mit
Eispickel bewaffnet, der seinen Dienst sehr gut unter Beweis stellen sollte. Die
verblockte Eissäule am Hauptschacht sieht mittlerweile sehr gruselig aus und der
dahinter angesammelte Schotter auch. Ich baue zunächst nochmals das ganze Seil
von unten an aus und entferne danach den Eisbrocken. Die Rampe wird aufgeräumt
und wir fegen alles was nicht niet- und nagelfest ist hinunter. Danach schnell noch
einen Spit gesetzt, um die Schlinge nicht wieder unter die Wasser-Sanduhr bauen zu
müssen und dann wird das ganze Seil wieder eingehangen.
Dann geht es an die Vermessung. Wir messen am Vermessungsendpunkt in den
linken Schluf, es folgen überwiegend enge Kluftbereiche. Frank zeichnet wie wild. -
Stück für Stück beschäftigen wir uns so einige Stunden. Wir kommen bis zum
unpassierbaren Endpunkt, dem tiefsten Punkt des gesamten Brillenschachtbereiches
auf genau –100m. Dort beenden wir unsere Arbeit.
Einstieg Brillenschacht
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Mittlerweile haben wir die gleiche Körpertemperatur wie die große Eissäule, so
lassen wir den rechten Schluf, der hinunter ins Schneeloch führt einfach für das
nächste Mal übrig!
Ganz aufgegessen ist der Bereich Brillenschacht damit aber noch nicht.
Beispielsweise ist ein Schacht noch zu untersuchen, der Westschacht der eigentlich
sehr vielversprechend aussieht und sich nicht dieser schrägen Kluft, in der man sich
da unten im Brillenschacht befindet, anpasst. Er zieht interessanter Weise Richtung
Westen. Mal sehen...
Um 16 Uhr sind wir wieder draussen und laufen ins Tal. Dabei zerfließen wir
regelrecht in einer wirklich unausstehlichen Hitze, wie noch nie da oben erlebt.
Am Pass Lueg gibt es dann das ersehnte Eis."
Die Sondertour bringt weitere 80m Neuland, so dass die Gesamtlänge nach
dieser Tour bei 260m, die Tiefe bei –100m liegt.
Autor: Dirk
Fotos: Markus Findeiß
2006 Brillenschacht - Im Westen nichts Neues
Zeitraum: 07.07.2006
Teilnehmer:
Amadeus E.,
Benjamin K.,
Steffen,
Frank Schlöffel
Im Rahmen eines verlängerten Forschungswochenendes vom 6.-9.7.2006, bei
welchen vor allem im Schneeloch viel geforscht wurde, kam es am 7.7 zu einer
weiteren Vermessungstour in den Brillenschacht.
Steffen und ich hatten uns vorgenommen den Schneeloch-Anschluss zu
vermessen. Das bereitete uns keine Schwierigkeiten, denn die enge Kluftspalte
die zum Schneeloch runter zieht war mittlerweile eisfrei. Nach ca. 2 Stunden
war die Sache erledigt und wir hatten weitere 80m im Sack.
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Hautgang im Brillenschacht |
Auf dem Weg nach draussen, stießen wir auf Ama und Beni, die nach der
Erforschung eines kleinen unbekannten Schachts (Irrtumsschacht), mal schauen
wollten was wir so machen...
So widmeten wir uns gemeinsam dem großen Hoffnungsträger des
Brillenschachts, dem Westsschacht. Nach Seileinbau stellte sich heraus, dass nur
Ama in der Lage war die am Einstieg sehr enge Schachtspalte zu befahren.
Unten erreichte er eine kleine, nasse Eiskammer, von wo aus er über eine kurze
Kletterstufe den Endpunkt erreichte. Das Wasser verschwindet in einem
unpassierbar engen Spalt. Der Westen verschließt sich also weiter vor uns!
Nach wie vor, zuviel Eis!
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Andere mögliche Fortsetzungen nach oben, waren aufgrund der noch
vorhandenen Vereisung immer noch nicht erreichbar. So ging's hinaus!
Nach dieser Tour ist der Brillenschacht ca. 340m lang. Weiteres Neuland ist nur
noch nach oben zu gewinnen, wenn der Eisstand dies zuläßt.
Autor: Frank Schlöffel
Fotos: Frank Schlöffel
2006 Brillenschacht - Die obere Etage
Zeitraum: 04-05.08.2006
Teilnehmer:
Steffen,
Frank Schlöffel
Einen Monat später steht die nächste Forschungstour an und wieder sollte es uns
gelingen dem Brillenschacht weitere Geheimnisse zu entreissen.
Als Steffen und ich am Morgen des 4.8.2006 in den Brillenschacht einsteigen,
ist unser Ziel eigentlich der obere Bereich des Schneelochs nahe der
Harnischhalle, wo die Forschungen seit Wochen auf Hochtouren laufen.
