Schneeloch - Der 5 Punkte Plan
Zeitraum: 20.6.2008
Teilnehmer:
Miri Halmen,
Steffen,
Frank Schlöffel
Glücklich und zufrieden haben wir die erste Forschungstour hinter uns gebracht. Allen „Unkenrufen“ zum Trotz, welche
im Vorfeld von „schwierigsten oder gar unmöglichen Verhältnissen“ gesprochen hatten, konnten die gesteckten Ziele
erreicht werden, die äußeren Verhältnisse waren hervorragend, sowohl was das Wetter betraf, aber auch die
Schneeverhältnisse an den Eingängen und im Außenbereich waren o.k.
Im Schneeloch konnten bei dieser Tour 106m vermessen werden.
„Morgenstund hat Gold im Mund“ – unter diesem Motto wird bereits um 6 Uhr 30 geweckt, gegen 8 Uhr
erfolgt Abmarsch zum Brillenschachteinstieg und um Punkt 9 Uhr geht’s hinein.
Haupteingang Schneeloch, leider noch dicht!
Etwas Eis gibt es noch an der kleinen 5m Stufe und im 25-er Schacht, trotzdem erfreulich wenig
Tropfwasser...
Über den uns bestens bekannten Weg erreichen wir bald die Harnischhalle und dort über den neuen
Zugang den Grossen Rundgang.
Erster Stop am Getreuen Alten: dort gilt es oben am Schacht einen Gangansatz zu untersuchen, welcher evtl. weitergehen
könnte. Tatsächlich geht es vielleicht 10-12m weiter, läuft sich aber in Verbrüchen fest und hat noch eine unpassierbare
Verbindung zum Getreuen Alten.
Weiter geht es in den Nordgang des grossen Rundgangs und dort an unseren Vermessungsendpunkt vom letzten Jahr. Dort ist
ein kleiner Schacht einzubauen und zu erkunden. Gesagt, getan und unten findet sich eine kleine Halle mit einen 7m langen
Gang und abschließender unpassierbarer Mäanderfortsetzung.
Grosser Rundgang, Bereich Nordgang
Die weitere Fortsetzung des Nordganges wäre wesentlich weiter oben, ca. 17m über dem Grund der kleinen Halle zu suchen
und wäre nur von der Picknickhalle aus zu erreichen...Vermessung, Ausbau und weiter geht’s zu dem wichtigsten Punkt des
5 Punkte- Planes. Hierbei handelt es sich um den alten Zugang zu den Knirpsschächten.
Im ersten Schacht, wo das alte Belgierseil noch aus deren Forschungen, also seit knapp 30 Jahren hängt, bauen wir doch
lieber ein neues ein und zur Sicherheit setzen wir auch einen neuen Spit. Dann geht’s hinab, Vermessung inbegriffen. Ein
enger Mäander zieht zum nächsten Schacht, wieder ein enger Mäander, wieder ein Schacht und so geht es weiter und weiter.
Die Schachteinstiege sind teilweise wirklich fies, vor allem verteufelt eng. Teilweise hängen alte Belgierseile die wir
nutzen, auch die alten Spits, an manchen Stellen finden sich komischerweise keine Seile und es gibt keine Spits, da bauen
wir unser Zeug ein. Es zieht sich furchtbar hin und nachdem wir die fünfte Schachtstufe hinunter sind kommen erste
Zweifel auf, ob hier wirklich die Verbindung zu den Knirpsschächten zu suchen ist. Nach den alten Belgierplänen hätten es
eigentlich nur 3 Schächte sein sollen, ein 25-er und zwei 10-er. Vermutlich sind wir also schon etwas zu tief...
Wir quetschen uns noch 10m in den grausig engen Mäander, dann beschließen wir hier abzubrechen, denn dieser Gang ist ein
Gang der 1000 Qualen.
Auf dem Rückweg bauen wir komplett aus, auch das alte Zeug der Belgier und entdecken dabei am
Grund des ersten, 25m tiefen Schachts, etwa 4m erhöht eine versetzte Plattform mit möglicher Fortsetzung. Diese haben
wir nicht mehr erkundet, aber eventuell ist hier die Verbindung zu den Knirpsschächten zu suchen.
Nun geht’s weiter zu Punkt 4 des 5 Punkte Plans: im mittlerweile überflüssigen „Schlammzugang“ zum grossen Rundgang ist
unterhalb der Schachtzone noch eine Abzweigung zu erforschen, die wir bisher, angesichts der zu erwartenden
Schlammschlacht, bewußt gemieden hatten. Da heute aber auch die Schachtzone ausgebaut werden soll, ist es die letzte
Gelegenheit zur Erkundung.
Tatsächlich geht es dort weiter, zwar nicht weit, aber immerhin können wir 19 schlammige Meter herausholen, dann
ist (Gott sei Dank) Ende.
Als letztes folgt Punkt 5, das heißt Ausbau der Schächte oberhalb des Schlammzugangs, da diese dank des neuen
Harnischhallenzugangs zum grossen Rundgang in Zukunft überflüssig sind. Auch das geht zackig über die Bühne und schon
bald geht es über die bekannten Brillenschachtbereiche mit prallen Säcken hinaus.
Um 21 Uhr sind wir wieder draussen, nach einer letztlich doch anstrengenden 12 Stunden- Tour.
Eine Stunde später wieder im Lager angekommen gibt es ein leckeres Nudelessen und gegen 24 Uhr rufen uns die Schlafsäcke.
Fazit: Die erste Tour brachte zwar nicht viele Meter, aber 5 offene Punkte sind aus der ToDo- Liste verschwunden. Das ist
doch schließlich auch was wert...
Autor:
Frank Schlöffel
Fotos:
Frank Schlöffel
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Schneeloch - Endspurt im 2. Ast
Zeitraum: 12.7.2008
Teilnehmer:
Sabine Bittner,
Miri Halmen,
Dirk,
Frank Schlöffel
Auch die 2. Forschungstour ist zu Ende gegangen.
Es war in erster Linie eine Tour des grossen Schleppens, mit vielen Seilausbauten im Schneeloch und entgegen allen
Vorhersagen bei besten Wetterverhältnissen.
Doch der Reihe nach...
Nachdem wir bereits am Vortag im Trügerischen Mäander geforscht haben, geht es heute erst gegen
10 Uhr 30 zum Brillenschachteinstieg und um kurz vor 12 Uhr steigen wir ein.
Immer schön – auf der Wiese am Brillenschachteinstieg
Zuerst geht es nochmals zum alten Zugang zu den Knirpsschächten, dem 25-er Schacht, wo nach der letzten Tour noch eine
interessante Plattform, etwa 4m über Schachgrund zu erkunden ist. Wie sich schnell herausstellt, leider eine Niete, die
nach wenigen Metern als unpassierbar enge Spalte endet. Somit ist dieser Bereich nun auch komplett abgeschlossen und wird
incl. alten Belgierseilen ausgebaut.
