Forschungsberichte "Schneeloch" 2006

Gebiet: Tennengebirge
Objekt: Schneeloch 1511/7

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Schneeloch - Der Parallelmäander

Zeitraum: 07. - 08.07.2006
Teilnehmer: Amadeus Endlich, Beni Köstler, Steffen, Frank Schlöffel

Zum vorrangigen Ziel der Forschungen 2006 hatten wir die Bearbeitung der oberen Bereiche des Schneelochs erklärt. Hierbei sollten die bereits vor knapp 30 Jahren vermessenen HauptgängeGigantentunnel - Harnischhalle - Sandtunnel - Versturzlabyrinth bis zum Endpunkt und höchsten Punkt des Schneelochs im Rawetegang, auf +132m neu bearbeitet werden. Mit besonderen Interesse sollten dabei auch alle Abzweigungen untersucht werden, denn es finden sich in den alten Plandarstellungen mehrere offene Fortsetzungen. Nach der Entdeckung und dem Anschluß des Brillenschachts, dessen Eingang bereits 102 m oberhalb des Schneelocheingangs liegt (und damit nur noch 30m unterhalb des bisherigen höchsten Punktes des Schneelochs) bekam die Erforschung der oberen Schneelochbereiche und gleichzeitig auch die weitere Oberflächenarbeit einen zusätzlichen Anreiz, nämlich die Aussicht auf einen möglichen erscheinenden neuen Höhenrekord des Schneelochs.

Das Projekt beginnt am 7.7.2006 nachdem Steffen und ich den Anschluß Brillenschacht - Schneeloch vermessen haben (siehe Bericht Brillenschacht: „Im Westen nichts Neues").
Bevor jedoch in die oberen Bereiche des Schneeloch- Hauptgangsystems vorgedrungen werden soll, gilt es zunächst den Anschluß nach unten, Richtung Gigantentunnel herzustellen.
Trotz unangenehmer, kalter Bewetterung und kräftiger Vereisung des Gigantentunnels ist diese Aufgabe dank einiger langer Messzüge relativ schnell erledigt.

Im oberen Bereich des Gigantentunnels

Und wie es der Teufel will entdecken wir bereits hier, genau am obersten Ende des Gigantunnels, etwa 4m erhöht eine großräumige Abzweigung nach Süden, die sich in den alten Plänen nicht wiederfindet. Und dabei bläst es auch noch ordentlich von oben runter...
Da sind Steffen und ich natürlich sofort hellwach! Der 4m-Aufstieg ist einfach und bringt uns nach kurzen Gangabschnitt zu einem Schluf, der kräftig bläst. Auch der Schluf stellt uns vor keinerlei Probleme und schon einige Meter weiter stehen wir an einem 4m tiefen Schacht. Befahrungsspuren Fehlanzeige, wir sind die ersten! Und, hier geht's weiter, da lohnt es sich direkt zu vermessen!
Natürlich spekulieren wir auf eine interessante Fortsetzung nach oben, doch am Schachtgrund angekommen ist sofort klar: wenn es weitergeht, dann nur nach unten! Wir haben einen Mäander angeschnitten, der sich nach oben in einen unerreichbaren Schlot fortsetzt, während er abwärts bei einer Breite von knapp einem Meter bequem begehbar scheint. So folgen wir dem Mäander abwärts durch zahlreiche Windungen, während er sich ganz allmählich verengt und mehrere 2 bis 3 m tiefe Steilstufen zu bewältigen sind. Wieder wird direkt vermessen.
Der Mäander hat nun auf Ostrichtung gedreht und das bedeutet, dass er etwa parallel zum Gigantentunnel verlaufen dürfte, daher ab sofort Parallelmäander zu heißen hat und ausserdem auch auf unseren Einstieg zum 2. Ast zuziehen könnte. Ein Zusammenhang?
Als der Mäander sich wieder auf etwa 2m Breite weitet, hemmt ein Schacht unseren Schritt. Dessen Tiefe schätzen wir auf knapp 10 Meter.
Leider haben wir kein Seil mehr dabei, was zwangsweise den Abbruch bedeutet. So geht's hinaus.

Am nächsten Tag sind Steffen und ich schon bald wieder vor Ort. An den kleinen Kletterstufen im Mäander werden zunächst noch kurze Handstricke angebracht, um den Rückweg etwas komfortabler zu gestalten. Am Schacht angekommen, treffen nun auch Ama und Beni ein, die ein wenig später eingestiegen waren.
Nun geht es schnell: Ama und Beni bauen im Wechsel ein, Steffen und ich können uns auf die Vermessung konzentrieren. Am Grund des 7m- Schachts geht es durch den Mäander bequem und großräumig weiter. Doch schon bald folgt der nächste 5m tiefe Schacht. Zur Überraschung aller präsentiert sich uns dessen Grund komplett eisbedeckt. Komisch, denn bisher haben wir in diesem Mäander nirgendwo Eis feststellen können. Ein Blick nach oben lässt uns die Ursache erkennen: ein Eisspender in Form eines Schlots!
Ab hier ist etwas mehr Vorsicht und Seil von Nöten. Es geht eine steile Eisrampe hinab bis zu einem weiteren 4m-Schacht. Ama ist als erster unten. Und während wir anderen noch mit der Vermessung beschäftigt sind, teilt uns Ama mit, dass bei ihm ein kurzes Seil von oben in den Mäander herabhängen würde.
Na so was! Wo sind wir denn da gelandet...?
Eigentlich haben wir es schon geahnt, das der neue Mäander ein Zubringer zu unserem 2. Ast sein könnte. Und so ist es auch: der Parallelmäander ist nichts anderes als die Verlängerung des 2.Astes nach oben. Willkommen zu Hause! Nachdem die Vermessung abgeschlossen ist, begeben sich Steffen und ich wieder zum Anschlußpunkt Brillenschacht, um von hier die ersten Messzüge in das großräumige, obere Hauptgangsystem des Schneelochs zu legen. Am Einstieg zur gewaltigen Harnischhalle beenden wir diese Forschungstour. Ama und Beni führen nach Abschluß der Aktion Parallelmäander noch eine Kontrollbefahrung des 2.Astes bis zum Grund des Grand Canyon durch. Auf dem Rückweg bauen sie alle Seile im Parallelmäander wieder aus.

Die Karawane zieht ins Tal...

An diesem Wochenende wurde wieder einiges vermessen, sowohl Neuland (102m) als auch alte Hauptgänge (88m). Nicht zuletzt durch den Anschluß des Brillenschachts (340m) steigt die Gesamtlänge des Schneelochs nach dieser Tour auf 7001m.



Schneeloch - Endlich in der Harnischhalle!

Gebiet: Tennengebirge
Objekt: Schneeloch 1511/7
Zeitraum: 05.08.2006
Teilnehmer: Steffen, Frank Schlöffel

Weitere Neuentdeckungen im Brillenschacht (obere Etage) führten dazu, dass sich die Forschung im oberen Bereich des Schneelochs zunächst weiter verzögerte.
Doch heute, am 5.8.2006 ist nach Abschluß der Arbeiten im Brillenschacht, zumindest noch etwas Zeit um weiter zu vermessen.
So beginnen wir dort, wo wir nach der letzten Tour aufgehört hatten, unmittelbar am Einstieg zur Harnischhalle. Die Harnischhalle kann mittlerweile von Norden her über 3 verschiedene Zugänge erreicht werden:
- da ist zum einen vom Gigantentunnel her ansteigend, der altbekannte Zugang
- die beiden anderen Zugänge sind neue Verbindungen vom Brillenschacht her, zum einen über einen engen, etwa 10m langen Schluf, oder alternativ über die obere Brillenschachtetage bis zur Plattform und hier etwa 12m abgeseilt.
Beim Betreten der Harnischhalle hat man eher den Eindruck sich in einem riesigen Gangabschnitt zu befinden, als in einer Halle. Obwohl sie, bei einer Breite von 15 bis 20m, eine Länge von etwa 50m aufweist, ist nur ein geringer Bereich der Länge überschaubar. Ursache ist der riesige Schuttkegel, der die Halle auf etwa halber Länge über ihre komplette Breite in einen steil ansteigenden und steil abfallenden Teil gliedert (von Norden her).
Somit bedeutet das für uns, die wir von Norden kommen, zunächst über Geröll und gewaltige Blöcke steil hinauf zu vermessen.

