Tourenberichte "Schneeloch" 2002

Gebiet: Tennengebirge
Objekt: Schneeloch 1511/7

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2002 Schneeloch - Operation Mäander

Zeitraum: 4.10.2002
Special - Cave - Operations - Group(SCOG):
Capt. Stefan Hedler, Capt. Jürgen Zottmann, Capt. Frank Schlöffel

Am 4.10.2002 war es soweit: Ein Schlechtwettertag, der eine Forschung im schwarzen Mann als zu gefährlich erscheinen ließ, sollte für den ersten größeren Vorstoß im neuen Mäander des Schneelochs, genutzt werden.

Teile der SCOG vor dem Einsatz

Um 9 Uhr rücken wir ein. Diesmal geht es ohne irgendwelche Zwischenfälle direkt vom Gigantentunnel aus in die neuen Teile. Zwei Dübel, die an der 6 m - Stufe zu setzen sind, entnehmen wir unserer Spezialausrüstung. Nur wenig später befinden wir uns an der Mäanderstufe, an der uns letztes Jahr das Seil fehlte.
Jahre lang wurden wir auf diesen Einsatz vorbereitet, so stimmen die Handgriffe, alles geht schnell und leise vor sich.

Wieder wird gedübelt, dann können wir 4 Meter abseilen - der Bodencanyon ist zu eng um weiter hinunter zu kommen! Es muss gequert werden um nach einigen Metern eine passende Stelle zu finden, die einen weiteren Abstieg erlaubt. Nochmals wird gedübelt, wieder geht es 4 Meter hinab. Der Mäander wird nun geräumiger, zieht mäßig steil hinab und leitet erneut zu einem Schachtabbruch.
Capt. J. Z. übernimmt erneut den Einbau - er hat sich bei vielen Spezial- einsätzen umfangreiches Wissen angeeignet. 10 Meter müssen wir abseilen, erreichen einen kleinen Raum von etwa 5 auf 3 Meter. Endlich Platz!
Der kleine Raum scheint sicher zu sein, so legen wir unsere schweren Ausrüstungen erst einmal ab.


Mäanderstufe

Abstieg zur Wasserfallhalle

Am gegenüberliegenden Raumende zeichnet sich ein weiterer Schacht ab. In Rückrichtung blicken wir in einen geräumigen Gang in den ein Wasserfall aus dem Deckenbereich einfällt. Dahinter fällt der Gang in eine Halle von etwa 8 auf 6 m ab. An deren tiefsten Punkt, am rechten, hinteren Hallenende erneut ein Schacht!
Doch wir haben keinen Befehl in diesen Bereich vorzustoßen. Capt. St. H., der vorsichtige und besonnene unter uns macht uns nochmals eindringlich auf die möglichen Konsequenzen aufmerksam.

So wenden wir uns also der 2.Fortsetzung zu, dem Schacht bei dem wir unsere Ausrüstung abgelegt haben.

Das Licht unserer Karbidlampen wird irgendwo reflektiert, ich werde ständig geblendet, das nervt. Nun erkenne ich auch die Ursache: Capt. J.Z. konnte es sich nicht verkneifen, seine letzte Auszeichnung, die "goldene Fledermaus", an seine, vor Stolz geschwellte Brust zu heften. Ein Captain, ganz nach dem Geschmack der Vorgesetzten, er wird's noch weit bringen.

„Seil frei"! Die schrille Stimme von J. Z. reist mich jäh aus meinen Gedanken. Der Schacht ist 6 m tief - wieder eine dieser kleinen Stufen, die Zeit und Material kosten!

Unsere Spezialausrüstung ist fast aufgebraucht, wir wissen an der nächsten Seilstufe müssen wir umkehren. Doch zunächst erreichen wir am Schachtgrund ein kleines Räumchen, dass etwa 3 mal 3 Meter misst. Am hinteren Ende verschwindet erneut ein Mäander hinter Blöcken. Dieser ist eng, ein Mäander wie wir ihn tausendmal trainiert haben! Man suhlt am Boden durch einige Schlammtümpel, ein 90 Grad-Knick erschwert das Vorwärtskommen, gleichzeitig fräsen sich scharfkantige Wandhacheln in die Schlaze.

6m - Stufe vor dem engen Mäander

Ist das wirklich die Hauptfortsetzung? Der starke Luftzug sagt „ja" und unser Befehl auch!
Nach 15 Meter Quetscherei ist es geschafft, ein weiterer Schachtabbruch erwartet uns. Unten scheint es größer zu sein, soviel können wir einsehen.