Auf dem Rückweg wird weiter ausgebaut, der Getreue Alte, das Dreibein und auch das lange
Seil am Ende der Harnischhalle.
Alter Zugang zu den Knirpsschächten
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Das Dreibein
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Während sich Sabine und Dirk mit etwa 150m Seil wieder auf den Hinausweg machen, steigen Miri und ich ein allerletztes
mal in den 2. Ast ein um dort die beiden letzten Fragezeichen in der Wasserfallhalle zu
untersuchen.
Es handelt sich dabei um einen stark verbrochenen, kleinen Schacht und um eine nach oben ziehende, enge und feuchte
Röhre.
Der kleine 4-5m tiefe Schacht ist unten leider zu, zumindest unpassierbar eng.
Die „Röhre nach oben“ läßt sich erschreckend lange 16m besuhlen, bei gleichbleibenden Dimensionen von 40 cm Breite und
60 cm Höhe. Dann wird sie unpassierbar eng.
Während des Ausstiegs wird mit dem Ausbau der letzten 5 Seile das Kapitel 2. Ast endgültig geschlossen.
Über die Brillenschachtbereiche geht es langsam und schleppend hinaus, für Miri ganz besonders langsam, denn sie verliert
etwas die Orientierung im Schluf und dreht einige Extrarunden durch die Harnischhalle, bis ich sie nach etwa
30 Minuten von ihrem Drehwurm erlöse und ihr den rechten Weg zeige.
Gegen 21 Uhr sind auch wir draußen und haben Glück, denn ein kräftiges Gewitter ist gerade abgezogen und somit können
wir im trockenen zum Lager laufen.
Fazit: Solche kleinen Rest- und Ausbauarbeiten, wie bei dieser und schon bei der letzten Tour bringen kaum Meter. Einziger
und nicht zu unterschätzender Vorteil: schiebt man diese etwas unangenehmen Arbeiten immer mal wieder ein, vermeidet man,
das sie sich zum Forschungsende hin so massiv ansammeln, das sie mangels Motivation garnicht mehr bewältigt werden.
Autor:
Frank Schlöffel
Fotos:
Frank Schlöffel
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Schneeloch - Aufstieg ins Oberhaus
Zeitraum: 1.- 4.10.2008
Teilnehmer:
Steffen,
Jürgen Zottmann,
Markus Findeiß,
Dirk,
Frank Schlöffel
Eine Tour voller Überraschungen liegt hinter uns, angenehmen und unangenehmen...
01.10.2008:
Bei sonnigen und besten T- Shirtwetter stiegen Stefan und ich gegen 15 Uhr los – damit hatte sicher niemand gerechnet,
denn in Nürnberg war es an diesem Tag äußerst ungemütlich und stürmisch! Oben angekommen, gab es die übliche
Ausrüstungsschlacht und die Vorbereitungen für den nächsten Tag.
Der sternenklare Abend endete gegen 22 Uhr in den Schlafsäcken.
02.10.2008:
Um 7 Uhr wurde geweckt und um 9 Uhr hatten wir bei zwar etwas bewölkten, aber trockenen Wetter den
Schneeloch- Hauteingang erreicht und stiegen etwa 20 Minuten später ein.
Unser Ziel war die Weiterforschung im Bereich Schlufi und Schlazi. Am Eissee angekommen konnte das bereits seit
Jahren eingebaute und oben im Eis gefangene 40m- Seil befreit werden und so endlich wieder die steile Rampe bis
zum Forschungsendpunkt aus dem Jahr 2005 aufgestiegen werden.
Hier ging es sofort mit der Vermessung los, Stefan voraus und ich als Zeichner hinterher. Es ging ständig steil und
eng nach oben, in einer hacheligen und scharfkantigen Spalte, die von vielen kleinen und steilen Kletterstufen
unterbrochen war... wirklich kein besonders angenehmer Bereich.
Im Bereich Schlufi und Schlazi
Schließlich erreichten wir eine Gabelung, wo der Gang in Rückrichtung abwärts zu einem extrem engen Schachteinstieg zog,
während weiter geradeaus, oberhalb eines 4m- Schlots sich die enge Spalte fortzusetzen schien. Hier mußte die
Bohrmaschine her, die jedoch ganz unten am Eissee lag. Also zurück, Bohrmaschine, Seile, Setzzeug aufnehmen und danach
wieder die enge Spalte hinauf. Oben angekommen konnte der Schlot mit 3 Bohrankern bezwungen werden und tatsächlich
setzte sich die enge Spalte danach weiter fort um aber letztlich unpassierbar eng zu enden.
Schlotaktion in Schlufi und Schlazi
So ging es nun wieder hinunter zur Gabelung mit dem engen Schacht, welchen Stefan unbedingt bezwingen wollte. Das dieser
enge Einstieg für mich und eigentlich auch für jeden anderen von uns niemals befahrbar sein würde, war von Anfang an
klar, somit blieb die interessante Frage „wie sich Stefan die Weiterforschung vorstellen würde, wenn es dort tatsächlich
weitergehen sollte“ offen...
Nachdem Stefan den erforderlichen Bohranker eingebohrt hatte, gelang es ihm nach mehreren Fehlversuchen tatsächlich die
Engstelle zu bezwingen und danach weitere 5-7m abzuseilen um eine kleine Endkammer zu erreichen – weiter ging’s (gottlob)
nicht... der Ausstieg durch die Engstelle war nicht minder problematisch und erforderte sogar meine Mithilfe von aussen
(Handsteigklemme hochziehen).
Damit war Schlufi und Schlazi endgültig erledigt, wir hatten nochmals 40m rauskratzen können und konnten nun endlich die
Seile weiter unten ausbauen. Stop! Am Einstieg zu Schlufi und Schlazi gab es ja noch einen kleinen, engen, abzweigenden
Schluf, welchen Dirk schon im Jahr 2005 einige Meter bekraucht hatte um damals an einer Eiszunge gestoppt zu werden. Diesen
wollten wir uns nun wenigstens nochmals anschauen, auch wenn es ziemlich sicher schien, daß er wohl aus einem der
Deckenkolke im Hauptgang herauskommen würde.