Vermessungsarbeiten

Wir haben gerade den ersten Messzug hinauf gelegt und dabei noch nicht annähernd den höchsten Punkt der Halle erreicht, als sich unser Blick auf der Ostseite der Halle in ein großes Portal bohrt, das dort in Kopfhöhe deutlich sichtbar und für jedermann erreichbar der Erforschung harrt...
Nanu, hier ist im alten Plan aber garnichts vermerkt!?
Ein Fall für uns!
Unmittelbar schließt sich dort ein etwa 5m tiefer Schacht an mit deutlichen Luftzug. Der ebene und vollständig geröllbedeckte Grund, schaut von oben betrachtet wirklich nicht danach aus, als ob es irgendwo weitergehen könnte. Vielleicht hat sich das jeder gedacht, der da früher einen Blick hinunter geworfen hat...
Gewissheit muß her und damit ein Spit!
Dieser ist rasch geklopft und wenig später steht Steffen auch schon unten. Während ich mir eine kleine Pause genehmige, dabei ein Brot verdrücke und eigentlich nur auf Steffen's „Zu!" warte, höre ich wie da unten plötzlich herumgeräumt wird. Größere Blöcke werden scheinbar von A nach B bewegt... Was macht der Mann da unten?
Und dann kommt auch schon die Meldung: „Hier geht's weiter, Mäander mit deutlichen Luftzug".
Wenig später stehe ich unten und kann mich selbst davon überzeugen. Dieser enge Mäandereinstieg ist tatsächlich von oben nicht zu erahnen gewesen... Sofort geht er in einen Schacht über und weitet sich dabei deutlich. Mit nur noch einem Seil im Sack gelingt es uns nur die erste, etwa 5m tiefe Schachtstufe zu befahren, dann ist Schluß. Der Schacht bricht unmittelbar, mindestens weitere 10m in die Tiefe ab. Und schon wieder steuern wir auf Ostkurs... Rasch vermessen und hinaus.
Nach dieser Tour hat das Schneeloch eine Länge von 7182m.



Schneeloch - Im Schneckentempo durch die Harnischhalle

Gebiet: Tennengebirge
Objekt: Schneeloch 1511/7
Zeitraum: 03.09.2006
Teilnehmer: Amadeus Endlich, Frank Schlöffel

Es ist bereits Anfang September, als endlich eine Sondertour in's Schneeloch zusammengeht. Zwar gab es mittlerweile einige weitere Forschungstouren, diese hatten aber andere Schwerpunkte: Oberflächenarbeiten im Hangrücken über dem Schneeloch-Hauptgangsystem, wobei einige neue, aber kleine Höhlen erforscht und vermessen werden konnten und die Forschungen im neu entdeckten Murenschacht.

Umziehplatz, vor dem Einstieg

Wieder im Parallelmäander

Traumwetter begleitet uns am 3.9.2006 zum Einstieg des Brillenschachts, den wir bereits morgens gegen 7 Uhr 30 erreichen. Schnell sind wir am Forschungsendpunkt in der Harnischhalle und widmen uns zunächst dem neuen Mäander auf der Ostseite.
Der Umkehrpunkt der letzten Tour, ein über 10m tiefer Schacht wird zunächst eingebaut und erweist sich bei der Vermessung als 12m tief. Einbau und Vermessung, nur zu zweit, das dauert seine Zeit. Heute wäre ein dritter Mann wirklich hilfreich...
Wenige Meter weiter erwartet uns ein weiterer Schacht, 14m tief. Kaum ist Ama unten angekommen, berichtet er, das ihm hier irgend etwas bekannt vorkommt...
Nun ja, das hat uns nicht verwundert, war eigentlich sogar abzusehen. Der Mäander mündet nämlich exakt dort in den Parallelmäander ein, wo wir diesen bei der ersten Forschungstour in diesem Jahr angeschnitten hatten: unterhalb der ersten 5m- Stufe, wo ein unerreichbarer Schlot einzusehen war. Somit haben wir den Parallelmäander heute weiter nach oben verlängert...
Vermessung, Seilausbau, weiter geht's!
Die Harnischhalle soll also weiter vermessen werden...
Mit einigen langen Messzügen erreichen wir rasch den höchsten Punkt des Raumes. Auf der Rückseite wäre nun wieder Seilhilfe nötig um weiter in Richtung des oberen Hauptgangsystems zu arbeiten.
Doch davor drücken wir uns, da unsere mittlerweile geübten Neuland- Augen natürlich vorher Abzweigungen entdecken. Gleich drei an der Zahl, eine in der SO- Wand und zwei in der NW- Wand der Halle:
- der Schacht auf der SO- Seite ist schnell erforscht, 4m tief, freikletterbar und unten zu.
- auf der NW- Seite findet sich zum einen ein 11m tiefer Schacht. Seileinbau, Vermessung und Erkundung der rasch unpassierbar engen Fortsetzung... weiter geht's!
- die letzte Fortsetzung ist die interessanteste: eine steil ansteigende Kluft, geht rasch in einen senkrechten Schlot mit deutlichen Luftzug über. Ama gelingt es hier 15m nach oben zu klettern, wo der Schlot in eine beinahe horizontale Schlufröhre übergeht. Diese ist nach einigen Metern unpassierbar eng...
Vermessung, Seilausbau und Abbruch um etwa 16 Uhr 30. Die Gesamtlänge des Schneelochs liegt nun bei 7273m.

Nach dieser Tour habe ich es ausgerechnet: wenn wir bei der Neubearbeitung des oberen Hauptgangsystems weiterhin „so schnell" vorankommen, weil wir ständig neue Abzweigungen finden, werden wir im Jahr 2027 den höchsten Punkt auf +132m erreicht haben!



Schneeloch - Im Sandtunnel

Gebiet: Tennengebirge
Objekt: Schneeloch 1511/7
Zeitraum: 15. - 16.09.2006
Teilnehmer: Markus Findeiß, Dirk, Frank Schlöffel

Bereits seit über einem Jahr „hängt" unsere Baustelle im 2. Ast unterhalb der Zahnbrecherschächte, auf ca. -269m.
Und das obwohl hier die mögliche Verbindung zum alten Tiefensystem lockt! Der Zusammenschluß im Bereichs WAKS- Schächte/ Robotercanyon scheint möglich zu sein.
Der Weg zum Forschungsendpunkt, über viele enge Mäanderpassagen hinab, ist lang und zäh, der Rausweg hat es noch viel mehr in sich. So entstand in Dirks Kopf die „kühne" Plan eines kleinen Biwaks unterhalb der Zahnbrecherschächte, von wo aus die weitere Forschung etwas erholter durchgeführt werden könnte...

Am 15.6.2006 beginnt das Unternehmen. Markus und Dirk wollen das benötigten Material hinunterschaffen, das Biwak aufbauen und einrichten. Die eigentliche Forschungstour soll dann etwa Anfang Oktober folgen. Mit prallen Schleifsäcken steigen beide gegen 10 Uhr morgens über den Brillenschacht ein und erreichen ca. 3 Stunden später den Grund der Zahnbrecherschächte. Nach etwa 2 Stunden harter Arbeit steht das kleine Zelt, dass 2 Forschern gerade so Platz bietet.

Aufbau des Biwaks am Grund der Zahnbrecherschächte

Aufbau des Biwaks am Grund der Zahnbrecherschächte

Nach einer kleinen Stärkung treten beide den beschwerlichen Rückweg an, um gegen 21 Uhr im Basislager einzutreffen.
Dort treffen sich mich an, denn ich war erst an diesem Tag aufgestiegen.

