Forschungsberichte "Schneeloch" 2011

Gebiet: Tennengebirge
Objekt: Schneeloch 1511/7

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Schneeloch - das Comeback der alten Männer

Zeitraum: 19. - 21.08.2011
Teilnehmer: Johannes Potzel, Steffen, Frank Schlöffel

Bereits morgens um kurz nach 6 Uhr trafen wir uns bei besten Wetter in Nürnberg und wenig später waren wir auch schon unterwegs.
2 Jahre waren Steffen und ich mehr oder weniger "raus aus der Forschung", doch das sollte sich in diesem Jahr grundlegend ändern!
Wir wollten nochmals angreifen, auf unseren alten Tagen. Der Geist zumindest war willig doch ob unsere vom Nichtstun geschwächten Körper diesen Herausforderungen noch standhalten konnten...wir würden es sehen.
Johannes war zum ersten mal dabei, wir hatten uns im Frühjahr in der Fränkischen kennengelernt und ich konnte ihn überreden mal mitzukommen.
Die Anreise zumindest verlief schon mal problemlos und man mag es kaum glauben, wir fanden sogar auf Anhieb den richtigen Weg nach Österreich und weiter ins Tennengebirge. Das dürften wir unserem Instinkt verdanken, denn es steht außer Frage, das unsere wenigen, verbliebenen Gehirnzellen niemals in der Lage gewesen wären, den Weg nach 2 Jahren zu rekonstruieren.

Das Trio vor dem Aufstieg: Johannes, Steffen, Frank

Der schwere Weg hinauf...

Die erste richtige Härteprüfung war der Aufstieg und der Rucksack kam einem irgendwie doppelt so schwer wie früher vor. Immer wieder wurden kleine Stops eingelegt, Puls und Atmung kontrolliert, der Körper mit Nährstoffen versorgt und ich nutzte die Gelegenheit meinen Fotowahn auszuleben, bis wir schließlich gegen Mittag die Röth erreichten.

Bald ist es geschafft!

Damit hätten wir zwei älteren Herren den Tag eigentlich in Würde beschließen können, denn es grenzte schon an ein kleines Wunder, das es uns überhaupt nochmals vergönnt war die Röth zu erblicken...
Doch wir wollten mehr...wer hier wieder forschen will, muß schließlich leiden können, muß Freude daran haben sich zu quälen und zu schinden, da ist es grundsätzlich egal ob man erst 20 oder bereits gefühlte 70 ist!

Mit der lange vermissten Hektik wurde also ausgepackt und sortiert, denn es sollte tatsächlich noch am gleichen Tag ins Schneeloch gehen um endlich das Oberhaus abzuschliessen und anschließend auszubauen...
Wieder eine halbe Stunde Weg bis zum Haupteingang des Schneelochs, doch auch das meisterten wir und nach dem üblichen Umziehen ging es für uns auch schon hinein.
Unser Glück, der Einstieg zum Oberhaus ist nicht allzu weit vom Eingang entfernt, doch im Oberhaus selbst ziehen sich die Seilaufstiege hin, bis man endlich dort ist, wo das letzte Fragezeichen, ein steiler Schrägschlot zu untersuchen ist.

Frank am Einstieg

Johannes und Steffen

Gesagt, getan! Steffen gelang es den Schlot mit Hilfe der Bohrmaschine zu erobern... leider vergebens, denn oben angekommen mußte er feststellen das es nirgends weiter ging, der Schlot endete.
Dann der Ausbau, der sich grausam in die Länge zog.. es waren viele kurze Seile und zahlreiche Abhängungen...es dauerte und dauerte und bis wir schließlich wieder den Eingang erreicht hatten, waren beachtliche 6 Stunden vergangen...
Nochmals eine beschwerliche, halbe Stunde Weg bis zur Röth, doch dann hatten wir es geschafft! Nicht nur der knochenharte 20 Stunden- Tag hatte eine Ende, wir waren auch am Ende!
Und doch, entgegen allen Warnungen unserer Ärzte hatten wir zwei Alten den Tag unbeschadet überstanden.
Das abschließende leckere Abendessen hatten wir uns heute mehr als verdient. Es brachte unsere geschwächten und von den Strapazen gezeichneten Körper zwar wieder etwas zu Kräften, konnte jedoch auch nicht verhindern das sie gegen 1 Uhr in Tiefschlaf verfielen... Und doch stand fest: wir würden wiederkommen!