Es ist schon ein fieses, enges Röhrchen, welches sich dort nach oben schlängelt. Die Eiszunge aus 2005 gab es nicht mehr,
somit kamen wir weiter durch die Röhre hinauf. Nach geschätzt, knapp 20m fröhlicher Schluferei kamen wir äußerst
überraschend auf einer steilen und breiten Rampe heraus, welche einerseits abwärts führte um dort wahrscheinlich
irgendwo im Hauptgang einzumünden und sich andererseits nach oben fortsetzte. Und gegenüber könnte sogar auch noch ein
„Gängchen“ sein, dort hängt Sinter an der Decke und man sieht ein Loch in der rechten Wandecke.
Was nun? Der Weg durch die Röhre ist mit schweren Säcken kaum zu schaffen, somit schien es ratsam als erstes in Erfahrung
bringen, wo die Rampe nach unten im Hauptgang einmündet um dort einen schnellen und einfachen Zustieg einzubauen.
Stefan ging wieder hinunter in den Hauptgang und ich holte in der Zwischenzeit die Bohrmaschine und das andere Zeug
durch die Röhre um den Zugang von oben einbauen zu können.
Stefan stand direkt auf dem Eissee, als er mit mir die Rufverbindung herstellen konnte. Es dürften wohl etwa 25m nach
unten gewesen sein und somit brauchten wir das lange 40m- Seil, welches noch vorne am Aufstieg zu Schlufi und Schlazi hing.
Das brachte dann Stefan mit herauf, der sich ein letztes mal durch die enge Röhre hinaufarbeitete. Schnell wurden 2
Bohranker gebohrt, dann noch einer in der Mitte der hier etwa 7m breiten Felsrampe, welcher zum abseilen dienen sollte. Auf
der gegenüberliegenden Seite, also am möglichen „Sintergang“ wurde auch noch einer gebohrt damit auch dieser Gang
erreichbar wurde. Beim Abstieg über die steile Felsrampe hinunter zum Eissee, war ein weiterer Bohranker erforderlich,
denn die Rampe kippte letztlich in einen 13m tiefen und senkrechten Schachtabstieg ab.
Unten am Eissee war dann Schluß für heute und wir sortierten uns so, daß wir gleich alles für den nächsten Tag benötigte
dort deponierten.
Um 19 Uhr 30 waren wir wieder draußen, leichter Regen hatte wohl vor ein bis zwei Stunden eingesetzt und begleitete uns
zum Lager.
Auch heute gab es ein leckeres Nudelessen und gegen 21 Uhr 30 verdrückten wir uns in die Schlafsäcke.
Etwa 1 Stunde später trafen Markus und Jürgen ein – nanu waren da nicht noch mehr Forscher erwartet worden? Wo waren
Beni und Dirk? Nun ja, Beni war 10 Minuten vor der Abfahrt in Nürnberg abgesprungen, Dirk stand noch irgendwo am
Irschenberg im Stau und sollte voraussichtlich erst am nächsten Tag eintreffen. Da waren es also vorerst gerade einmal 4!
Jürgen hatte natürlich wie immer einen satten Regenaufstieg zu bewältigen. Unsere schon lange gehegte Vermutung wird
immer mehr zur Gewissheit: wer mit Jürgen aufsteigt ist selber schuld, denn er wird immer naß!
Nach einem kleinen Plausch, einem Happen Nudel- Würstchensuppe und einem Humpen Rotwein ging wenig später auch für die
beiden Nachkommer in die Schlafsäcke.
03.10.2008:
Scheinbar war der Regen in der Nacht in Schnee übergegangen, denn draußen lagen 2-3 cm Nasschnee und es schneite munter
vor sich hin...
Trotzdem waren alle „heiß“ und schon um 7 Uhr auf den Beinen...
Was war geplant: Stefan und ich wollten am Forschungsendpunkt des Vortages, im Oberhaus weitermachen und dabei gleich
vermessen, Markus und Jürgen wollten im Schlangenschlund (aber über Schneelocheingang und Affenquerung) diverse
Fortsetzungen untersuchen.
Stefan und ich waren gegen 9 Uhr am Einstieg, Markus und Jürgen etwa 15 Minuten später.
Kann losgehen!
Schon bald hatten Stefan und ich den Eissee erreicht und waren gerade damit beschäftigt Material aufzunehmen, als wir
auch bereits Markus und Jürgen im Bereich „Schnapsschacht“ und anschließender Schoko- Eisrampe hörten.
Plötzlich drang unnatürlich lautes Gepolter an unser Ohr, gefolgt von einem Schmerzensschrei... Oh weh, war da was
passiert?
Leider ja, wie sich sofort herausstellte: Jürgen hatte beim Aufstieg Schoko- Eisrampe unser sehr locker eingebautes
Seil auf Spannung gezogen und dabei einen größeren Boden- Felsblock ins Rutschen gebracht, welcher ihm, noch an der
kleinen 2m- Kante hängend direkt auf’s Knie geknallt war... nun hatte er kräftige Schmerzen im Knie und konnte
keinesfalls weitergehen sondern mußte direkt wieder hinaus. Die Forschungstour war für ihn gelaufen und man konnte nur
hoffen, das nichts schlimmeres passiert war und er überhaupt noch zum Lager laufen konnte.
Wir disponierten um: Stefan, sowieso heute eher mit Pausentag -Gesicht unterwegs, ging mit Jürgen hinaus und zurück
zum Camp, Markus sollte nachdem auch er Jürgen zum Einstieg begleitet hatte wieder zu mir stoßen und mit mir zusammen
weiterforschen.
Während Jürgen hinausbegleitet wurde, hatte ich ausreichend Zeit die Schoko- Eisrampe mit einem zusätzlichen Bohranker
zu entschärfen, so daß das Seil nun nicht mehr auf dem Boden aufliegt um dort irgendwelche Lawinen auszulösen.
Markus kam etwa 30 Minuten später wieder zu mir und wir konnten mit der Forschung und Vermessung anfangen. Ab Eissee
wurde direkt hinaufgemessen, Markus voraus und ich hinterher.
Schnell hatten wir wieder das kleine Querungsband vom Vortag erreicht und wendeten uns als erstes nach rechts, zu dem
möglichen „Sintergang“. Der war leider nichts, endete nach 4m, sozusagen mehr Sinterkammer als Sintergang... Vermessung,
Seilausbau.
Als nächstes stand die weiter steil ansteigende Rampe auf dem Programm. Markus arbeitete sich geschickt mit der
Bohrmaschine hinauf, was nicht unbedingt einfach war, denn die Rampe hatte zu Beginn über 70 Grad Steigung. Ein
Abrutschen oder Sturz hätte fatale Folgen haben können, denn man wäre unter Umständen direkt bis zum Eissee
abgeschmiert. Doch mit 3 Bohrankern in 4-6 Meter Abständen war die Rampe bezwungen und oben ging es in eine relativ
steil ansteigende, eher kleinräumige Röhre hinein, die jedoch kein Seil erforderte.
