Tourenberichte "Steinernes Meer" 2004 bis 2006

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STM - Leiterkopf - Expedition 2005

Zeitraum: 10. - 14.08.2005
Teilnehmer: Frank Schlöffel, Dirk, Steffen


In der zweiten August-Woche scheinen ja nun alle nur erdenklichen Expeditionen stattzufinden. So blieb mir nichts anderes übrig, als auf zwei Hochzeiten zu tanzen. Nachdem ich die Salzburger Forschung im Sandkar vorzeitig verlassen, das Tennengebirge wieder abgestiegen bin und mich kurz sortiert hatte, hockte ich mich Donnerstag in eines der ersten Boote, die über den Königssee setzten.
Die STM-Forschung läuft bereits seit letztem Wochenende. Im Tennengebirge hatten wir Montag ca. 20cm Neuschnee und Minusgrade. Ob es am Leiterkopf ähnlich war?
Nach der letztjährigen Gastforschung am Leiterkopf, die ich mit Frank besuchte, stand schon letztes Jahr fest, dass wir wieder kommen werden.
Heute ist es für mich soweit...

...das Boot auf dem Königssee stoppte nun, um Trompetenklänge in die Natur zu schmettern...

Wir konnten Steffen Honig um den Mund schmieren und für die Aktion "Leiterkopf" gewinnen. Ich hab vor ein paar Wochen mit Ihm schon einiges an Verpflegung ins Biwak gebracht. Und gestern ist er bereits mit Frank aufgestiegen. Damit wären wir schon drei "Guano's" auf dem Leiterkopf. Oben ist nun noch Toni, Elisabeth und Rainer. Vorzeitig abgestiegen ist Matthias und Philipp. Ich bin mal bespannt wie es wird...

Das Boot setzte pünktlich 10 Uhr in Salet an, ich warf den 30 Kilo schweren Rücksack auf und begab mich auf den unendlich langen Marsch in Richtung Steinernes Meer - Plateau. Nach einigen hundert Metern, merkte ich bereits, dass ich wieder einmal auf nichts verzichtet hatte. Ich hechelte an der Fischunkelalm vorbei und überholte eine Menge Gleichgesinnte, die auf Ihrem Weg ins Hagengebirge, in den Eisgraben waren.
An der Wasseralm musste eine einstündige Rast her, bevor es frisch gestärkt an die zweite Etappe ging. Das Wetter war für den Aufstieg perfekt, trotz dass es ab der blauen Lake etwas neblig wurde.
Nach der kleinen GPS-Spikerei, war es dann soweit. 17 Uhr warf ich den ersten Blick in das schon eingelebte Biwak. Toni und Elisabeth rätselten einige Zeit, wer wohl die graue Siluette im Nebel war, die da so einsam und mit riesiger Blase auf dem Rücken, umherstand.
Dann gab ich mich aber doch zu erkennen und warf meine schwere Last ab. Den ersten, schon ersehnten Tee nahm ich dankend in empfang. Kühl und neblig war es, aber vom Schnee keine Spur mehr.
Rainer, Frank und Steffen waren noch auf Tour in der E4.
Ich machte es mir gemütlich. Irgendwann stand dann mein Zelt und meine Utensilien waren überall gleichmassig verteilt. Der hier herrschende Brotüberfluss wurde von mir mit zwei weiteren Leibern aufgestockt und das Motto für die nächsten 3 Tage geschaffen: "Esst mehr Brot!"
Rainer, Frank und Steffen, die für heute die Vermessung der E4 beendeten, stießen Abends zu uns und der Abend wurde bei einem leckeren Essen und der Planung des nächsten Tages beendet. Leider ohne Sternenhimmel.

Freitag, 12. August 2005
9 Uhr wurde das Frühstück freigegeben, welches in noch langsamen Bewegungen zu sich genommen wurde. Zwei Stunden später stand man eingeschlazt, hoch motiviert und abmarschbereit am Biwak. Unser Weg führte uns nochmals in die E4.

Eingang E4

Leider konnte noch kein Anschluss an den Schneebläser gefunden werden.

Sollte es heute vielleicht klappen? Frank und Steffen gingen schon mal vor und vermaßen noch einen Abzweig. Rainer, Elisabeth und ich gingen nach und fotografierten an markanten Stellen.