Autor: Frank Schlöffel
Fotos: Frank Schlöffel



Schneeloch - der Anschluß des Murenschachts

Zeitraum: 28.10. - 01.11.2011
Teilnehmer: Jürgen Zottmann, Dirk, Johannes Potzel, Berti Miele, Sebastian Heiland

Nur in den ältesten Schriften stößt man auf vereinzelte Hinweise, wonach es früher einmal eine Epoche gegeben haben muß, in der an der Röth regelmässig mit grosser Teilnehmerzahl geforscht wurde. Offiziell bestätigt wurden diese Sagen und Gerüchte bis heute nie und so ranken sich auch heute noch unzählige Legenden um diese Helden und Pioniere der Höhlenforschung...

Und auch wir sollten bei dieser Tour Geschichte schreiben, zumindest eine kleine....nicht nur weil wir die unvorstellbare Anzahl von 6 Forschern für diese Tour motivieren konnten, sondern auch, weil mit dem Anschluß des Murenschachts an das Schneeloch ein Zusammenschluß von zwei Höhlen gelungen ist, den kaum mehr jemand für möglich gehalten hatte.
Doch der Reihe nach...

28.10:
Die Vorhut, bestehend aus Jürgen und mir startet am Freitag gegen 13 Uhr in Nürnberg und nach störungsfreier Fahrt wird unser dritter Mann, Johannes am Fuß des Tennengebirges eingesammelt. Mit viel Material, Vorräten, Lebensmitteln, Bohrmaschine und entsprechend schweren Rucksäcken geht's in ca. 1,5 Stunden hinauf und bereits in der Dunkelheit erreichen wir die Röth...ein paar kleine Schneereste finden sich dort.
Nach der üblichen Materialschlacht widmen wir uns den angenehmen Dingen des Lebens, die da sind, eine Würstelsuppe, die nicht nur uns, sondern auch die 3 Nachkommer Dirk, Berti und Sebi stärken soll und anschließend unseren Schlafsäcken.
So erleben wir nur noch im Halbschlaf mit, das die drei gegen 1 Uhr einlaufen...

29.10:
Es wird ausgeschlafen! Erst nach 10 Uhr blickt jemand zufällig mal auf die Uhr und mit Erschrecken schälen sich alle aus den Schlafsäcken...
ein ausgiebiges Frühstück steht an und in einer anschließenden Diskussion wird nicht etwa über das Thema Höhle gesprochen, sondern es gibt eine erste hitzige Diskussion zum Thema "Energieversorgung in der Zukunft", ein Thema welches auch an den Folgetagen immer wieder für reichlich Gesprächsstoff sorgen sollte....

Schluß mit lustig... los geht's!

Das Team

Irgendwann, gegen 12 Uhr ist aber Schluß mit Lustig und alle Mann machen sich doch noch auf den Weg... eine wirkliche Herausforderung wartet auf uns, denn der seit Jahren überfällige Anschluß des Murenschachts an das Schneeloch, Bereich Schlangenschlund soll endgültig hergestellt werden. Wenn's diesmal nicht gelingt, wann dann? Schließlich haben wir theoretisch 3 Forschungstage zur Verfügung...

Jürgen und Sebi bilden das Murenschachtteam, das zielstrebig den von Seiten des Murenschachts vermuteten Anschlußpunkt ansteuert.
Für alle anderen geht's über den Schneelocheingang, dann über die neue Verbindung zum Schlangenschlund bis zum Grabungsendpunkt in den Hoonithendom...