Erwähnt werden muß, das mittlerweile fast jede Forschungstour ins Schneeloch
über den Einstieg des Brillenschachts erfolgt. Besonders für die Forschungen im
oberen Hauptgangsystem des Schneelochs hat man dadurch eine deutliche
Zeitersparnis.
Im Brillenschacht stellen Steffen und ich fest, dass der Eisstand deutlich
zurückgegangen ist. Einige letzte Fragezeichen könnten nun genauer untersucht
werden. Da läßt man sich nicht zweimal bitten...
So wird erstmals die steil ansteigende Kluft, die sich westlich des Westschachts
öffnet erklommen. Schon nach wenigen Metern die erste kleine Überraschung:
ein Schacht bricht nach unten durch! Relativ schnell ist jedoch klar, dass dieser
lediglich die geräumige Alternative zum engen Westschacht darstellt. Seileinbau
und Befahrung bestätigen dies. Einige Messzüge hinunter gelegt und der
Bereich ist abgeschlossen.
Parallelschacht zum Westschacht
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Weiter geht es nun die steile Kluft in NW- Richtung hinauf, bis sich über
unseren Köpfen zwei kleine Deckenschlote öffnen. Diese sind kletterbar und
oben angekommen öffnet sich vor uns eine geräumige Röhre die nun wieder
leicht fallend in SO- Richtung verläuft. Bald schon erreichen wir die ersten
Abzweigungen:
- nach links zu einem Schachtabbruch, der wieder in den unterlagernden
Hauptgang leitet,
- nach rechts in eine schöne Sandröhre die nach ca. 10m aber unpassierbar wird,
- geradeaus ist die Hauptfortsetzung: wir stehen in einem größeren Raum, in
welchen aus dem Deckenbereich kräftig Tropfwasser fällt. Das Wasser
verschwindet in einem engen Schacht, einer weiteren Verbindung zum
unterlagernden Hauptgang. Am Ende der Halle erreichen wir rasch einen
Sandschluf, mit kräftigen Luftzug. Nach wenigen Handgriffen ist dieser
passierbar, durch enge Röhren geht es weiter. Wohin geht die Reise?
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Oberen Etage des Brillenschachts |
Durch die vielen Richtungswechsel der Röhren verlieren wir etwas die
Orientierung...
Sehr unverhofft stehen wir auf einer etwa 6m breiten Plattform und blicken in
einen gewaltigen Raum, dessen Boden ca. 10 bis 15m unter uns liegt. Die
gegenüberliegende Wand ist mindestens 40m entfernt. Neuland? Leider nein!
Wie die Datenauswertung ergeben wird, handelt es sich um die Harnischhalle im
Schneeloch.
Ein Großteil der neu entdeckten oberen Brillenschacht- Etage wird von Steffen
und mir noch am gleichen Tag vermessen, die Erforschung der Schächte und der
Abschluß der Vermessung erfolgt am darauf folgenden Tag.
Der Brillenschacht ist nun etwa 420m lang.
Autor: Frank Schlöffel
Fotos: Frank Schlöffel
2006 Brillenschacht - Das Finale
Zeitraum: 06.10.2006
Teilnehmer:
Jürgen Zottmann,
Steffen,
Frank Schlöffel
Nur zwei allerletzte Fragezeichen in der oberen Etage des Brillenschachts sind
noch zu untersuchen. Im Rahmen eines verlängerten Forschungswochenendes
sollen dafür am 6.10.2006 zwei Stunden abgezwackt werden.
Rasch erreichen Jürgen, Steffen und ich den Ausgangspunkt der Forschung:
- der erste offene Punkt, ein ausräumbarer Sandschluf ist rasch untersucht, kann
zwar einige Meter verlängert werden, endet aber letztlich komplett verfüllt.
- das zweite Fragezeichen, ist eine möglicherweise machbare Querung an der
Schacht- Plattform zur Harnischhalle, die eventuell eine Verbindung zu den
Schlotbereichen der Harnischhalle ermöglichen könnte.
Doch schon bald erweist sich diese Spekulation als vollkommen abwegig.
Letztlich kann hier nur ein weiterer Schachtabbruch in die Harnischhalle erreicht
werden; die Kluft nach oben die möglicherweise tatsächlich in irgendwelche
Überlagerungen der Harnischhalle führen könnte, wäre nur durch sehr
aufwendiges Schlotdübeln zugänglich zu machen.
Also, Ende im Gelände! 21m konnten heute nochmals aus dem Brillenschacht
herausgekitzelt werden.
Der Brillenschacht ist abgeschlossen, mit 441m Gesamtlänge und einer Tiefe
von genau -100m.
Autor: Frank Schlöffel
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