Eingangsbereich in der E4

Eisbrücke in der E4

Schacht vor Abseiler in Endhalle E4

Endhalle in der E4

Endhalle in der E4

Als alle am Endpunkt der Höhle eintrafen, beratschlagte man die weitere Vorgehensweise und hielt Frank ein Geburtstagsständchen ab.
Dann ging es weiter. Die letzte interessante Fortsetzung, ein Fenster, sollte erklettert werden.
Steffen übernahm dies und es wurde etwas mehr an Gesamtlänge, aber keine Ausschlaggebende Fortsetzung gefunden. Erledigt. Das Objekt E4 ist vollständig vermessen und wartet nun auf den Ausbau. Es fehlt nun nur noch ein ordentlicher Name, anstelle von E4.
Nach dem Ausbau widmete man sich nun einem anderen Objekt, welches sich nicht weit entfernt befand. Auch hier wurde vollständig vermessen und ebenfalls der Abschluss erklärt. Jeweils wieder mit Fotos dokumentiert. Worauf das Objekt seinen Spitznahmen "Fotostübchen" erhielt.

Fotostübchen

Fotostübchen

Auf dem Rückweg entstand noch ein Panorama vom Leiterkopf, bevor man im Biwak die großen Kochkünste spielen ließ und sich zur späten Stunde über Franks Geburtstagskuchen und über den Brotüberfluss hermachte. Ohne sich auf einen neuen Namen der E4 zu einigen, ging es in die Schlafgemächer aus Polyester.
Für mich erst einige Stunden später, da der Sternenhimmel mit Fotoexperimenten ausgenutzt wurde.

Leiterkopf

Foto-Experimente

Polarstern mit Flugzeugspur

Milchstrasse

Samstag 13.08.2005:
Regen prasselte aufs Zelt. Ließ aber irgendwann nach und erlaubte uns an der frischen Luft, unter "freiem" Himmel zu frühstücken.
Heute sollte eine größere Tour stattfinden. 11 Uhr ging's los. Ziel war es im Schneebläser, hinter der Hall of Bandits, den schon einmal begangenen Kluftteil zu vermessen. Rainer, Steffen, Frank, Elisabeth und meine wenigkeit begaben sich in die nicht weit entfernte Eiskristallhöhle, durch die wir uns in den Schneebläser vorarbeiteten. In der Hall of Bandits inspizierte man noch den Wasserschacht, der heute nur einen leichten Regen aufwies. Aber der Schacht endete im absolut dichten Verbruch. Rückzug!

Hall of Bandits

Parallel zur Wasserschachterkundung hatte Rainer den Weg für das Vermessungsteam, in das Fenster der Hall of Bandits geebnet. Nun ging es in ans Eingemachte. Die Höhle ändert hier Ihr Gesicht. Starke Bewetterung und Größe werden spürbar. Es blies uns kühl entgegen.
Die nun folgende Kluft wurde für weitere Befahrungen von Rainer komplett ausgebaut. Viele mögliche Fortsetzungen wurden abgegrast und offene als Fragezeichen vermerkt. Frank und Steffen zogen die Messzüge hinter sich her und zeichneten wild in Ihren Unterlagen. So macht's Spaß!
Ich versuchte mich an einigen Fotomotiven, wobei Elisabeth Modell stand.

Kluftgang Schneebläser

Kluftgang Schneebläser

Die Kluft besitzt zwei sehr interessante Fortsetzungen. Einer möglichen, tiefer gelegenen und einer vermutlich erkletterbaren Kluftverlängerung auf gleicher Höhe. Beides Stoff für nächstes Jahr. Genug wilder Luftzug ist ja vorhanden!
Die Vermessung der Kluft konnte dieses Jahr noch nicht ganz abgeschlossen werden. Es dürften noch ca. 100-120m aufzunehmen sein.
Auf dem Rückweg wurde der Eisabstieg noch etwas umgebaut, da das Seil nicht optimal dort verlief, wo es eigentlich sollte. Dann ging es für dieses Jahr wieder an die Oberfläche.

Eissäule über Eisschachtabstieg

class="normal"21 Uhr war die Eiskristallhöhle wieder ausgebaut und nun Zeit für die warme Suppe, bevor man sich schlafen legte und sich schon über die Abreise leichte Gedanken machte.

Schade, schon wieder vorbei! - Auf zwei Hochzeiten tanzen ist nicht gut. Man hat von beiden zu wenig!

Sonntag 14.08.2005:
Der Sonntag begann sehr früh. 7 Uhr ertönte ein schrilles Radio in der Karrenlandschaft. Gähnende Laute wurden vernommen und das Wetter war perfekt!
Nun war aufstehen, Frühstücken, die 7 Sachen in der Sonne trocknen, packen und das Biwak abbauen angesagt.
Ohne Hektik war dies 11 Uhr erledigt und der Abstieg wurde nach dem Gruppenfoto in Angriff genommen. Mit einigen Pausen wurde 16 Uhr an der Saletalm das obligatorische Schnitzel eingenommen, bevor wir mit dem letzten Boot wieder zurück in die Zivilisation segelten.

Rainer, Steffen, Elisabeth, Dirk, Toni, Frank

Autor: Dirk
Fotos: Dirk


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