Am Ende der Röhre krabbelten wir aus einem kleinen Fenster in einen ziemlich grossen, jedoch sehr abschüssigen Raum, der
zahlreiche Fortsetzungen zu haben schien. Doch ohne Seil konnte man den Raum praktisch garnicht erreichen und auch
keine der Fortsetzungen, denn alles war einfach zu abschüssig und direkt vor dem kleinen Fenster kippte auch wieder ein
Schacht ab.
Ja wo waren wir denn da gelandet? Zunächst wurden wieder Bohranker angebracht und dann konnte als erstes der Schacht
untersucht werden. Dieser zieht als geräumiger Schrägschacht etwa 10 Hm nach unten und kippt dann in einen grossen
senkrechten Schacht ab. Wegen Seilmangel konnte dieser mindestens 15m tiefe und senkrechte Schacht nicht mehr untersucht
werden, ein schräger Schlot nach oben ist dort auch noch zu untersuchen. Vermessung, Seilausbau und zurück zum „Fenster“.
Von rechts kommt dort noch ein ansteigender Mäander mit perfekten Schlüssellochprofil herein. Die Erkundung zeigte
jedoch, das dieser nach einigen Metern sehr, sehr eng, wahrscheinlich sogar unpassierbar ist. Vermessung.
Das perfekte Schlüsselloch
Am „Fenster“ kann man auch noch nach links in eine steile Schlotfortsetzung hineinqueren. Nachdem Markus diese Stelle
erklettert hatte, mußte dank leeren Akku eine abenteuerliche Riesensanduhr als Aufstiegshilfe für mich herhalten. Aber
oben ging es tatsächlich schön weiter...
Ein gemütlicher Gang zog leicht nach unten, wurde aber schnell immer steiler und kippte letztlich in einen Schacht ab. Am
Schachtgrund erreichten wir erneut eine größere Halle, die jedoch überall sehr steil in einen grossen Schacht abfiel. Auch
diesen Schacht konnten wir wegen Seil-/Akkumangel nicht erkunden. Vermessen wurde auch hier bis zum Schacht.
Nun ging es wieder zurück, zu einer weiteren Abzweigung im abwärts führenden Gang, die nach rechts wegzog.
Ein Sinterplattengang, geschmückt mit Sinterfahnen zog dort etwas steil nach oben. Kurz vor dessen Ende konnte man über
ein kaum zu erkennendes Fenster in der rechten Wand wieder eine größere Halle erreichen, welche ebenfalls mehrere
Fortsetzung hatte: 2 Schächte, die Felsspitzschächte im Bereich der tiefsten Punkte am Boden, 3 Schrägschlote, davon
einer großräumig auf der linken Seite hinaufziehend, die beiden anderen auf der rechten Seite ohne Seil jedoch nicht
einsehbar. Forschungs- und Vermessungendpunkt hier an beiden Schachteinstiegen.
Schöner Gang
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Halle mit Felsspitzschächten
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So langsam war es auch an der Zeit den Rückweg anzutreten, denn es war bereits 17 Uhr 30 und wir konnten ohne Akku und
ohne Seil auch nirgends mehr sinnvoll weiterarbeiten. So ging es mit 132m Neuland im Sack und vielen offenen Fortsetzungen
hinaus. Wir nahmen alles mit, denn wir wußten zu diesem Zeitpunkt ja nicht wie es um Jürgen steht und ob überhaupt noch
jemand im Lager war.
Den Ausgang erreichten wir um 18 Uhr 15 und wollten unseren Augen nicht trauen als wir dort eine tiefweiße
Winterlandschaft vorfanden. Etwa 20 cm Schnee waren gefallen und bescherten uns einen interessanten Winterspaziergang.
Markus am Schneelocheingang
Im Lager war zum Glück alles in Ordnung, Jürgens Knie zwar dick aber „nur“ geprellt, Dirk auch gegen Mittag angekommen.
Nachdem sich alle Mägen mit leckeren Nudeln gefüllt hatten wurde es ein geselliger Abend mit dem ein oder anderen
Schluck Wein bzw. Rum und zur späten Stunde verschwand man in den warmen Schlafsäcken.
04.10.2008:
In der Nacht hatte es weitere 15 cm Neuschnee gegeben und die Temperatur war bis zum Morgen deutlich unter Null Grad
gefallen. Erste kleine Eiszapfen bildeten sich und auch die Wassertonnen zeigten erste Eisspuren.
Sehr sehr ungemütlich war das, denn es schneite immer mal wieder weiter und dazu blies uns ein steifer Wind um die Nase.
Da die Schneefälle eventuell sogar bis Parkplatzhöhe hinabgehen sollten, bestand auch eine geringe Gefahr, daß das
Runterfahren bei weiteren Neuschnee Probleme machen könnte.
So wurde kurzfristig umgeplant und entschieden die Forschung bereits heute zu beenden. Jürgen konnte sowieso nichts
machen und auf einen Tag Rumgammeln hatte eigentlich niemand Lust.
Also wurde gepackt und gegen Mittag abgestiegen.
Tiefster Winter beim Abstieg
Recht problemlos ging es hinab, wenn auch großteils kein Weg sichtbar war, aber wir kannten uns ja aus. Die letzten
Schneereste gab es etwa 100 Hm oberhalb der Autos, also keine Probleme beim Runterfahren.
Obwohl wirklich alles anders wie geplant kam, war’s trotzdem eine schöne Tour! Und endlich gab’s mal wieder Neuland,
alles in allem ca. 180m!
Autor:
Frank Schlöffel
Fotos:
Stefan Hedler,
Markus Findeiß,
Frank Schlöffel
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Schneeloch - Kampf um jeden Meter!
Zeitraum: 17.–19.10.2008
Teilnehmer:
Steffen,
Frank Schlöffel
Wieder ist eine 2- Mann- Forschungstour zu Ende gegangen. Eigentlich hätten es diesmal sage und schreibe 4 Teilnehmer
sein sollen, doch Ama hatte dann doch keine Zeit und Beni keine Lust.
Doch davon ließen Steffen und ich uns nicht entmutigen, im Gegenteil bis in die Haarspitzen motiviert wollten wir weitere
Geheimnisse des Schneelochs lüften.
So konnten an den beiden Forschungstagen erfreuliche 155m vermessen werden und davon immerhin 104m Neuland. Es fehlen also
nur noch läppische 80m bis zur 9km- Marke.
Das riecht doch geradezu nach einem 9km –Fest bei der nächsten Forschungstour...