Am 16.6.2006 sollen Meter fallen! Am höchsten Punkt der Harnischhalle soll die Erforschung und Vermessung im oberen Hauptgangsystem fortgesetzt werden.
Zu dritt steigen wir gegen 10 Uhr 30 ein und erreichen etwa eine Stunde später den Vermessungsendpunkt der letzten Tour. Zunächst muß ein 17m- Schrägabstieg eingebaut werden. Nach einigen Problemchen und einem demolierten Spitsetzer hängt das Seil. Zügig geht es die steile und steinschlaggefährdete Rampe hinab...
Schon nach wenigen Meter, noch bevor wir den Sandtunnel erreichen, finden sich auf der rechten Seite einige enge Röhren die zu untersuchen sind: sie stellen sich letztlich nur als weitere Zubringer zum Sandtunnel heraus. Nach der Vermessung der Röhren, geht es durch den großen Hauptgang mit Breiten von 6 bis 12m weiter. Abzweigungen gibt es kaum, so dass wir mit einigen langen Messzügen schnell weiter in SW- Richtung voran kommen.

Im Sandtunnel

Zwischen Harnischhalle und Versturzlabyrinth

Eine kreisrunde, etwa 20m durchmessende Halle lädt zu einer kleinen Rast ein. Bei unveränderten Gangdimensionen geht es weiter in SW- Richtung, wobei der Gang nun im Wechsel steil ansteigt und abfällt. Auch hier finden sich keinerlei Abzweigungen, nicht einmal (unerreichbare) Schlotfortsetzungen finden sich in diesem Bereich des Haupganges. Am Einstieg zum Versturzlabyrinth beenden wir den Vermessungstag, der uns unterm Strich weitere 270m beschert. Nach dieser Tour hat das Schneeloch eine Gesamtlänge von 7402m.



Schneeloch - Biwaktour oder
- Vom neuen in den alten Tiefenast?

Zeitraum: 29.09. - 01.10.2006
Teilnehmer: Dirk, Florian Schwarz

Bericht Dirk: Um 22 Uhr laufen wir mit schweren Rucksäcken vom Röth- Parkplatz los und steigen gegen 23:30 Uhr in den Brillenschacht ein. Der Schneeloch-Haupteingang stand zwar zur Debatte, fiel aber mangels Karabiner, unpassenden Bergschuhen für den Schneeloch-Haupteingangs-Tunnel-See und nichtvorhandenes Seil für die Gigantentunnel - Querung aus.
Mit dem dicken Sack stehen wir um 2:30 Uhr im Biwak auf -340m (unter Brillenschachteinstieg). Wir machen es uns gemütlich, geniessen Nudeln mit Salami und legen uns gegen 4 Uhr auf's Ohr.
Am nächsten Tag geht es um 10 Uhr los. Vorher ein gemütliches Frühstück, sortieren und packen...
Wir sind gut gerüstet! Uns steht der Bohrhammer und ausreichend Material zur Verfügung. Zwei mögliche Fortsetzungen haben wir im Kopf...
Zuerst jedoch ist der bereits vermessenen Canyon unterhalb der Zahnbrecherschächte zu bewältigen. Mit den schwerem Säcken stellt sich das als sehr mühsam heraus.
Schließlich erreichen wir den Durchschlupf zum Schacht der verschlafenden Fledermaus...auch bekannt. Hier sind zunächst noch einige bedrohliche Blöcke zu beseitigen, dann ist der Weg frei.
An der Fledermausstelle vom letzten Jahr angekommen stellen wir überraschend fest, dass das Tier immer noch dort hängt, vollkommen unverändert. (Die hat wohl den Sommer verpennt!)

Fledermaus auf ca. -300m

Das durchflossene Separee

Florian seilt weiter und nimmt sich die anschließende Querung vor, eigentlich die „heißeste" Stelle hier unten.
Doch bereits bevor die Querung komplett eingebaut ist, kann man die Sache etwas genauer einsehen und erkennen, daß es der gleiche Canyon wie unten ist, nur eben ein wenig weiter oben. Hinter dem Blockwerk, kann man schon wieder die senkrechten und engen Canyonwände sehen. Aussichtslos, es wäre nur eine Überführung des folgenden Seilabstiegs im Canyon!
Wir brechen hier ab und begeben uns die letzten zwei Seillängen hinab zu unserem zweiten Fragezeichen, am eigentlich unpassierbaren Endpunkt des Mäanders.
Erst noch bequem, dann mühsam eng, später waagerecht schlufend folgen wir dem Mäander. Kurz vor dem Durchstieg in das vorletzte kleine Räumchen, muß man eine Mäanderstufe tiefer.
Im kleinen Räumchen angekommen, inspizieren wir evtl. Fortsetzungen. Der hier anzutreffende aktive Wasserzufluss ist aufwärts etwas zu eng. Man würde sehr nass werden und im Wasserfall nach oben schlufen müssen. Auch wäre die Stelle Wassereinbruch gefährdet, da dort letztes Jahr deutlich mehr Wasser runterkam. Von unserem kleinen Räumchen könnte man nochmals 7m absteigend in ein unteres, allerletztes kleines Räumchen, das durchflossene Separee gelangen, doch hier ist bereits letztes Jahr endgültig Schluß gewesen. Der Wasserlauf verschwindet dort in einem höchstens 25cm breiten Canyon. Interessanter wäre die Decke im unteren Räumchen...
Ich quetsche mich weiter zur Abseilstelle vom letzten Jahr über den unteren Raum, um einen Blick hinunter zu werfen. Florian hilft mir dabei. Man muß praktisch in Kopfhöhe waagerecht und seitlich liegend hineingeschoben werden. Über dem Räumchen hängend, inspiziere ich den Canyon über mir. Da wäre doch tatsächlich eine Möglichkeit vielleicht eine Mäandereben höher zu kommen...
Ich verwinde mich, quetschte mich dabei nach oben. Unter mir die offene Mäanderspalte, 7m tief bis in das untere Räumchen.
Beim Hochdrücken, muß ich dabei ausatmen um mit dem Brustkorb durchzukommen. Fehlt nun noch mein Hintern, dem ich nicht sehr viel Chancen gebe.
Nach einigen Stemmereien und Hüftbewegungen komme ich doch hindurch und liege eingequetscht eine Ebene höher. Nun geht es mäanderartig weiter: rechts... links...
Juhu, ich bin hinter dem unterem Räumchen! Und es wird wieder etwas geräumiger! Der Deckenfirst kommt auf meine Ebene runter, dort wo ich eigentlich hinwill! Man kann nun wieder eine Mäanderstufe abklettern. Mittlerweile ist das Wasser unter mir nicht mehr zu sehen. Sichttiefe vielleicht 7-10m und ...ultra eng!
In der nächsten Mäanderkurve könnte man nun ca. 5m abseilen, um evtl. weiter unten eine bessere Mäanderebene zu erreichen. Meine Ebene im Deckenfirst, ist auf jeden Fall nicht mehr befahrbar. Ich kann den schmalen Mäander aber noch mind. 10m einsehen. Von etwas Grossräumigeren keine Spur. Ich gebe hier auf: in einem Bereich in dem man nicht mal ein Seil hineintragen würde, ein Spit wäre sicher nicht zu schlagen. Nur der Luftzug ist bombig!
Hier stellt sich aber auch die Frage: wofür das Ganze? Für evtl. ein paar Meter in den alten Tiefenast?
Ich quetsche mich zu Florian zurück. Die Bohrmaschine hier her schleppen und den Weg zu den Schleifsäcken noch zweimal machen!? Auf keinen Fall, nicht mit Gepäck!

Vermessungsarbeit am Rückweg mit Gepäck

Geräumige Canyonstelle

Wir entscheiden uns dafür, die Vermessung von dem kleinen Räumchen rückläufig bis zum letzten Messpunkt durchzuführen und bauen dabei die Seile wieder aus. Die Vermessung stellt sich als völlig unmenschlich heraus. Mit eiskaltem Luftzug im Nacken, kaum Platz zum Drehen und Daten notieren, ständigen Verkeilungen des Helms im Mäander bei jeder Kopfbewegungen, dabei waagerecht eingequetscht vermessen wir Meter für Meter. 28 Messzüge, es nimmt kein Ende...
Nach 9 Stunden kommen wir am Biwak an. Der Tag endet im gemütlichen Biwakleben.
Am nächsten Tag geht es gegen 10 Uhr an den Aufstieg. Vorher wird das Material sortiert und das Biwak aufgeräumt.