Doch für heute heißt es Rückzug. Die ‚Operation Mäander' kann als voller Erfolg der SCOG eingestuft werden.


Epilog:

Capt. J. Zottmann machte bei der SCOG eine steile Karriere: eineinhalb Jahre später wurde er zum General befördert und nochmals 5 Jahre später zum Admiral, heute ist er im Vorruhestand.

Capt. St. Hedler reichte nach der Operation Mäander sein Rücktrittsgesuch ein. Ein Jahr später soll er sich eine alte Mine gekauft haben in der nach Gold schürfte und über Nacht reich wurde.

Capt. F. Schlöffel blieb der SCOG weitere 7 Jahre im Range eines Captains erhalten. Danach hat er sich seiner alten Leidenschaft, dem Schreiben gewidmet.

Autor: Frank Schlöffel


2002 Schneeloch - Unter der Picknickhalle

Zeitraum: 02.11.2002
Teilnehmer: Steffen, Jürgen Zottmann, Dirk, Frank Schlöffel

Es ist ein verregneter Morgen, gegen 9 Uhr, als Steffen und ich erneut ins Schneeloch einsteigen.
Unser Ziel ist die komplette Vermessung der neuen Bereiche. Jürgen und Dirk werden erst einige Stunden später folgen, sich an die Spitze setzen und den Einbau weiter vorantreiben.

Die Vermessung geht insgesamt relativ zügig voran, Steffen und ich haben uns gut eingespielt, nur in den engen Mäanderbereichen quälen wir uns.
Um etwa 11 Uhr erreichen uns Jürgen und Dirk, während Steffen und ich gerade in der Wasserfallhalle vermessen. Die beiden beschließen als erstes den bei der letzten Tour zurückgelassenen Schacht am Hallenende einzurichten, damit dieser Bereich (der hoffentlich unten abschließt! ), gleich von uns mit aufgenommen werden kann.
Der Schacht ist etwa 10 m tief, unten erneut ein größerer Raum von ca. 8 auf 5 Meter. Und - oh Schreck - zwei Fortsetzungsmöglichkeiten gibt es hier, noch dazu bewettert! Fluchtartig ziehen wir und aus diesem Bereich zurück, nur nicht schon jetzt in zig Äste verzetteln! Dieser Bereich muss gesondert bearbeitet werden, später.



Wasserfallhalle

Zurück zum Hauptgang: der Umkehrpunkt der letzte Tour, ein Schachtabbruch nach den engen Mäanderbereichen ist etwa 10 m tief. Unten ist es dann tatsächlich geräumiger, aber auch nasser als bisher. Es gibt keinen Bodencanyon mehr, der bereits vor den Abseilstufen das Wasser aufnimmt. Von allen Wänden tropft es herab und der Einbau der nächsten Stufe dauert etwas, sie ist immerhin 18 m tief. Die immer kleiner werdenden Zwischenstufen werden immer nasser, Steffen und ich fangen ordentlich an zu frieren. Beim Vermessen hat man leider kaum Möglichkeiten sich richtig warm zu halten, noch dazu bei der kalten Bewetterung in dieser Höhle. So treten wir immer auf der Stelle, beneiden die beiden anderen die sich warm dübeln können.

Nasse Zwischenstufe

Nun haben wir nur noch ein 15 m Seil übrig, dass gerade für die nächste, ca. 10 m tiefe Stufe reicht. Nur für 2 Leute, Dirk und mir, ist hier gesichert gerade noch Platz. Wir werfen Steine in den Folgeschacht. Hoppla, die fallen einige Sekunden, schlagen aber zwischendurch gelegentlich auf.
Wir schätzen die Folgestufen auf mindestens 60 m Tiefe, damit ergibt sich eine Gesamttiefe der neuen Teile von etwa 120 Meter.

Um 18 Uhr treten wir den Rückweg an, um 19 Uhr 30 sind wir draußen. Es regnet, aber das stört uns heute überhaupt nicht.

Fazit:
Die Vermessung der neuen Teile erfolgte bis zum Forschungsendpunkt dieser Tour, der auf -72 m ( unter Eingang ) liegt. Dieser Punkt liegt nach den uns vorliegenden alten Plänen etwa 65 Meter unter den südlichen Teilen der Picknickhalle. Der starke Luftzug deutet auf weitere Fortsetzungen hin, die Folgeschächte wurden mittels Steinwurf auf mind. 60 m Tiefe geschätzt.

Autor: Frank Schlöffel


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