Am Schneeloch

Man mag es kaum glauben, das Dirk als er als erster den Sandtunnel Richtung Hoonithendom absteigt und dabei noch mindestens 30m vom Grabungsendpunkt entfernt ist, glaubt eine Stimme zu hören, die ihm irgendwie bekannt vorkommt... Je näher wir dem vermuteten Anschlußpunkt kommen, desto deutlicher wird die Stimme und irgendwann sind auch die letzten Zweifel verflogen: es ist tatsächlich Jürgen, der sich auf Seiten des Murenschachts die Lunge nach uns ausschreit. Eigentlich unfassbar aber wahr und natürlich eine äusserst angenehme Überraschung... Und noch viel angenehmer ist, das man Sebi durch ein faustgroßes Löchlein bereits die Hand reichen kann! Das riecht nach einem schnellen Durchbruch...

Der Schluf zum Murenschacht

Von beiden Seiten wühlen sie wie die Maulwürfe, Unmengen loser Sand und Geröll und auf Seiten des Murenschachts zwei größere Felsplatten werden bewegt und tatsächlich, nach einer knappen Stunde ist es vollbracht. Der Anschluß des Murenschachts an das Schneeloch ist hergestellt und das Schneeloch damit 434m länger und nun beinahe 10,5km lang. Das waren die wohl schnellsten 400m seit Beginn unserer Forschungen, so könnte es in Zukunft weiter gehen...

Was nun ist die Frage, denn damit haben wir unsere Pflicht praktisch schon erfüllt...
Wir beschließen diesen Tag Feierabend zu machen und teilen uns in 2 Grüppchen die entweder durchs Schneeloch oder durch den Murenschacht aussteigen. Als wir wieder im Lager ankommen, ist es seit etwa einer Stunde dunkel.
An diesem Abend erwarten uns Nudeln mit Hackfleischsauce und eine weitere intensive Diskussion zum Thema "Energieversorgung"... schließlich betrifft das Thema auch uns Höhlenforscher: Karbidlampen sind verpönt, Hochleistungsakkus müssen auch an der Röth geladen werden, Handys, Bohrmaschinen, Laptops, Kameras all das schreit nach Saft!
An der Frage, ob man nach den Vorfällen in Japan, den geplanten Reaktor "Röth 1" noch ruhigen Gewissens verwirklichen kann, scheiden sich die Geister. Als Alternative steht unter anderem ein umweltfreundlicher Windpark im Eingangsbereich des Schneelochs zur Diskussion...

30.10: Es ist auch heute wieder recht spät, als wir uns endlich aus den Schlafsäcken quälen...
Die Frage: was machen wir heute? Unser Problem: wir haben nur eine Bohrmaschine...also wird's mit 2 Teams immer schwierig.
Schließlich die Erleuchtung: Jürgen, Sebi und ich bauen als erstes den Brillenschacht aus, Berti und Dirk wollen die letzten Seile aus dem Knirpsbereich bergen und danach wollen wir uns am Wolpertinger treffen...der steht schon lange ganz weit oben auf unserer Wunschliste.

Als wir kurz vor Mittag aufbrechen, verläßt uns Johannes. Er hat leider keine Zeit mehr und steigt ins Tal ab.
Jürgen, Sebi und ich machen uns auf den Weg zum Brillenschacht, den wir nach etwas über 30 Minuten erreichen. Am Umkleideplatz, auf einer wunderschönen Wiese könnte man wohl den ganzen Tag in der warmen Sonne verbringen, so fällt uns sichtlich schwer in die ungemütliche Höhle einzusteigen.

Auf der Wiese am Brillenschacht

Auf der Wiese am Brillenschacht

Doch die Pflicht ruft, denn der allerletzte Einsatz im Brillenschacht, der Seilausbau steht an!
Etwas wehmütig wird man da schon, wenn man so wie ich, als "Mann der ersten Stunde im Brillenschacht", der von Anfang an, bei jeder Forschungstour dabei war, nun den endgültigen Abschluß, das ultimative Ende miterleben muß... aber so ist das eben, es werden neue Höhlen kommen und die Seile werden dort gebraucht werden...

Der Seilausbau zieht sich bei beiden Teams doch erheblich in die Länge und Dirk gelingt es darüber hinaus an einer bewetterten Versturzstelle im Fidel Castro, wo er schon vor Jahren immer mal wieder herumgestochert hat, einige Meter voranzukommen. Letztlich kann man dort sogar in größere Räumlichkeiten schauen, erreichbar sind sie vorerst aber noch nicht, da müßte noch einiges erweitert werden. Diese Stelle werden wir uns im kommenden Jahr mit Sicherheit nochmals genauer anschauen.