Biwakleben

Um 13:45 Uhr sind wir wieder draussen.
Bei dieser Tour wurden 132m Neuland vermessen. Die Tiefe des 2. Astes wurde von -269m auf -327m gesteigert (unter Schneeloch- Haupteingang). Die Gesamtlänge des Schneelochs steigt auf 7534m.



Schneeloch - Auf den Spuren der alten Belgier

Gebiet: Tennengebirge
Objekt: Schneeloch 1511/7
Zeitraum: 06. - 07.10.2006
Teilnehmer: Jürgen Zottmann, Steffen, Frank Schlöffel

06.10.2006: Um 8 Uhr wurde geweckt und bei besten Wetter, allerdings knochenhart gefroren Boden waren wir um 10 Uhr einstiegsbereit am Brillenschacht.

Vorbereitungen vor dem Einstieg

Nach ein paar allerletzten Handgriffen" im Brillenschacht sollte das letzte Fragezeichen in der Harnischhalle untersucht werden: ein stark verbrochener Schacht in einem kurzen Parallelgang auf der rechten Wandseite der Halle. Größte Vorsicht ist am Einstieg zum Schacht erforderlich, überall hängen lebenbedrohliche Verstürze. Der Schacht ist zunächst mehrere Meter frei kletterbar und macht von oben betrachtet einen fast sicher unten blockierten Eindruck. Doch es kommt die erste Überraschung: am Schachtgrund schließt sich seitlich versetzt und von oben nicht einsehbar ein großräumiger weiterführender Schacht an. Ein tonnenschwerer Todesblock ruht genau am Einstieg auf drei winzigen Felsnasen. Betreten verboten! Mit einigem Sicherheitsabstand wird vorsichtig ein Spit an der rechten, kompakten Felswand plaziert und schon geht es etwa 12m groß hinab, während der Todesblock erfreulicherweise in seiner Stellung verharrt. Jürgen vorne weg, Steffen und ich vermessen. Unten erreichen wir eine größere Halle, der Boden ist fast überall voll mit Eis bedeckt, auch das hatten wir hier nicht erwartet! Doch geht's hier auch weiter?
Am Ende der Halle leitet eine kurze Schlufstelle direkt zum nächsten großräumigen Schacht. Hier geht es etwa 15m und im untersten Bereich recht nass hinab. Unten schaut es zunächst nach Ende im Gelände aus...
Die einzige Fortsetzung wäre ein enges Mäanderlein, doch es schaut von der Breite her unpassierbar aus... Jedoch kann man im First, der vielleicht 30cm hoch ist gerade so über den Mäander schlufen und nach einigen Metern tut sich überraschend seitlich in der Wand eine enge Sandröhre auf. Wir kabbeln hindurch, die Vermesserei ist übelste Schinderei während uns Jürgen, viele Meter voraus, von grossen Gängen berichtet, die er schon am Ablaufen sei. Seile hängen dort teilweise rum und Zettelchen sollen überall rumliegen mit französischen Schriftzeichen darauf, ruft uns Jürgen zu.
Bald sind auch Steffen und ich durch die Schlufstrecken durch und erreichen die versprochenen grossen Gänge.
Wie sind natürlich neugierig und sind genau in einem Raum ausgekommen, wo vier verschiedene Wege wegziehen. So beginnen wir die Teile in alle Richtungen abzulaufen. Überall scheint es weiterzugehen, die Zettel der Belgier stellen scheinbar Vermessungspunkte dar und sind obwohl ungeschützt, top erhalten. Überall steht das Datum darauf: ...1980. Nach 26 Jahren betreten Menschen also erstmals wieder die heiligen Gänge des grossen Rundgangs... Alle Gänge sind bequem abzulaufen, in zwei Richtungen hemmen letztlich alte Seile unsere Schritte.
Wie sich abends im Basislager herausstellen wird, sind wir im westlichsten Bereich des großen Rundgangs eingedrungen. Das eine Seil, welches nach oben führt ist ein E.15 der zum Salle du Castro Fidele leitet, das zweite Seil führt 25m hinab und leitet zu den geheimnisvollen Knirps- Schächten.
Teilweise sind die Gänge reich versintert, auch sonst vollkommen Schneeloch untypisch, denn alles wirkt sehr „warm" aufgrund der schönen braun/weiß Kontraste an den Wänden. Wir vermessen hier noch einige Meter, dann brechen wir ab. Der Tag ist rum, das Essen und der warme Schlafsack ruft.

07.10.2006: Gerne würde man natürlich heute im grossen Rundgang weiter machen, doch die Pflicht ruft! Und das heißt im Bereich zwischen Harnischhalle und Versturzlabyrinth die 4 letzten Fragezeichen untersuchen. Einstieg erfolgt gegen 11 Uhr bei wieder allerbesten Wetter.

Schlotaktion

Steffen verfolgt die Sache aufmerksam...

Die 4 Fragezeichen entpuppen sich letztlich alle als Nieten. Alle sind zu bzw. unpassierbar, definitiv.
Somit ist nach dieser Tour sowohl der Bereich Brillenschacht, aber auch der Bereich Gigantentunnel - Harnischhalle - Sandgang - Versturzlabyrinth vollständig abgeschlossen, sehen wir einmal von unerreichbaren Schloten ab. Draussen erwartet uns Regen.
Neue Gesamtlänge des Schneelochs 7655m.



Schneeloch - Bis zum Koekebakschluf

Gebiet: Tennengebirge
Objekt: Schneeloch 1511/7
Zeitraum: 14. - 15.10.2006
Teilnehmer: Steffen, Frank Schlöffel

Wieder ist eine spontane Forschungstour im allerkleinsten Kreis zu Ende gegangen. Dabei wurde ausschließlich im Schneeloch geforscht, wieder einiges aufgearbeitet und vermessen.
Samstag: um 6 Uhr 30 in Nürnberg gestartet, hatten wir zwischen München und Chiemsee überraschend mit kräftigen Regen zu kämpfen, doch je weiter wir dann Richtung Salzburg kamen, desto besser wurde es. Beim Aufstieg war es dann praktisch sonnig, als wir gegen 10 Uhr losstiegen. Etwa eine Stunde später waren wir im Lager, genehmigten uns ein Päuschen, sortierten und packten und erreichten um 13 Uhr den Schneelocheingang.
Wer gedacht hatte, dass dieser nun schnee- u. eisfrei wäre, rieb sich verwundert die Augen. Selbst Reste der Eissäule, standen auf einem geschätzt bis zu 3m dicken Schneepanzer. Doch man kam sehr gut hinunter und unten sah es dann eigentlich aus wie immer.

Am Schneeloch - Hauteingang

Zunächst wollten wir im Seitenteil Schlufi und Schlazi ein Reststück vom vorletzten Jahr bearbeiten, doch keine Chance: oben nach wie vor komplett vereist und auch das dort bereits eingebaute Seil ist im Eis gefangen! Nix war's! Weiter ging's zum Gigantentunnel, wo wir eine „eissichere" Dauerquerung einbauen wollten. 2 Spits und einige Sanduhren halfen uns dabei, die Querung ist nun einige Meter erhöht zur ursprünglichen Querung, am Fuß einer kl. Felswand und sollte jederzeit machbar sein.
Wir widmeten uns dann dem Alleingang, wo es mehrere interessante und kräftig bewetterte Stellen gibt: an 2 Stellen (Schlüfe) haben wir viel gegraben. Dabei schafften wir an einer Stelle den Durchbruch, leider erreichten wir nach einigen Metern aber bereits bekannte Passagen oberhalb des Gigantentunnels. Die andere Stelle war sehr aufwendig, dabei arbeiteten wir uns etwa 5m im Schluf nach oben, hatten sehr viel Blöcke und Geröll auszuräumen. Da nach etwa 2 Stunden Arbeit immer noch kein Raum einzusehen war, brachen wir ab.
Dann noch einige Seitenteile im Alleingangbereich bearbeitet, die letztlich entweder abschlossen oder Querverbindungen zu bereits bekannten Teilen darstellten.
Um 21 Uhr fanden wir uns wieder im Lager ein. Nach einem sättigenden Nudelgericht und einem Schlummertrunk in Form von Glühwein lagen wir gegen 23 Uhr müde in den Schlafsäcken.