17.10.2008:
Um 13 Uhr 15 in Nürnberg gestartet, waren wir um 17 Uhr 15 abmarschbereit am Parkplatz. Das Tennengebirge war noch in
dichten Wolken gehüllt und das gemeldete schöne Wetter sollte hier erst in der folgenden Nacht eintreffen.
Etwa ab 1200m gab‘s ein wenig Schnee, gefallen scheinbar in der letzten Nacht, nicht viel im Bereich 1600m waren es
gerade einmal 3 cm.
So verlief der Aufstieg problemlos und vorallem schnell und wir erreichten das Lager gegen 18 Uhr 30, gerade noch vor
der Dunkelheit.
Nach dem üblichen Sortieren, den Vorbereitungen für den nächsten Tag und einem kräftigenden Nudelessen lagen wir
gegen 21 Uhr 30 in den Schlafsäcken.
18.10.2008:
Es war frostig- kalt als wir um 6 Uhr 15 aufstanden und bereits kurz vor 8 Uhr den Schneelocheingang erreichten. Mit
schweren und randvollen Säcken ging es in den grossen Rundgang, Bereich Nordgang, also dorthin wo Steffen, Dirk und
Jürgen bereits vor einigen Wochen mit der Forschung und Vermessung begonnen hatten.
„Ruckzuck“ würde das gehen mit dem Anschluß an den Südgang des grossen Rundgangs, so hatte mir ein Forschungsmitglied
diesen Bereich im Vorfeld immer wieder schmackhaft gemacht. Heute hatte ich mich also breitschlagen lassen, mal
schauen ob’s wirklich „Ruckzuck“ geht...
Schnell ging es zumindest den schönen Schacht am Grund der Picknickhalle hinab, unten etwas unübersichtlich, doch das
über eine glitschige Lehmrampe gespannte Seil wies uns den Weg.
Schöner, weißer Deckensinter war hier zu bestaunen, wäre alles nur nicht so schlammig und eher niedrig. Dann, zu
allem Überfluß auch noch ein Schluf, eng, viele Meter lang ansteigend und kräftig bewettert – na ja: die Höhlenforschung
war bekanntlich noch nie ein Zuckerschlecken!
Ein kurzer Seilabstieg und wir waren in einem Räumchen. Hier war zunächst ein Seil der letzten Forschungstour aus
„Jürgen’s Schlot“ zu bergen. Das übernahm Steffen.
Dann ging es weiter, eng, lehmig und feucht bis zum Forschungsendpunkt.
Zwei Schlote mit 8 und 10m und ein folgender 17m- Schacht sollten es hier bis zum Vermessungsanschlußpunkt auf der
anderen Seite des grossen Rundgangs sein.
Der erste Schlot „glänzt“ durch Nässe und Enge. Zufällig vorne, durfte ich mich an diesem versuchen. Kniestemmend
drückte ich mich nach oben, denn Tritte oder ähnliches gab es da kaum. Erstmals im Leben wünschte ich mir ein Paar
Knieschoner herbei...
Etwa 1m unter dem Ausstieg war dann doch ein Bohranker erforderlich, denn es weitete sich etwas und wurde dabei
leicht überhängend. Schließlich war ich oben und konnte das Seil an einer Schuppe befestigen. Nicht minder problematisch
als meine Stemmaktion war der folgende Versuch von Steffen mit beiden Schleifsäcken am Seil nachzusteigen, was
letztlich scheiterte und abgebrochen werden mußte – die Säcke waren einfach zu fett und der Schlot gleichzeitig zu eng.
Mit Mühe und Not und nur mit Hilfe der Handklemme konnte ich sie einzeln am Seil hochziehen.
Endlich beide samt Material oben ging‘s durch eine nasse, etwa 5m lange Spalte direkt zum folgenden 10m- Schlot, der
deutlich geräumiger aussah. Den mußten wir also auch noch hinauf und nun war Steffen an der Reihe.
3 Bohranker und geraume Zeit später war der zweite Schlot bezwungen und wir beide endlich oben. So, noch einige Meter
laufen, dann sollte eigentlich der 17m- Schacht kommen...
Wir konnten der engen Spalte einige Meter folgen, am Schluß schlufend, doch nach etwa 6m war auf einmal Ende! Das konnte
eigentlich nicht sein, doch so sehr wir auch in jeder Ecke suchten, es gab einfach keine Fortsetzung, hier war Ende im
Gelände!
Während ich noch verzweifelt am Rumkrabbeln war, hatten Steffen‘s geübte Augen erkannt, das bereits einige Meter vor dem
Schachtausstieg, seitlich, etwa erhöht und einige Meter nach vorne versetzt, eine weitere Fortsetzung vorhanden war. Kein
Zweifel, das mußte es sein!
Steffen baute eine Querung mit folgenden Aufstieg ein... der 10m- Schlot wurde dadurch aber nun zum etwa 15m hohen
Schlot...
Schließlich waren wir beide drüben und suchten in der steil ansteigenden Schrägkluft den Gang zum 17er- Schacht. Doch man
mag‘s kaum glauben, aber es ist die reine Wahrheit: auch hier alles dicht!
So langsam kamen Zweifel auf, ob die beiden Schlotaufstiege überhaupt der richtige Weg zum Schacht waren...
Durchgefroren und nass, fingen wir nun mit der Vermessung von hinten heraus an, denn diese wirklich schwer erkämpften
Meter wollten wir keinesfalls verschenken. Zusätzlich wurde die Sache durch die hochkomplizierte Seilrückführung
erschwert.
Als Steffen schließlich wieder den S-10 abseilte, fiel ihm 5m über Grund, ein weiteres Portal in der Seitenwand auf, noch
dazu mit kräftigen Luftzug. Die Erkundung bestätigte das dies nun endlich der lange gesuchte Verbindungsgang zum
17m- Schacht war.
Diesen großräumigen Schacht, der sich übrigens als 20m tief entpuppte konnte ich dann mit 3 Bohrankern erobern und unten
angekommen, war ich endlich da, wo ich eigentlich schon vor etwa 8 Stunden hätte sein sollen, in der bekannten kleinen
Halle des grossen Rundgangs, welche wir bereits bei der ersten Forschungstour dieses Jahres vom Nordgang aus erreicht
hatten.
Nun konnte endlich sinnvoll vermessen werden.
Eine weitere Stunde später hatten wir den Anschluß zum letzten Dirk- Meßpunkt hergestellt und alle Seile wieder ausgebaut.
Nun ging es zurück, bis zu einem noch nicht erforschten Schlot. Mit 2 Bohrankern konnte dieser bezwungen werden. Oben
nochmals etwa 10m Gang, komplett abschließend. Vermessung, Seilausbau.