Wieder draussen: Jürgen und Sebi

Erst am späten Nachmittag kommen beide Teams wieder aus der Höhle heraus um sich wie vereinbart am Wolpertinger zu treffen.
Doch darüber wird an anderer Stelle berichtet werden...

Autor: Frank Schlöffel
Fotos: Frank Schlöffel



Schneeloch - der Saisonabschluß

Zeitraum: 11. - 13.1.2011
Teilnehmer: Frank Schlöffel, Steffen

Zum Ende der Saison hatte es Steffen und mich nochmals ins Tennengebirge verschlagen.
Die Voraussetzungen waren geradezu ideal, denn nach wie vor, war von Schnee weit und breit keine Spur zu sehen, im Gegenteil es sollte mild und sonnig sein.
Es gab einiges aufzuarbeiten, insbesondere sollten endlich der Schlangenschlund und der erst vor einer Woche an das Schneeloch angeschlossenen Murenschacht in den Gesamtplan eingearbeitet werden. Dazu war eine gründliche Begehung anhand des von Markus gezeichneten Plans erforderlich um mögliche Unklarheiten zu klären.

Nachdem wir am späten Freitag abend oben angekommen waren, die übliche Materialschlacht überstanden war, der Kampf mit dem Ofen auch gewonnen war, konnte noch etwas relaxt werden... der erste Glühwein der Saison schmeckte zwar nicht berauschend, berauschte aber wenigstens uns und noch viel wichtiger... er wärmte! Eine heiße Würstelsuppe rundete den Vollmondabend an der Röth ab, wobei es in der Doline so hell war, das man teilweise ohne Lampe rumlaufen konnte. Gegen 1 Uhr gings in die Schlafsäcke...

Steffen unterwegs zum Schneeloch

Im Murenschacht

Am nächsten Morgen wurde um 9 Uhr geweckt, etwa eine Stunde später gings zum Schneeloch rüber und gegen 10 Uhr 30 stiegen wir ein. Die Verbindung zum Schlangenschlund war uns noch von letzter Woche bestens bekannt.

Im Murenschacht

Im Murenschacht

Wir haben anhand des Plans von Markus diesen Übergang zum Schlangenschlund nochmals genau untersucht und den Plan so ergänzt, das ich in der Lage bin, ihn in den Gesamtplan zu übernehmen.
Die zahlreichen Abzweigungen in diesem Bereich münden durchwegs wieder in bereits bekannte und bearbeitete Teile des Schneelochs ein, lediglich 2 steil ansteigende Schrägschlote bleiben hier zu untersuchen...

Weiter gings in die Hauptetage des Schlangenschlunds und hier das gleiche Spiel: es wurde alles nochmals von uns abgegangen, besichtigt, die Zeichnungen ergänzt...auch hier bleiben nur 2 Fragezeichen offen, die beide auch im Plan vom Markus vermerkt sind.

Zu guter letzt wartete der Murenschacht auf uns...wieder gings durch den erst vor einer Woche ausgeräumten aber natürlich nach wie vor engen Schluf rüber in den Murenschacht. Ich kannte diese Höhle bisher noch garnicht, so war es dann doch interessant hier mal alles zu sehen.
Wir konnten uns sehr gut am Markusplan orientieren, der die Verhältnisse exakt wiedergibt, machten noch einige Fotos und erreichten schließlich den alten Mäander, den Umkehrpunkt unserer Tour.

Anschließend gings gemütlich wieder Richtung Ausgang, den wir etwa 18 Uhr 15 erreichten und eine knappe Stunde später waren wir wieder an der Röth.

Wieder draussen

Wir stärkten uns mit Nudeln und Hackfleischsauce, einer Büchse Bier und dem letzten Tropfen Ouzo den es hier noch gab...

Am nächsten Tag gings wieder Richtung Heimat. Eine schöne Abschlußtour 2011...

Autor: Frank Schlöffel
Fotos: Frank Schlöffel


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