Sonntag: 7 Uhr aufstehen, aufräumen und packen, so dass wir bei besten Wetter um 10 Uhr in den Brillenschacht einsteigen konnten. Ziel: Weitervermessung obere Schneelochbereiche bis Koekebak-Schluf. In windeseile ging's hinein und zuerst hinauf zum vom Dirk bei der vorletzten Tour begangen Gang um diesen zu erforschen und vermessen. Durch großräumige Gänge ging es flott dahin, kaum ein Messzug blieb unter 10m. Alles recht übersichtlich, da macht das Zeichnen Spass! Es gab mehrere parallele Gänge und Hallen die alle vollständig erforscht wurden. Schließlich erreichten wir sehr überraschend den Koekebak-Schluf, wo wir die Vermessung dieses Bereichs beendeten.

Im Versturzlabyrinth

Im Versturzlabyrinth

Dann wieder hinunter, zum Beginn des Sandtunnels um hier eine Fortsetzung zu bearbeiten: auch das waren sehr großräumige Gangpassagen die uns letztlich zu nicht ungefährlichen und engen Versturzdurchstiegen führten. Nachdem wir diese bezwungen hatten erreichten wir erneut den Koekebak-Schluf, zu dem es also zwei Wege gibt!
Wir hatten unser Soll mehr als erfüllt, machten noch einige Fotos und hetzten schon bald dem Ausgang entgegen, den wir gegen 16 Uhr 30 erreichten. Dann ging's direkt zum Auto runter, wo einige Minuten nach uns auch die Gamskar - Mannschaft, bestehend aus Peter, Dirk und Philipp eintraf. Bei einem abschließenden Abendmal im Pass Lueg wurden die Forschungsergebnisse erörtert, um gegen 23 Uhr zu Hause in den wohlverdienten Schlaf zu fallen!
Die Gesamtlänge des Schneeloch steigt auf 7771m.



Schneeloch - Vom Höhlenwind getrieben... oder
- Auf der Jagt nach dem Puzzlestück...

Zeitraum: 24.- 26.11.06
Teilnehmer: Vincent Franzi, Dirk


Es ist der 03.11. im Jahre 2006

Trotz Dunkelheit ist die winterliche Landschaft sehr gut wahrnehmbar. Die Bäume sind voll gepackt mit Schnee, es angenehm hell und meine Füße verschwinden im weißen Pulver.
Das Auto hab ich bis hierher zur Schranke gequält. Nun muss ich zu Fuß weiter. Ich schmeiss meinen Rucksack auf, ergreife meine Stecken und stapfe los.
Immer den Spuren von Sabine und Vincent nach, die schon seit zwei Stunden unterwegs sind...

Die letzte geplante Forschungstour für 2006 ist nun halbwegs im Schnee versunken. Nach diesem unverhofften Wetterumschwung sind sehr viele Forschungsteilnehmer abgesprungen. Nun, zwei Tage nach dem eigentlichen Beginn haben sich doch noch Sabine, Vincent und MeineWenigkeit aufraffen können, um wenigstens noch zwei Tage was am Kuchelberg zu versuchen.

Ich erreiche die Kurve am Bach und schnalle meine Schneeschuhe an. Hier dürften locker 30cm feinster Pulverschnee liegen. Ich stapfe weiter. Wobei es sich mit Schneeschuh wesentlich entspannter läuft.
Die Stirnlampe erhellt mir den Weg. Unberührte, gar märchenhafte Schneelandschaft eröffnet sich bei jedem weiteren Schritt. Mitten drin der Pfad meiner Vorspurer...

In meinem Rucksack wartet etwas Grabungswerkzeug, welches für die Grabungsstelle im Schlangenschlund angeschafft wurde. Es wäre schon erfreulich, wenn der Schlangenschlund mit dem diesjährig gefundenen Murenschacht verbunden werden könnte. Immerhin würde das Schneeloch in der Gesamtganglänge um 434m reicher werden. Aber leider sind dafür ca. 2m Flussgeröll- Verschwemmung zu überwinden. Dies ergab eine Lawinenpiepser-Messung, vor einigen Wochen. Inwieweit die wohl stimmt, wird sich hoffentlich irgendwann mal herausstellen. Das Werkzeug im Rucksack sollte nun Mittel zum Zweck dafür sein.

Ich verlasse den Waldreich. Es gibt nur noch die Forststrasse und mich. Und den um mich herum glitzernden Schnee im Scheine der Kopflampe.
Ich schalte die Kopflampe aus und laufe ein Stück ohne Licht weiter. Es ist genügend Licht vorhanden, um der Spur Verfolger zu sein...

Was treibt mich eigentlich um diese Uhrzeit, zu diesen Verhältnissen hier hoch? - Zeit hab ich genug, über diese Frage nachzudenken. Was ich dann auch tat...stapfender Weise. Zum einen reizt mich das Unbekannte. Ganz besonders das Unbekannte an einem Puzzle, das man sich schon Stellenweise erarbeitet hat.
Viele Teile sind bekannt. - Man kann sehen was die Teile abbilden.
Viele Teile passen zusammen und erzählen etwas mehr über das was verborgen war. - Aber trotzdem gibt's immer wieder ein Stück dazwischen was fehlt. Man gibt nicht ehr Ruhe bis man es gefunden hat.
Diese Kraft scheint mich heute hier auf den Berg zu ziehen. - Natürlich bei widrigsten Bedingungen.

Mein Puzzlestück was mir fehlt, befindet sich im Schneeloch ganz hinten. Einem Höhlenteil, der altbekannt ist. - Ich aber leider noch nie betreten hatte.
Heute ist bekannt, dass sich die Gamskar Eishöhle hinter diesem Höhlenteil in ca. 150m Luftlinie entfernt befindet. Und auch ein paar Faktoren für einen Zusammenhang sprechen.
Dies wäre die Lage beider Höhlen zueinander und ganz besonders der starke Luftzug im Schneeloch, der genau aus dieser Richtung entströmt. Leider aus einem gewaltigen Verbruch heraus.
Dahinter befindet sich mein nächstes Puzzle. - Wie es da wohl aussehen wird? Ob die Forscher vor 30 Jahren, die die Gamskar Eishöhle noch nicht kannten, dort evtl. was übersehen hatten? Man wird sehen...

Die Forststrasse zieht sich... Ich habe schon einige Serpentinen hinter mir und entschließe mich etwas abzuschneiden und wühle mich, abkürzender Weise die Böschung hinauf. Oben angekommen stapfe ich in mittlerweile 40cm hohem Schnee weiter...
Ich dachte noch etwas über das Programm für das Wochenende nach...Was wohl strategisch besser wäre, welcher Eingang benutzt werden sollte, was für Material notwendig wäre und wie es wohl zeitlich in das Wochenende passen wird...als ich plötzlich fremdes LED-Licht wahrnahm. Sabine und Vincent waren aber schon ganz oben am Parkplatz, als ich unten loslief. Wer wird das wohl sein? Abends, mitten im Schnee, am Fuße eines Gebirges?
Es war Sabine und Vincent, die mir wühlender Weise, ohne Schneeschuhe patsch nass entgegen stapften. Ich verspürte, dass mein fehlendes Puzzlestück sich sehr weit entfernte. Ist halt der Wurm drin in dieser Forschungstour. - Aber wer weiß wozu es gut ist...

Sabine und Vincent sprachen von 65cm Schnee, oben ab dem Parkplatz. Sie haben es noch einige Meter ins Gelände gewagt, aber dann doch abgebrochen. Hüfttiefer Schnee erzwang die Vernunft. Mir war es irgendwie nicht sonderlich Schade darum und somit begaben wir drei uns wieder ins Tal. - Mitten in einer faszinierenden Winterlandschaft, zu Beginn des Novembers...

Forststrasse

Das spielte sich vor genau 3 Wochen ab...