Dann ging’s hinaus, dabei wurde ein weiteres Seil an einem 3m- Abstieg ausgebaut.
Eng, feucht und dreckig - gr. Rundgang Nordgang, im Bereich der Schlote
Den Nordgang hatten wir zwar nicht komplett geschafft, wie ursprünglich geplant, aber wenigstens muß nun niemals wieder
jemand durch den üblen Schluf, denn die noch zu untersuchenden Fortsetzungen liegen bekanntlich bereits vor dem Schluf.
Im Hauptgang, am Eissee sortierten wir uns noch etwas, deponierten dort alles Material für den nächsten Tag und waren
um 20 Uhr 30 endlich wieder draußen. Da waren also für diesen popeligen Anschluß und einen Schlot, satte 12,5 Stunden
vergangen, das ging ja wirklich „Ruckzuck“...
Gegen 22 Uhr gab’s das verdiente Abendessen, natürlich in Form von Nudeln, für jeden 2 Tequila, mit Zitrone und Salz und
in unterschiedlichen Reihenfolgen und gegen 23 Uhr ging es in die verdiente Nachtruhe.
19.10.2008:
Heute wurde richtig ausgeschlafen, wir standen erst um 6 Uhr 16 auf!
Um 8 Uhr am Schneelochenstieg angekommen, ging es 15 Minuten später hinein.
Heute sollte es ins Oberhaus gehen, dorthin also, wo trockene, großräumige Hallen, Gänge, Schächte und Schlote, mit
herrlichen Sinter garniert auf uns warteten... hoffentlich.
Steffen kannte den Bereich ja noch nicht, so kam er aus dem Staunen nicht heraus, angesichts der Großräumigkeit und der
vielen offenen Fortsetzungen.
Bald schon hatten wir einen der vielen Forschungsendpunkte von Markus und mir bei der letzten Tour erreicht. Dort gab es
gleich zwei Schächte, die Felsspitzschächte und drei Schrägschlote zu untersuchen.
Als ersten nahmen wir den Schrägschlot (mit Wasserlaufspuren) auf der rechten Seite in Augenschein. Mit 2 Bohrankern
konnte zu diesem gequert werden und dann großräumig hinaufgestiegen werden. Leider endete der Gang alsbald, abschließend.
Vermessung.
Querung zum Schlot
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Schrägschacht nach Westen
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Als nächstes wurde der westliche, der beiden Felsspitzschächte untersucht. Großräumig, schräg zog dieser nach Westen um
letztlich in einen senkrechten 11m tiefen Schacht abzukippen. Mehrere ansteigende Abzweigungen wurden dabei passiert.
Einstieg S-11
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Raum, 4x2m
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Unten angekommen gab’s einen kleinen Raum von etwa 4x2m und genau auf der gegenüberliegenden Seite wieder einen
geräumigen Schrägschlot, mit 4m- Steilstufe zu Beginn. Einige Bohranker später war Steffen oben, allerdings nach
etwa 10m Gang auch hier Ende. Vermessung, Rückzug.
Im Spagat den Schlot erobert - Steffen!
Nun ging’s wieder zurück, bis zur nächsten Abzweigung, einem einsehbaren Gang, genau dort wo man den 11m Schacht abseilt,
nur auf der gegenüberliegenden Seite und etwa 2m tiefer.
Hier mußte ein sog. „Dirk- Pendler“ eingebaut werden, der ein geschicktes Nutzen der Handklemme und des Stops verlangte!
Drüben war ein schöner Gang, der sich bald teilte. Wir haben in den linken Gang vermessen, wo es durch kleine Röhren bis
in eine Endkammer ging.
Die anderen, neu gefundenen Fortsetzungen konnten wir aus Zeitmangel leider nicht mehr untersuchen.
Gegen 16 Uhr waren wir wieder draußen, hetzten nun zum Lager zurück, packten schnell alles zusammen und waren um 19 Uhr
wieder am Auto, wobei wir die letzte halbe Stunde schon mit Lampe gehen mußten. Das war trotzdem nicht ohne, denn das
viele neue Laub, machte den Steig gerade im unteren Bereich oftmals komplett unkenntlich.
22 Uhr 30 waren wir wieder in Nürnberg.
Was für eine Hetze!
Autor:
Frank Schlöffel
Fotos:
Frank Schlöffel
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Schneeloch - Projekt 9 km
Zeitraum: 31.10.-2.11.2008
Teilnehmer:
Thomas Munzert,
Stefan Hedler,
Steffen,
Dirk,
Markus Findeiß,
Frank Schlöffel
Eine ebenso ungewöhnliche wie erfolgreiche Forschungstour fand am Wochenende 31.10.-2.11.08 statt.
Ungewöhnlich und geradezu rekordverdächtig war schon die Teilnehmerzahl, die mit 6 Forschern den nicht mehr
zu schlagenden Jahresrekord 2008 hält. Aber auch das Wetter war für die Jahreszeit rekordverdächtig warm und
bis in allerhöchste Lagen war es vollkommen schneefrei.
Bei diesen Idealbedingungen war der Erfolg natürlich vorprogrammiert: so bescherte uns diese Tour die bisher an
einem Wochenende meistvermessenen Höhlenmeter im Schneeloch, zumindest seit Beginn unserer Aufzeichnungen - eine
Zahl, die man sich ruhig zweimal auf der Zunge zergehen lassen sollte, nämlich satte 407m.
So wurden alle Beteiligten, wegen besonderer Verdienste um die Schneelochforschung und für ihren unbändigen Einsatz
bei dieser Tour, nach ihrer Rückkehr mit dem „goldenen Kompass“ ausgezeichnet, einer Auszeichnung die in der
Höhlenforschung einen außergewöhnlich hohen Stellenwert besitzt und wie wir alle wissen nur sehr selten vergeben wird.
Von den 407 vermessenen Metern entfallen gerade einmal 20m auf Nachvermessungen alter Bereiche, somit bleiben 387m
Neuland, was die Gesamtlänge des Schneelochs auf 9307m erhöht.
31.10.2008:
Die Vorhut, bestehend aus Markus und Tomu startet bereits gegen 6 Uhr morgens und will noch am Ankunftstag erste
Forschungen im Bereich Schlangenschlund durchführen.
Markus berichtet:
Wir sind nach einer staufreien Autofahrt und einem sonnigen Aufstieg um ca. 11.30 Uhr über den Schneeloch – Haupteingang
eingestiegen. Die Affenquerung war genau so gruselig wie immer. Aber heute sollte sie das letzte mal durchquert
werden. Wir bauten die neue Verbindung Schneeloch-Schlangeschlund über den Helbigsdorfer Schlot ein.