Als Ersatz für die in den Schnee gefallene Abschluss-Forschungstour, sollte nun eine Sondertour herhalten. Frank weckte die in den Winterschlaf gefallenen und motivierte eine kleine Gruppe. Unter anderen auch mich...
Ich packte meinen Rucksack, wohl wissend wieder mit dem Grabungswerkzeug und den Schneeschuhen. Selbst Vincent und Sabine waren hoch motiviert.
Doch es kam wieder ganz anders...
Franks Gruppe brach wieder zusammen und er selbst fing sich eine Erkältung ein. Somit stand ich wieder alleine da. Noch schlimmer war, dass Sabine von einem Auto angefahren wurde und sie sich somit unter Schmerzen zu Haus regenerieren musste. Blieb nur noch Vincent übrig, der vor Motivation nur so sprühte. - Also wird das diesmal wohl ein Duo werden. - Auf der Jagt nach dem Puzzlestück...

Heute ist der 24.11. im Jahre 2006...

...vor genau 3 Wochen war die Forststrasse feinste Schneelandschaft. - Heute zeigte Sie uns ein sommerliches Bild. Ich stellte das Auto wie immer auf dem Parkplatz auf 1000Hm ab.
Wir sortierten uns kurz und liefen bei relativ warmen Wetter los. Ab der Wiese wurde die Schneedecke dichter und ab der Skipiste mussten die Schneeschuhe herhalten. Dann ging der Aufstieg in der gut verschneiten Gegend relativ zügig dahin. Schneeschuhe erwiesen sich als sehr nützliches Utensil. Und nach genau zwei Stunden Aufstieg blickten wir in die stark eingeschneite Doline.
Es ist 23:30 Uhr und wir geplünderten die Vorräte. Mais, Peperoni und Tunfisch war unsere Salat- Vorspeise. Danach, als Menü 2 mussten Nudeln mit Pasta herhalten.
Gut gefüllt fielen wir in die Schlafsäcke und riefen die Nacht herbei.

8:30 Uhr trötete der Wecker. Mir gingen schon einige organisatorische Sachen durch den Kopf. Wohl wissend hab ich gestern schon etwas Material zusammengerafft, um heute früh nicht ganz im Stress zu versumpfen. Die Laschen, die Spits, das Setz-, das Grabungswerkzeug und der wichtige Fäustel lagen schon bereit. - Es konnte schon fast losgehen.
Aber erst mal aufstehen...
Gemütlich wurde gepackt und sich beim Frühstück über das leckere Nutella hergemacht. Endlich mit gutem Gewissen sortiert, brachen wir auf und kletterten aus der Doline.

Mit Schneeschuhen liefen wir unserem Objekt entgegen. - Dem Schneeloch.
Den normalen Weg zu finden war nicht einfach. Die Karstgassen waren alle schon mit reichlich Schnee angefüllt und firnige Querungen endeten bei dem warmen Wetter meist auf dem Hintern.
Irgendwie und 1000 mal schon abgelaufen sah heute dennoch alles etwas anders aus.

Bilck ins Tal

Mir ging der geplante Ablauf nochmals durch den Kopf

Geplant war meinerseits, dass wir das Grabungswerkzeug an der Schlangenschlundverbindung liegen lassen würden, dann weiterlaufen und alles was wir die nächsten 2-3 Stunden nicht benötigen würden im Haupttunnel zurücklassen und in den Störenfried klettern, um ein Seil zu bergen, Fotos zu schießen und dabei noch mal mit genauem Auge Fortsetzungen vermerken. Wir dann diesen Bereich wieder verlassen würden, im Haupttunnel unser Material aufnehmen und mit dem sichergestellten Seil, am Kökebak einen gefährlichen Hinkelstein erschlagen würden, den Kökebak-Schluf passieren und uns das was wohl dahinter liegt zu Genüge führen. Ich freue mich jetzt schon auf den Luftzug! - Den Luftzug zu jagen! - Irgendwo kommt der schon her...

Grob betrachtet würde dieser Plan etwas Fotomaterial versprechen, neues Land beinhalten und gewisse Sachen vorbereiten. Zum Beispiel die geplante Grabungsaktion für morgen und die reibungslose Vermessung des letzten Schwänzchens des Schneeloch-Horizontalbereiches.

Heute gut besucht

Die Kuchlbergalm ist heute gut besucht. Drei bis vier Waldmeister glotzten dem Schauspiel einer Schneeschuhtortur gen Schneeloch. Vorbei am Schwarzen Mann und hinauf auf dem stark eingeschneiten Hang zum groß klaffenden Eingang. Ich glaub wir gaben ein lustiges Teletubbi- Schneeschuh-Schauspiel zu verstehen. Ich im roten Unterschlaz, Vincent mir im rutschigen Schnee vorausbalancierend. - Wie auf rohen Eiern.

Schneelochaufstieg

Endlich den Eingang erlangt, empfing uns auch gleich ein gut spürbarer Luftzug. - Sehr gut!
Ein letztes Foto ins Tageslicht dokumentierte uns die Einstiegszeit. Genau 12 Uhr! Haben wir doch etwas länger für den Zustieg benötigt. - Gar nicht dran zu denken, wenn man das alles hätte ohne Schneeschuhe gehen müssen...

Schneeloch-Eingang

Beim sortieren der Ausrüstung stellte sich heraus, dass Vincent seinen Abseiler nicht dabei hat.

Vincent sagte mir, daß er mit einem Karabiner, nach der "Italienischen" Methode abseilen würde. Das klang von Ihm sehr routiniert und sicher. Ich überließ Ihm einen Speleo-Karabiner von mir und vertraute seinem Können.
Da wir eh keine Schachtstrecken, außer zwei kleinen 5m-Direkt-Abseilern haben werden, würde ein umdisponieren nicht notwendig sein. Evtl. werden wir wohl die Fotoaktion im Störenfried weglassen. Aber das würde ich im Haupttunnel entscheiden.
Dann kleideten wir uns in unsere Arbeitskluft und schraubten uns eine Nylonautobahn ins Dunkel. - Ich rutschte übers Eis voraus... Unten im Tunnel ist wieder ein komplett zugefrorener Eissee präsent. Eisige Luft bläst mir entgegen. - Sehr gut! Luftzug... ich komme!

Ich gab Vincent ein "Seil frei"... und er kam nach. Mit dem Karabiner und einem HMS-Knoten.  völlig gekonnt und sicher. - Da bin ich ja beruhigt!
Zu zweit liefen wir den Eingangstunnel hinein. - Am Ende war der ganze Boden von einer Eisschicht überzogen und natürlich gleich das erste Problem an der Tagesordnung. Das Seil ist eingefroren. Ich sicherte mich um mir die Dramatik anzuschauen. - Nicht so schlimm. - Die Eisschicht ist nicht so dick. Stückchenweise konnte ich das Seil befreien, aber der Hammer den mir Vincent reichte, war trotzdem nötig.
Unten angekommen, ging es gleich weiter. Die abgebundene Seilschlinge vom nächsten abgespannten Seil ist ebenfalls eingeeist. Mit knisternden Geräuschen ließ es sich aber trotzdem aus dem Schraubglied befreien. Vincent meisterte über mir, mit der "Italienischen" Methode, die eigentlich technisch schwierige Umhängstelle und ich entschied mich nun die Tour so wie geplant fortzusetzen.  Mit gutem Bauchgefühl.

Es ist sehr viel neues Eis im Schneeloch...

Ich steige in den Haupttunnel, von Vincent gefolgt... Immer dem eisigen Luftzug entgegen. Ganz oben, an der Abzweigung zum Schneckenhaus leerten wir unsere Schleifsäcke aus und nahmen nur nötigstes, also eine Fotoausrüstung mit.
Durch das Schneckenhaus waren wir schnell, auch durch den Maulwurfschluf, Klopfgang, angeschwärzten Saal und dem Störenfried.
Am Ende des Störenfriedes, in der unteren Etage dokumentierten wir gleich die Kluftverengung am Ende fotografisch. Hier ist kein weiterkommen möglich. Man kann zwar in ein Faustgrosses Loch schauen, aber so richtig viel Luftzug, wie am ersten Störenfried-Buddel-Schluf ist hier nicht wahrzunehmen. Hier ist man dem Eisstüberl am nächsten. Ca. 150m Luftlinie.

Kein Weiterkommen möglich

Die Bewetterung scheint irgendwie aus dem Bodenverbruch zu kommen. Stellenweise kann man einige Meter hinunter schauen. - Aber es ist alles nicht passierbar. Auch nach einigen Felsverschiebungen nicht. Wir erstellten zwei Fotos und begaben uns wieder in die obere Etage.

Untere Etage im Störenfried der Endraum

Untere Etage im Störenfried vorderer Raum

In der oberen Etage angekommen, befuhr ich den Störenfried-Buddel-Schluf Zwei", um Seil und Karabiner zu bergen. Der Alu-Karabiner, der seit 2 Jahren in einer ständigen Tropfstelle hing, zeigte schon leichte Korrosions-Spuren und ließ sich nicht mehr öffnen. Mein Messer befreite Ihn und ich rutschte ein allerletztes Mal durch den Störenfried-Buddel-Schluf Zwei" zurück. Das 9mm-Seil aus dem Schacht und das 10,5mm-Seil aus dem Schluf stellten wir sicher und begaben uns auf den Rückweg. Im angeschwärzten Saal posierte Vincent für ein weiteres Bild.

Angeschwärzter Saal

Danach kletterten wir zum Klopfgang hinab und entfernten ein altes Seil, welches schon leicht nach Altersschwäche schrie. - Nebenbei schnell noch ein Foto...

Wasserschacht zwischen Klopfgang und angeschwärztem Saal

Danach setzten wir wiederum unseren Rückweg fort. Sind aber nicht weit gekommen, da der märchenhafte Klopfgang ebenfalls in die Kiste sollte. Nach ein paar Anläufen war das Bild brauchbar.

Klopfgang

Der anstrengende Maulwurfschluf wurde von uns passiert und ein weiteres Bild vom darauffolgendem Gang in Richtung Schneckenhaus erstellt. Die Decke prahlte mit festgebackenem, fein geschliffenen Kalkgestein. Der Gang lief sich angenehm im weichen Sand.

Auf dem Weg vom Maulwurfschluf zum Schneckenhaus

Am letzten Fotospot sollte das Schneckenhaus zur Geltung kommen. Welches voriges Jahr, wie ein Schneckenhaus erklettert wurde. Es mussten exakte 360° erklettert werden. Nun hängt ein 7m-Seil in der Mitte, welches einiges an Weg erspart.

Schneckenhaus

Nach unserer ausgiebigen Fototour durch einen Bereich der zu dreiviertel um die Picknickhalle zieht, landeten wir wieder im Haupttunnel. In der Tasche eine zufriedenstellende Foto-Ausbeute.

Nun organisierten wir uns wieder etwas neu.
Diesmal blieb die Blitz- und Stativ-Ausrüstung zurück. Denn nun sollte das Fotografieren drastisch eingeschränkt und sich etwas intensiver auf den hinteren Teil des Schneeloch's konzentriert werden.

Nun wird's Ernst. - Luftzug... Es geht los!

Wir arbeiteten uns zum Gigantentunnel hinter. Überquerten diesen über eine neue Nobelquerung, die von Frank und Steffen gelegt wurde.
Wir kletterten durch die Harnischhalle, am Harnisch vorbei, seilten die Halle ab, liefen am Aragonit vorbei in den Sandtunnel, bis in die anschließende Halle. In der wir uns eine ausgiebige Mahlzeit genehmigten.

An unserem Mahlzeit-Ort waren wieder Kalkgesteine mit roten Einschlüssen zu finden.
Ein Stein verschwand gleich als Gesteinsprobe in meiner Schlaztasche. Vielleicht findet sich jemand, der mir genau sagen kann, was die blutroten Einschlüsse darin darstellen.

Rote Einschlüsse

Frisch gestärkt geht's dem Höhlenwind durch den Haupttunnel zu dem hintersten bekannten Schneelochteil entgegen. Er ist hier an einer Kreuzung verdammt stark zu spüren. - Faszinierend!

Wir nehmen aber den linken luftzugschwachen Tunnel und klettern in den Verbruch hinauf. Dies ist der bessere Weg zum Durchschlupf "Kökebak-Schluf". Man muss sich nicht durch den engsten Verbruch quälen und zum Schluss noch unter dem riesigen, verkeilten Hinkelstein durchlaufen. Der ist mir seit der letzten Tour eh ein großer Dorn im Auge.

Hinkelstein von Obelix

Genau wie ich es vom Juni 2005 her kannte, hängt dieser verdammt große Hinkelstein mitten über dem anderen, ungemütlicheren Zustieg. Wie eine Mausefalle!

...der letzte Schlag

Dafür hatten wir wohl wissend ein Fäustel dabei. Es dauerte genau 15 Minuten bis er dann donnernd zu Boden krachte.
Das gute daran ist, dass der ungemütliche Schlufzustieg nun nicht verräumt ist. Also wenn sich den wieder jemand mal antun möchte. Bitte sehr!

Der Weg war nun frei! - Oder doch nicht?

Irgendwie hatte ich den Kökebak-Schluf geräumiger in Erinnerung. Aber das was nun folgte, war mit Sicherheit für mich nicht passierbar. - Gleich zwei so Engstellen hintereinander...

Wie sind die da früher wohl durchgekommen?
Jetzt verstehe ich auch warum ich vor einigen Wochen im Robotercanyon gescheitert bin. Dick bin ich ja nicht gerade. Aber das hier ist ein Zustieg für sehr schlanke!

Der Fäustel musste wieder herhalten und wir fühlten uns wieder wie im Steinbuch.... Einige Zeit verging...
...noch mehr Zeit verging...
...und die erste Engstelle konnte durch eine Hebeltechnik und Blockbewegung entstellt werden. Nun war Teil zwei an der Reihe....verschieben ist hier nichts mehr möglich.
Aber einige Nasen und Schuppen waren abschlagbar. - Bis das ganze schon gemütlicher aussah. Fehlt nur noch der rote Teppich!

Und genau jetzt wird es wahr! - Der lang ersehnte Zustieg in den hinteren Teil des Schneeloch's! Genau jetzt gehen Wünsche in Erfüllung... ein weiteres Puzzlestück wird nun Farbe bekennen und ein Gesicht erhalten.
Ich kann es gar nicht erwarten und schlüpfe hindurch. Kräftiger Luftzug ist spürbar. Aber noch lange nicht so kräftig wie der Luftzug im Haupttunnel. Es ist nur ein Teil. Meine Vermutung liegt bei 10-20%.
Vincent reicht die Schleifsäcke durch und kommt nach. Wir sitzen nun in einer kleinen Kammer. Der Weiterweg führt nach oben durch etwas gemütlichen, groben Verbruch hindurch. Danach wird es gleich noch geräumiger.
Ein Tunnel zeigt sich zur rechten. Links ist im Verbruch ein Schlot an einer Platte erkletterbar, was ich mir gleich anschauen muss. Hier kann man etwas "fränkisch" herumkrauchen. Etwas Luftzug kommt hier und da aus jeder möglichen Ritze raus. Schaut nach einer extrem verbrochenen Kluft aus. Wir klettern wieder ab und verfolgen den Verbruchboden im Tunnel aufwärts.
Überall ist Topofil-Leine vorhanden. - Also doch nicht unbedingt wie im Höhlenbuch als "mangelhaft vermessen" beschrieben?

Es geht stetisch Bergauf und wir erreichten die nächste Engstelle, die in der Richtung rechts etwas zurückzieht. Ein knackiger Doppel-Schluf, wobei beide Schlüfe übereinander angelegt sind. Der Luftzug ist gut.
Wir entschieden uns für den unteren, der sich als verdammt eng herausstellte. Oder sollte das evtl. der "Kökebak"-Schluf darstellen? Auf dem alten Plan könnte auch dieser gemeint sein. - Aber Namen sind Schall und Rauch! - Fakt ist, dass wir uns durchgequält haben und nun im Rawetegang stehen. Wenn man den mal gesehen hat, dann weis man wie der Gang zu seinem Namen gekommen ist. Kerzengerade zieht der nicht sehr hohe, ehr flache Gang steil in die Höhe. Eine kleine Kratzbürste ist er! - Oder einfach ein Schlazkiller... Ich merke immer wieder zerreißende Geräusche an mir.