Das Freitagsteam bei der Arbeit
Querungsarbeiten
Ein kleiner Seitenteil mit 27m Länge wurde noch mit aufgenommen. Danach machten wir noch einen Abstecher zum Eisschluf,
der Richtung Picknickhalle zieht. Wir wollten dessen Geheimnis nun lüften. Nachdem alle Seile wieder eingebaut waren
und die Schwerlastanker dank Techniker Tomu zu Spits umfunktioniert waren, stellte ich fest, das trotz fehlenden Eises
kein Durchkommen war. Der Schuf ist einfach zu eng, trotz starken Luftzugs Richtung Picknickhalle.
Als letzte Tat wurde dann noch die Affenquerung ausgebaut und dann ging‘s schnell zum Lager, wo Frank und Stefan schon
lecker gekocht hatten.
Tatsächlich haben Stefan und ich nach zügigen Aufstieg und bei traumhaften äußeren Bedingungen, das Lager gegen 17 Uhr 30
und damit gerade noch vor der Dunkelheit erreichen können. Nachdem wir für den nächsten Forschungstag alles vorbereitet
haben, heißt es warten auf die bereits im Schlangenschlund forschenden Markus und Tomu und auf die erst am Abend
aufsteigenden Nachkommer Steffen und Dirk.
Bis gegen 23 Uhr sind dann alle versammelt und nach einem stärkenden Nudelessen auch alsbald in den Schlafsäcken
verschwunden.
1.11.2008:
Für den heutigen Tag sind 2 Teams zusammengestellt worden: Team 1 bestehend aus Steffen, Stefan und Frank soll im neu
entdeckten Oberhaus weiterforschen und dort Meter rausholen, das zweite Team, das sich aus Tomu, Dirk und Markus
zusammensetzt hat die Erforschung einer neuen Schachtzone im Schlangenschlund, unterhalb des Südschachts vorgesehen.
Für Team 1 geht es erwartungsgemäß früh am morgen los, 6 Uhr 15 Wecken, 7 Uhr Abmarsch und schon gegen 8 Uhr erfolgt
Einstieg ins Schneeloch.
Der Forschungsendpunkt der letzten Tour im Oberhaus, unterhalb des westlichen Felsspitzschachts ist bald erreicht und
es kann losgehen. Steffen voran, für die Erkundung und den Einbau zuständig, Stefan und ich zockeln vermessend hinterher.
Aufstieg zum Oberhaus
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An den Felsspitzschächten
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Der zuerst untersuchte Gang zieht relativ steil nach oben um nach knapp 20m an einer sehr engen Schluf- Fortsetzung zu
enden.
Doch was für den einen zweifelsohne einen Endpunkt darstellt, ist für manch anderen erst die Herausforderung! Heute ist
bekanntlich Stefan dabei und für alle diejenigen, die es vielleicht vergessen haben sollten: er ist der Bezwinger des
Meiselschachts im Schwarzen Mann, der Retter des Lawienenpiepsers im Murenschacht und der Erstbefahrer der hyperengen
Kluftspalte in der A500 – ein Mann also der das Wort „unpassierbare Engstelle“ aus seinem Wortschatz gestrichen hat!
Wo für die meisten von uns die Höhle scheinbar „endet“, schlängelt sich Stefan durch engste Ritzen und Spalten gnadenlos
weiter voran.
So auch hier: nach wenigen Handgriffen und dem Ablegen der kompletten Ausrüstung ist Stefan hindurch und es geht
tatsächlich weiter... zunächst bleibt es recht eng, dann wird ein kleiner Raum von ca. 3x3m erreicht, in welchem sogar
ein Schacht abbricht. Leider aber nicht, wie erhofft in unbekanntes Neuland, sondern wie die spätere Datenauswertung
ergibt, direkt zum Einstieg von Schlufi und Schlazi.
Nachdem wir bis zum Schluf vermessen haben, erfolgt Rückzug und Seilausbau.
Steffen, keinesfalls untätig, hat zwischenzeitlich einen weiter vorne abzweigenden Schrägschlot erbohrt, der
bedauerlicherweise nach wenigen Metern endet. Während Stefan und ich vermessen und danach weitere Seile ausbauen,
richtet Steffen bereits den östlichen Felsspitzschacht ein.
Wir vermuteten schon bei der vorletzten Forschungstour, das hier eine Verbindung zu einem tiefer liegenden,
unerforschten Schachteinstieg vorhanden sein könnte, was sich auch bewahrheitet.
Im Bereich der Felsspitzschächte zweigen noch 2 weitere unerforschte Schrägschlote ab, die jedoch etwas steiler
sind und damit zeitaufwendig einzurichten wären. Steffen beginnt mit dem ersten Schrägschlot, bricht jedoch
nach etwa 5 Bohrankern ab, denn es wäre wohl eine weitere Stunde Arbeit, bis die mögliche Gangfortsetzung erreicht
wäre. Hier bleibt also auch noch für die nächsten Touren etwas Arbeit zurück.
Nun geht es zurück, bis zu einer weiteren unbekannten Schachtöffnung, die vermutlich eine Verbindung zum Hauptgang
ermöglichen könnte.
Auf einer Zwischenstufe in etwa 10m Tiefe, teilt es sich schon wieder in 3 Fortsetzungen auf: die Schachtfortsetzung
wahrscheinlich in den Hauptgang einmündend, ein Schrägschlot nach links ins Unbekannte ziehend, eine
Gangfortsetzung auf der gegenüberliegenden Seite eines 3m- Schachttopfes. Alles schaut interessant aus.
Zunächst wird die Schachtfortsetzung eingebaut und nach einem 10m- Abseiler stehe ich wie erwartet wieder im
Hauptgang.
Stefan, noch etwas dem Schluf hinterhertrauernd nutzt die Gunst der Stunde, sprich die neue Abseilstrecke um sich
blitzschnell Richtung Ausgang abzusetzen... sowas aber auch!
Nun sind Steffen und ich, ab 17 Uhr also alleine. Als nächstes wird der Schrägschlot nach links untersucht, der relativ
einfach erklommen werden kann. Ein schöner Gang schließt sich an, der nach unten zieht und nach einem Rechtsknick und
späteren Linksknick wieder zu einem Schachtabbruch führt. Auch hier allerdings, lediglich eine weitere Verbindung zum
Hauptgang. Vermessung, Seilausbau und ab zur letzten Fortsetzung hier, dem Gang auf der gegenüberliegenden Seite
eines 3m- Schachttopfes.