Am Ende des Ganges wird es nun ungemütlich nass. Wir stehen an einem Quadratmeter-Loch. Darunter ist es schwarz. Sollte das der 30er Schacht sein?
Hier ist definitiv Seil notwendig. - Spits gibt es keine. Wir werden hier wohl eine Abseilstrecke einrichten müssen.
Ich schau nach oben und entdecke einen auserodierten Schichtfugen-Schlot, aus dem es auf mich herunterregnet.
Aha, hier ist es also. Der höchste Punkt des Schneeloch's. +132m vom Eingang und von ganz unten 1101m.
Viel interessanter ist aber das mir zu Füssen liegende Quadratmeter-Loch, aus dem es natürlich gut herausbläst. Diesem Loch möchte ich mich nun widmen.

Aber erst müssen wir unsere unten geparkten Schleifsäcke holen und nochmals durch die Kratzbürste durch.

Hinter mir das Quadratmeter-Loch

Das ganze Material zusammengerafft, geht das Geklopfe auch schon los. Erst der Sicherungsspit und dann der Abseilspit. Beide im Spritzwasser geschaffen. Als das Seil abfahrbreit hängt, bin ich von oben bis unten patsch nass. - Egal! - Jetzt geht's dem Luftzug wieder ein Stück näher! Und ich seile ab... (Die Schleifsäcke bleiben zurück.)

Nach 5-7m erreiche ich eine verhältnismäßig größere Räumlichkeit, als es oben war. Von hier aus zieht ein Schacht schräg versetzt weiter in die Tiefe.
Ich steige aber aus, um mir den Schichtfugen-Tunnel auf meiner Höhe anzuschauen. Diese Röhre ist nicht sehr hoch und zieht ebenfalls steil in die Höhe. Vincent seilte gerade ab und folgte mir in die steile Röhre.
Am Ende ist es wieder einmal Ur-ungemütlich. Man könnte es Duschkabine nennen. Schnell im Regen ganz grob jede Ecke abgeleuchtet und alles für unpassierbar eingestuft.
Dieses ist dann der westlichste Punkt des Schneeloch's! - Ich bin Peters Gamskar Eishöhle praktisch hier am nächsten. Ca. 180m Luftlinie. - Lustig!

Vincent gesellte sich zu mir und schaute sich ebenfalls den Schneeloch-Westen an! Ich war gedanklich wieder bei Luftzug... Aber hier ist Null Luftzug. - Komisch! Ich hatte doch auf dem Hochweg Luftzug vernommen.
Eins-zwei Meter wieder zurück konnte man in ein Parallel-Gängchen schauen. Vincent quetschte sich zur Hälfte hinein. Leider zu eng und kein Luftzug. Scheint auch geschlossen zu sein. Egal, der Rückweg ist angesagt. - Der 30er-Schacht wartet.
Ich kroch wieder ein paar Meter zurück und siehe da...Luftzug! - Aber woher?
Wieder den Tunnel nach oben schauend, auf der Linken Seite ist eine Spalte zu erkennen. Ich quetschte meinen Helm mit Inhalt hinein um etwas zu erkennen...

Man kann in einer SchrägKluft ca. 5m hinter schauen. Dort wird es auch wieder großräumiger. - Leider ist da absolut kein Durchkommen möglich. Die Schrägkluft misst max. 25cm breite.
Ich ärgerte mich etwas und freute mich aber gleich wieder auf den 30er Schacht, bevor ich mit Vincent wieder zurückkroch.

Am Seil angekommen kann ich's gar nicht mehr abwarten und seile mit Setzzeug ein paar Meter auf die nächste Ebene. Von hier war der imposante, plätschernde Schacht von ca. 10m Durchmesser gut einsehbar. - Aber 30 hat der nicht! Vincent kommt nach. Der ganze Schachtraum wird durch Regen ausgefüllt.
Ich schätze 15m bis auf die Brücke, die den Schacht in zwei Hälften teilt. Alles ist unten blankgewaschen.
Aber erst muss ein Spit in die Wand, der kurze Zeit später vorhanden war und ich mich in den Schacht ablassen konnte. Nach 4-5m sah ich was ich schon immer sehen wollte!
Mitten im Schacht ist ein Fenster vorhanden, mit einer trockenen horizontalen Ebene! - Praktisch eins oder zwei Gebirgsschichten tiefer. Schaut etwas lehmig und eng aus. Aber Vorgängerspuren gibt's nicht.

Ich seile weiter in den Schacht. Es regnet auf mich herab.
Unten auf der Brücke angekommen schwinge ich mich in den rechten Teil und seile weiter ab. Von hier gehts noch mal 5-7m runter. Vielleicht auch 10. Leider müsste hier ein Spit her. Ich steige etwas auf und schwinge mich in den linken Teil und seile dort ab. Hier tropft es etwas stärker. Zwischen scharfkantigen Kalk geht es weiter in die Tiefe. Genau wie auf der anderen Seite vielleicht noch 5-7m. Fakt ist, dass da unten ein Mäander beginnt, aus dem auch etwas Luftzug herauf kommt.
Abseilen kann ich nicht. - Dazu ist ein weiterer Spit notwendig. - Und außerdem mehr Seil. Meins hängt ganze 3m über dem Grund...

...naja, genug gesehen! Ich steige völlig durchnässt wieder auf. Auch das Fenster im Schacht lasse ich aus.

I'll be back!

An dieser Stelle traten wir den Rückzug an. - Lassen wir eins zwei kleine Stellen spannend! Auf der nächsten Tour werden wieder alle dabei sein, dann werden wir das gar aufmessen und Frank uns das pinibel weg zeichnen. Den Rawetegang. Auf dieser Tour holen wir uns dann auch den Rest!

Vincent machte schnell noch ein Zeit-Dokumentations-Foto, bevor wir uns auf den vollständigen Rückweg begaben.

Leicht durchnässt

Zwei Stunden später waren wir wieder draußen und hatten unsere Tour hinter uns. - Zeit: 11,5h

Wieder draussen

Der Zustieg vom Brillenschacht zum Schneelloch war auch stark einwärts bewettert. Ob das ebenfalls der Luftzug aus dem hinteren Schneelochteil ist, oder ansaugtes von der Oberfläche hab ich nicht überprüft.
Wenn es zumindest ein ansaugen des Brillenschachtes (1690m) ist und nicht ein Zufluss aus dem hinteren Teil, dann ist wohl die ganze Schneeloch-Gamskar-Verbindung in Frage gestellt.
Weil der höchste Punkt vom Schneeloch sich auf ca. 1750m befindet und auch locker irgendwo saugen könnte! 100m sind wir schon über dem Horizontalniveau von der Gamskar.

...warm ist die Nacht als es mir im Firn die Schneeschuhe wegzieht und ich auf dem Hintern der Schleifspur vom Vincent folge.
Vorbei am Schwarzen Mann und dem Kuchlberg- Windloch...

Kuchlberg-Windloch-Einstieg

...im Basecamp gab es dann leckere Zwiebelsuppe, Nudeln und irgendeine grüne Soße dazu. Klingt jetzt irgendwie nicht lecker, aber es hat verdammt gut geschmeckt. - Komisch!

Sonntag schliefen wir gemütlich aus, bevor wir uns auch noch über das Frühstück hermachten. Dann die Überraschung: Gegen Mittag stand dann ganz urplötzlich Martin vor uns. - Der uns von einer Wanderung kommend angenehme Gesellschaft leistete.

Zu guter Letzt begaben wir drei uns dann bei schönstem Wetter wieder ins Tal. Leider nordseitig - im Schatten des Tennengebirges...

...und immer schön vorsichtig. - Wie auf rohen Eiern!

Abstieg




Autoren: Dirk, Frank Schlöffel
Fotos: Amadeus Endlich, Dirk, Florian Schwarz, Frank Schlöffel


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