Der Einbau ist etwas blöd, da man erst runter in den Schachtopf muß und auf der gegenüberliegenden Seite etwas
schwierig wieder hinauf muß. Ein Bohrhaken hilft dabei...
Ein schöner Sandgang ist die Belohnung, der leicht ansteigend hinauf zieht und in der Kolkkammer endet. Zuvor jedoch
kann eine nach links abzweigende Fortsetzung erreicht werden, wo allerdings nach wenigen Metern eine Schachtquerung
einzubauen wäre. Schluß für heute! Um 19 Uhr 30 ziehen wir uns zurück, hier können wir auch morgen weitermachen.
Gegen 20 Uhr draussen empfängt uns ungewöhnliche Wärme, Team 2 ist wohl noch in der Höhle, darauf deuten zumindest
die Klamotten am Eingang hin.
Wir laufen zum Camp, wo Stefan schon auf uns wartet und beginnen gegen 21 Uhr 30 mit dem Köcheln.
Hoffentlich kommen die anderen auch bald, sonst gibt’s kalte Küche!
Dirk, Tomu und Markus treffen gegen 23 Uhr ein, das Essen ist noch warm und während das Holz im Ofen knistert
lauschen wir den spannenden Erzählungen von Markus:
Nachdem die Erste Crew schon fleißig im Oberhaus weiterforschte, quälten wir uns auch langsam aus den
Schlafsäcken. Um 11.30 Uhr erfolgte Einstieg mit dem Ziel: Weiterforschung im Schlangenschlund, Bereich
Südschacht. Dirk machte noch schnell das untere Seilende in der nun nicht mehr benötigten Affenquerung los.
Neue Verbindung Schneeloch – Schlangenschlund
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Das AAHH
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Das so gewonnene 50m Seil wurde schon bald im Eissäulenschacht verbaut. Dirk voran, Tomu als Zweiter hinterher
und ich mit dem Vermessungszeug bildete das Schlußlicht.
Der Eissäulenschacht mündet direkt ins AAHH ein, ein wunderschöner Abseiler, 2 Abhängungen und insgesamt 40m tief.
Und weiter ging‘s Richtung Südschacht. Neuland erwartete uns. Der Südschacht entpuppte sich anfangs als
gemeiner, enger Mäandereinstieg. Schleifsäcke und Höhlenforscher verkeilten sich unbarmherzig.
Danach 2 Abstiege, 8 und 14m tief. Der anschließende Canyon weckte Erinnerungen an die Gouffre Berger. Ein
wunderschöner Horizontalteil folgte. Leider endet der Bereich hier in einem Lehmsunk. Schöne, alte
Wasserstandsmarken sind zu sehen. Hier ist alles sehr weiß und sehr sauber.
Am Endpunk
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Sinter in den neuen Teilen
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Zwei Kletterstellen brachten uns in einen überlagernden Höhlenteil. Dirk pendelte dort in ein Fenster, hinter
dem sich ein kleiner Irrgarten verbarg. Doch den werden wir das nächste mal vermessen. Nach diversen Fotopausen
in den neuen Teilen, im AAHH und im Helbigsdorfer Schlot verließen wir die Höhle um kurz nach 22.00 Uhr.
Warmer Föhnwind erwartete uns.
So ist dieser Forschungstag zu Ende gegangen und irgendwann schlummern alle friedlich in den Schlafsäcken.
2.11.2008:
Das friedliche Schlummern endet jäh, dann nämlich als gegen 6 Uhr 15 der Wecker, unbarmherzig den Schlaf von
Steffen, Dirk und mir beendet. Wir drei müssen heute nochmals ran, rein ins Schneeloch, Meter machen!
Tomu und Markus haben’s da besser, sie können ausschlafen um nach dem Packen und Aufräumen gemütlich abzusteigen.
Stefan erkennt seine Chance sich nochmals vor der Schneelochforschung zu drücken und schließt sich direkt dem
Abstiegsteam an...
Doch davon sind Steffen, Dirk und ich noch meilenweit entfernt, als wir erneut gegen 8 Uhr ins Schneeloch
einsteigen. Weiter geht’s da, wo gestern aufgehört wurde, zumindest für Steffen, der sich mit der Bohrmaschine
direkt in die Querung stürzt.
Aufstieg zum Oberhaus
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Unübersichtlich: das Oberhaus
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Dirk und ich vermessen zunächst, einige Anschlußmesszüge zu Meßpunkten im Hauptgang und die neuen Schachtaufstiege zum Oberhaus. Dann geht‘s Steffen hinterher, der die Querung erfolgreich eingebaut hat. Ein schöner, etwa 1m breiter Gang, welcher relativ steil hinaufzieht folgt, der sich schließlich verengt und - man mag es kaum glauben – wieder in bekannte Bereiche führt, nämlich seitlich in den westlichen Felsspitzschacht einmündet.
Vermessung, Seilausbau, während der übereifrige Steffen versucht seinen Körper in eine äußerst enge, abzweigende Spalte zu quetschen, was auch gelingt. Der Rückweg erfordert allerdings ein ausgeprägtes Hohlkreuz, das Steffen garnicht besitzt und er sich daher ganz böse verreißt. Nach ein paar mal Durchschnaufen scheint es wieder zugehen und wir gehen weiter zum letzten unerforschten Schacht im Oberhaus und bauen dabei bereits alle nicht mehr benötigten Seile aus.
Nun übernimmt Dirk den Einbau, denn Steffen fühlt sich nicht besonders gut und ist zu unbeweglich, da steif im Rücken.
Drei Bohranker später hört man von Dirk, am Schachtgrund angekommen Ausrufe der Begeisterung, da es sehr großräumig weiter zu gehen scheint!
Doch wenig später, nachdem sich Dirk etwas genauer umgesehen hat, ist die Begeisterung verflogen. Denn: großräumig ist bekanntlich im Schneeloch der Hauptgang und da ist er tatsächlich wieder gelandet!
Steffen hat sich zwischenzeitlich, nur beim Herumstehen ein zweites mal verrissen, und droht nun vollkommen bewegungsunfähig zu werden, wir müssen daher abbrechen. Rasch wird noch der neue Abstieg zum Hauptgang vermessen, dann erfolgt endgültiger Rückzug.
Gegen 15 Uhr sind wir wieder draußen, schnell rüber zum Lager um dort zusammenzupacken und anschließende Treibjagd zum Auto, wo wir kurz vor der Dunkelheit eintreffen.
Abstieg
Gegen 21 Uhr 30 sind wir müde zu Hause angekommen.
Autor:
Markus Findeiß,
Frank Schlöffel
Fotos:
Thomas Munzert,
Dirk,
Frank Schlöffel
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